Italienische BPER-Bank will Mitbewerber BPSO übernehmen
Auf dem italienischen Finanzsektor bahnt sich schon wieder ein Mega-Übernahmedeal an. So hat Italiens viertgrößte Bank, die Banca popolare dell’Emilia Romagna (kurz: BPER), am vergangenen Donnerstag dem kleineren Mitbewerber Banca Popolare di Sondrio (kurz: BPSO) ein unverbindliches Übernahmeangebot in Form eines Aktientausches unterbreitet.
Am Tag darauf hat BPSO den Eingang des Angebots bestätigt und mitgeteilt, dass es die Offerte prüfen werde. Bevor ich jedoch näher auf das unverbindliche Übernahmeangebot eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Bankhäuser kurz vorstellen.
BPER und BPSO im Kurzporträt
Die in Modena (50 km nordwestlich von Bologna) ansässige Banca popolare dell’Emilia Romagna S.p.A. bietet alle gängigen Bankprodukte und -dienstleistungen. Das 1867 gegründet Unternehmen ist vornehmlich in Norditalien aktiv.
BPER hat mehr als 1.600 Niederlassungen und mehr als 5 Mio. Kunden. Im Geschäftsjahr 2024 erzielten die mehr als 20.000 Mitarbeiter der Bankengruppe einen Umsatz von 5,6 Mrd. Euro. Der Reingewinn lag im vergangenen Jahr bei 1,4 Mrd. Euro.
Die in Sondrio (130 km nordöstlich von Mailand) ansässige Banca Popolare di Sondrio S.p.A. bietet zusammen mit ihren Tochtergesellschaften verschiedene Bankprodukte und -dienstleistungen in Norditalien an.
Das 1871 gegründete Unternehmen betreibt mehr als 500 Filialen und hat mehr als 900.000 Kunden. Die etwa 3.700 BPSO-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro erzielt. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) belief sich auf 660 Mio. Euro.
Das Übernahmeangebot
BPER bietet im Rahmen eines Aktientauschgeschäfts 1,45 neue BPER-Aktien für jede ausstehende BPSO-Aktie. Ausgehend von den Aktienkursen von BPER und BPSO vom 5. Februar 2025, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des unverbindlichen Übernahmeangebots, bietet BPER somit umgerechnet 9,527 Euro für jede BPSO-Aktie.
Bei etwa 450 Mio. ausstehenden BPSO-Aktien bewertet das BPER-Angebot die Bank aus dem hohen Norden Italiens mit stolzen 4,3 Mrd. Euro. Die Offerte beinhaltet eine Übernahmeprämie von 6,6% im Vergleich zum Schlusskurs der Aktien vom 5. Februar 2025 und eine Prämie von 10,3% gegenüber dem gewichteten 3-Monats-Durchschnitt. Die Transaktionsschwelle ist mit 50% plus einer Aktie festgelegt.
Eine wichtige Rolle beim Zustandekommen des Übernahmeangebots wird die italienische Versicherungsgesellschaft Unipol Gruppo spielen. Die Versicherung ist Großaktionäre bei BPER sowie bei BPSO und vertreibt seine Produkte über beide Banken.
So reagierte die Börse
Nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots am 6. Februar 2025 legten die Kurse beider Bankhäuser an der Mailänder Börse kräftig zu. Der Kurs der BPSO-Aktie stieg um gut 4,1% auf 9,27 Euro und lag damit nur noch knapp unter der Offerte von 9,527 Euro.
Ungewöhnlich ist, dass auch der Kurs des Bieters angestiegen ist. So stieg der BPER-Kurs am 6. Februar 2025 um 4,4% in die Höhe und lag zum Börsenschluss bei 6,89 Euro.
Zahlreiche Übernahmeangebote unter Italiens Banken
Im italienischen Finanzsektor hat es in den letzten Wochen und Monaten eine Vielzahl an Übernahmeangeboten gegeben. So hat die Banco BPM im November 2024 ein Angebot für die Übernahme der in Mailand ansässigen Vermögensverwaltungsgesellschaft Anima Holding eingereicht.
Im Dezember des letzten Jahres hat UniCredit eine verbindliche Milliarden-Offerte für die Banco BPM bekannt gegeben und auch die deutsche Commerzbank ins Visier genommen. Ende Januar 2025 hat schließlich Monte dei Paschi di Siena dem Mitbewerber Mediobanca ein Übernahmeangebot unterbreitet.
So soll es weitergehen
Bisher handelt es sich bei der Offerte noch um ein unverbindliches Angebot. Wichtig für das weitere Procedere ist, wie BPSO auf die Offerte reagiert und ob es zu einer Übernahmevereinbarung kommen wird oder nicht.
Trotzdem hat BPER schon konkrete Termine für den weiteren Verlauf einer möglichen Übernahme genannt. Danach soll die Transaktion voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 abgeschlossen werden. Die vollständige Integration von BPSO soll bis Ende 2025 erfolgen. BPER strebt nach Abschluss der Transaktion ein Delisting von BPSO an.