IPO-News: Snap wagt den Sprung aufs Börsenparkett

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Am heutigen Donnerstag steht uns der größte US-Börsengang bevor, den wir seit dem IPO der chinesischen Handelsplattform Alibaba in 2014 erleben dürfen. Heute wagt Snap Inc., die Muttergesellschaft des populären sozialen Netzwerks Snapchat, den Sprung aufs Börsenparkett. Das Interesse im Vorfeld des IPOs war riesig.

Snapchat wurde vor allem bei jungen Nutzern populär mit Fotos, die nach dem Ansehen von alleine wieder verschwinden. Inzwischen wird die App auch stärker für Kommunikation genutzt und zu einer Plattform für Medieninhalte ausgebaut.

Daneben produziert der Konzern mit Sitz in Los Angeles auch eine tragbare Kamera namens „Spectacles“ in Form einer Sonnenbrille.

Die im September 2011 gegründete Firma setzte den Ausgabepreis der Aktien auf 17 Dollar fest – und damit sogar über der zuvor abgesteckten Spanne von 14 bis 16 Dollar.

Die Platzierung erreicht damit ein Volumen von 3,4 Mrd. Dollar und Snap wird zum heutigen Börsendebüt insgesamt rund 24 bis 25 Mrd. Dollar wert sein.

Die folgende Darstellung veranschaulicht den Börsenwert der größten Internet-Unternehmen weltweit im Jahr 2016 (in Mrd. Dollar):

 Börsenwert IT-Unternehmen

(Quelle: Kleiner Perkins Caufield & Byers, Capital IQ, CB Insights, Wall Street Journal, Gründerszene.de)

Anleger können nur Aktien ohne Stimmrechte kaufen

Der Preis bedeutet zugleich, dass sich die Anleger darauf einlassen, Aktien ganz ohne Stimmrechte zu kaufen, denn die Gründer Evan Spiegel (26) und Bobby Murphy (28) wollen die Kontrolle über den Konzern behalten.

Bei den beiden Unternehmern zusammen liegen fast 90% der Stimmrechte. Der Börsengang wird sie offiziell zu Multimilliardären machen.

Die hohe Bewertung kommt dabei für einige Experten recht überraschend, denn die im Börsenprospekt erstmals veröffentlichten Unternehmenszahlen haben einige Schwachstellen im Geschäft offengelegt. So stockte das früher rasante Wachstum der Nutzerzahlen Ende des vergangenen Jahres plötzlich.

Snapchat hatte demnach im Schlussquartal 2016 im Schnitt rund 158 Mio. User am Tag. Im Vergleich zum dritten Quartal kamen nur noch 5 Mio. Nutzer hinzu.

Der Jahresumsatz sprang zwar von 58,6 auf 404,5 Mio. Dollar hoch, weil das Geschäft mit Werbeanzeigen in Fahrt kam. Die Verluste waren aber weiter deutlich höher. Snap verlor im vergangenen Jahr 514,6 Mio. Dollar, nach einem Fehlbetrag von knapp 373 Mio. Dollar 2015.

Konkurrenz für Facebook & Co.?

Als Snap bei Investoren in London und New York für die Aktie warb, machten laut Medienberichten viele ihren Zweifeln Luft. Am Ende war die Nachfrage bei der Aktie dennoch stark.

Snapchat wird als einer der wenigen Plattformen zugetraut, die Dominanz von Facebook bei Online-Netzwerken aufzuweichen. Ob dies tatsächlich gelingt, wird sich zeigen.

Bei einigen Experten überwiegt bisher noch die Skepsis. Schlechtes Zahlenwerk und dann bläst dem Konzern von Seiten des beliebtesten sozialen Netzwerks starker Konkurrenz-Wind um die Nase.

Wie stehen also die Chancen, dass Snapchat-Gründer Evan Spiegel ein Star wie Mark Zuckerberg wird, der Milliardengewinne einheimst, sein Unternehmen in die höchste Liga der Technologiefirmen katapultiert und das nächste globale Mega-Netzwerk aus dem Boden stampft?

Dies bleibt abzuwarten. Denn es könnte auch alles ganz anders kommen…

Denn: Spiegel könnte auch ins Straucheln geraten wie etwa die Twitter-Gründer Biz Stone und Jack Dorsey. Zwar ist für Millionen von Menschen Twitter aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken, die Stars lieben es, Kurznachrichten an ihre Fans bzw. Follower zu twittern.

Sogar Amerikas Präsident Donald Trump ist rege auf der Plattform unterwegs. Der Haken: Geld verdienen lässt sich damit irgendwie nicht.

Ob Snapchat in die großen Fußstapfen von Facebook treten kann oder sich doch eher in Richtung Twitter entwickelt, werden wir sehen. Und auch wie sich die Aktie in den nächsten Wochen und Monaten schlagen wird. Wir halten Sie bezüglich der Entwicklung natürlich auf dem Laufenden

Dass Snapchat aber durchaus ein Erfolgsmodell sein kann, scheint der Konkurrenz nicht entgangen zu sein.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat offenbar das Potenzial der App erkannt und wollte Snapchat kurzerhand wie zuvor auch die Dienste Instagram oder WhatsApp schlucken.

3 Mrd. Euro hätte sich Zuckerberg den Zukauf kosten lassen, jedoch lehnte Snap-CEO Spiegel das Angebot ab. Ein Hinweis darauf, dass er seinen Konzern in Zukunft weitaus größer und schwerer als 3 Mrd. Dollar sieht?