Klöckner & Co – Kursdesaster nach deftiger Gewinnwarnung

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Große Überraschung war es keine mehr, als der Stahlhändler Klöckner & Co. Jetzt seine Prognose für das dritte Quartal und das gesamte Geschäftsjahr 2022 kassierte. Dennoch sackt der ohnehin schon stark gedrückte Kurs weiter ab.

Dramatischer Verfall der Stahlpreise

Stahlunternehmen spüren einen Wirtschaftsabschwung meistens besonders schnell und stark. So auch diesmal. Weil sich die Stahlpreise in den letzten 12 Monaten zum Teil nahezu halbiert haben, stehen Aktien aus der Branche seit Monaten unter Druck.

Das Bankhaus Metzler hatte in der vorigen Woche denn auch bei Klöckner eine baldige Gewinnwarnung prognostiziert und die Aktie auf Verkaufen abgestuft. Auch andere Analysehäuser hatten ihre Prognosen für die Stahlunternehmen und damit auch für Klöckner nach und nach reduziert.

Gestern nach Börsenschluss kam dann Klöckner & Co. tatsächlich mit einer so genannten Prognoseanpassung heraus. Und zwar einer sehr deutlichen: Hatte das Duisburger Unternehmen beim operativen Ergebnis (EBITDA) für das dritte Vierteljahr bislang noch mit 50 bis 100 Millionen Euro kalkuliert, sind es nun nach vorläufigen Berechnungen gerade noch 16 Millionen Euro geworden.

Der Rückgang ist auch wegen einer „unvorhergesehenen Bestandsabschreibung“ so gravierend ausgefallen. Klöckner hat nämlich wegen der gefallenen Metallpreise seine Bestände niedriger bewertet und zudem seine Lager abgebaut. Das hat zwar zu einem positiven Cashflow von rund 150 Millionen Euro geführt, aber das Ergebnis noch stärker als vielfach erwartet gedrückt.

2022 weniger als halb so viel Gewinn erwartet wie 2021

Auch für das gesamte Geschäftsjahr 2022 hat das Management um Vorstandschef Guido Kerkhoff die Voraussage erheblich gekappt. Statt den bisher angepeilten 500 Millionen Euro EBITDA sollen es nun nur noch 400 Millionen Euro vor wesentlichen Sondereffekten werden und damit weniger als die Hälfte im Vergleich zu 2021 mit 848 Millionen Euro.

Mit 400 Millionen Euro erzielt Klöckner zwar nach eigenen Angaben eines „der besten Jahresergebnisse seit dem Börsengang im Jahre 2006“. Der größte Teil dieser Gewinne stammt allerdings aus dem ersten Halbjahr, als die Stahlpreise noch relativ hoch waren und die Geschäfte gut liefen.

Ebenso wie  für das dritte Quartal verweist der Stahlhändler auch für 2022 insgesamt auf „einen außergewöhnlich positiven Cashflow“ aus betrieblicher Tätigkeit sowie aus Sondereffekten von Immobilienverkäufen in der Schweiz und in Frankreich.

Kurshalbierung seit März dieses Jahres Die Aktie des SDAX-Werts, die bereits seit dem Jahreshoch von 13,30 Euro Ende März unter die Räder geraten war, brach nach den Zahlen im frühen Vormittagshandel um weitere 13 % auf Kurse zwischen 6,40 und 6,50 Euro ein. Das ist das tiefste Niveau seit dem Beginn des Corona-Crashs im Februar 2020.