Hermle – Starke Zahlen, aber der Schwung lässt deutlich nach

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Die Maschinenfabrik Berthold Hermle hat im ersten Halbjahr 2023 prächtig verdient.  Rückläufige Auftragseingänge deuten jedoch auf schwierigere Zeiten hin.

Fast ein Drittel mehr Umsatz im Auslandsgeschäft

Der im baden-württembergischen Gosheim beheimatete Werkzeugmaschinen- und Automations-Spezialist Hermle hat in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahrs 2023 seine eigenen Erwartungen und die Prognosen der Experten zum Teil deutlich übertroffen. Vor allem das florierende Auslandsgeschäft sorgte für hohe Zuwachsraten.

Der Konzernumsatz kletterte um fast ein Viertel, nämlich um 24,2% auf 261 Millionen Euro. Das Ausland steuerte mit einem Plus von 31,6% auf 168,9 Millionen Euro den Löwenanteil zum Wachstum bei. Die Verkaufserlöse im Inland legten dagegen „nur“ um 12,4% auf auf 92,1  Millionen Euro zu. Die Exportquote stieg dadurch von 61 auf 64,7%.

Hermle profitierte von einer weltweit starken Nachfrage im Maschinenbau, bedingt zum Teil durch Nachholeffekte. Zudem hat sich die Lieferketten-Problematik entspannt, so dass die Kapazitätsauslastung erhöht werden konnte.

Ergebnis je Aktie schnellt um 80 Prozent nach oben

Das schlug sich im Gewinn deutlich nieder: Das Betriebsergebnis (EBIT) sprang um 63% auf 49,4 Millionen Euro nach oben. Das enorme Plus kam  zum Teil dadurch zustande, dass im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor wegen der Aufgabe der beiden Tochterunternehmen in Russland  rund 5 Millionen Euro Verlust verbucht werden mussten. 

Als Halbjahresgewinn verblieben im Konzern in den ersten sechs Monaten 2023 davon 37,1 Millionen Euro. Das sind gut 80% mehr als im Jahr zuvor. Beim Ergebnis je Aktie schlägt sich das entsprechend in einem Gewinnsprung von 4,12 Euro auf 7,42 Euro nieder.

Soweit die guten Nachrichten. Jetzt zu den weniger guten: Während die Geschäft bei Hermle und im deutschen Maschinenbau insgesamt bis April prima liefen, hat der Auftragsmotor ab Mai zu stottern angefangen. Die Bestellungen gingen seither kräftig zurück, so dass per Ende Juni der Auftragsbestand mit 174,4 Millionen Euro um knapp 5% nieder lag als ein Jahr zuvor – aber immerhin noch das Niveaus von Ende 2022 übertraf. Auch der Juli hat laut Hermle keine Besserung gebracht.

Jahresausblick bleibt, ist aber wenig konkret

Das Management ist deshalb für den Ausblick auf das gesamte Jahr etwas vorsichtiger geworden, hält aber an seiner bisherigen, allerdings recht vagen Prognose aufgrund des besser als erwarteten ersten Halbjahrs fest. Danach werde der Konzernumsatz mindesten das Vorjahresniveau erreichen, das bei 474,1 Millionen Euro lag. Ohne externe Störungen sei auch ein Plus von 10% erreichbar. Das Betriebsergebnis werde in etwa stabil bleiben und im günstigen Fall zulegen. 2022 hatte Hermle ein Betriebsergebnis von 99,6 Millionen Euro erzielt. Das ist gut doppelt so viel als nun in der ersten Jahreshälfte erwirtschaftet worden ist. An der Börse wurden die überraschend starken Halbjahreszahlen positiv aufgenommen. Im Vormittagshandel verbesserte sich der Kurs um gut 3% auf 227 Euro. Anfang Juli hatte die Hermle-Aktie noch 247 Euro gekostet, Mitte 2021 sogar über 300 Euro.