Klöckner – butterweich statt stahlhart

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Die Duisburger Stahlhandelsgesellschaft Klöckner & Co hat 2022 bei weitem nicht so viel verdient wie im Rekordjahr zuvor. Aber die Erwartungen der Analysten und die eigene Prognose wurden leicht übertroffen. Die Aktie gibt nach.

Gewinne mehr als halbiert

Der starke Rückgang der Stahlpreise von 6000 Dollar je Tonne auf bis zu 3500 Dollar hat den Gewinn des SDAX-Unternehmens steil abfallen lassen. Denn Stahl ist, auch wenn Klöckner zunehmend Transaktionen mit Nicht-Eisenmetallen durchführt, das mit Abstand wichtigste Handelsprodukt. Entsprechend hat der Preisverfall die Ergebnisse vor allem im zweiten Halbjahr deutlich unter das Vorjahresniveau fallen lassen.

Das Management hatte deswegen bereits im vorigen Oktober die Notbremse gezogen und seine Prognose für das operative Jahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 500 Millionen Euro auf 400 Millionen Euro gestutzt.

Prognose geringfügig übertroffen

Dieser Betrag wurde immerhin nun übertroffen. 417 Millionen Euro standen für das EBITDA letztlich zu Buche. Im Vergleich zum Rekordjahr 2021, als der Stahlpreise steil in die Höhe geschossen war bedeutet das jedoch mehr als eine Halbierung. Denn damals hatte Klöckner operativ 848 Millionen Euro verdient.

Unter dem Strich, also nach Steuern, sackte das Konzernergebnis ebenfalls um weit über die Hälfte ab – von 629 Millionen Euro auf 259 Millionen Euro. Dementsprechend ging auch das Ergebnis je Aktie von 6,21 Euro auf 2,54 Euro zurück. In ähnlichem Ausmaß soll auch die Ausschüttung an die Aktionäre schrumpfen. Nach einem Euro je Aktie schlägt das Management eine Dividende von 0,40 Euro vor.

Umsätze auf Rekordniveau

Anders als beim Gewinn setzte Klöckner beim Umsatz 2022 die Rekordjagd fort. Die Verkaufserlöse schnellten um  26% auf 9,4 Milliarden Euro nach oben, bedingt vor allem durch die im Jahresdurchschnitt deutlich gestiegenen Stahlpreise. Nahezu die Hälfte der Erlöse stammte aus den USA, wo das Geschäft besonders florierte. Das Nordamerika-Geschäft hat Klöckner vor kurzem mit dem Zukauf eines Unternehmens weiter gestärkt. Die gelieferten Mengen an Stahl und anderen Metallen  gingen dagegen 2022 konzernweit um 4,1% auf 4,7 Millionen Tonnen zurück.

Das immerhin soll sich 2023 laut dem Ausblick des Managements ändern. Klöckner rechnet mit einer beträchtlichen Steigerung der Liefermengen. Da jedoch das durchschnittliche Stahlpreisniveau unterhalb des durch das hohe Niveau im ersten Halbjahr aufgeblähten Werts von 2022 liegen soll, werde der Umsatz voraussichtlich niedriger als 2022 ausfallen.

Zu Optimismus Anlass gibt immerhin die aktuelle Preisentwicklung. Seit dem Tief von 3500 Dollar Ende Oktober 2022 haben sich die Stahl-Notierungen auf derzeit rund 4250 Dollar erholt. Ende 2022 waren es noch knapp 4000 Dollar. Der Gewinn soll zwar „auf einem starken Niveau“ liegen, aber niedriger sein als 2022.

Positiver Ausblick fürs erste Quartal 2023

Etwas konkreter als für das Gesamtjahr wird das Management beim weit fort geschrittenen ersten Quartal 2023. Sowohl die Mengen als auch die Umsätze sollen deutlich höher liegen als im Quartal zuvor. Beim operativen Gewinn EBITDA soll das Ergebnis in den ersten drei Monaten 2023 zwischen 40 Millionen Euro und 90 Millionen Euro betragen. Im Vierteljahr zuvor war das EBITDA noch bei minus 22 Millionen Euro gelandet. An der Börse wurden die Zahlen mit sinkenden Kursen quittiert. Die Notierung der Klöckner-Aktie pendelte sich im Vormittagshandel bei einem Niveau rund um 10 Euro ein. Das ist ein Minus von 3% gegenüber dem Vortag. Seit dem Jahresbeginn hat die Aktie knapp 10% zugelegt, seit dem Sechsmonatstief kurz nach der Gewinnwarnung vom Oktober 2022 sogar um über die Hälfte.