Hensoldts Übernahmepläne stoßen Anlegern übel auf

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Lange Zeit kannten die Papiere des Rüstungsunternehmens Hensoldt nur eine Richtung. In den 14 Monaten nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine schnellten verdreifachten sich die Aktie von 12 auf knapp 37 Euro. Doch seither konsolidiert die Aktie. Dabei stießen vor allem die jüngsten Übernahmepläne des Konzerns bei den Anlegern auf Skepsis.

Hensoldt: Der deutsche Verteidigungsspezialist

Bevor wir auf den Deal kommen möchte ich Ihnen erst einmal den Käufer näher vorstellen: Hensoldt ist ein Anbieter von Verteidigungs- und Sicherheitselektronik. Das Unternehmen nimmt als Vorreiter in Technologie und Innovation in diesem Gebiet eine führende Rolle bei Sensorlösungen für Verteidigungs- und Nicht-Verteidigungsanwendungen ein.

Dabei entwickelt der Konzern Produkte, die zur Abwehr vielfältiger Bedrohungen in den Bereichen Datenmanagement, Robotik und Cyber-Sicherheit konzipiert sind. Der Unternehmenssitz befindet sich in Taufkirchen bei München. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte Hensoldt mit 6.500 Mitarbeitern ein Umsatzplus von 15,8% auf 1,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig stieg der Nettogewinn um 23% auf 78 Millionen Dollar.

Die beiden größten Anteilseigner mit einer Sperrminorität von je 25,1% sind der Bund und der italienische Rüstungskonzern Leonardo.

Hensoldt nimmt Dienstleister ESG fürs Militär ins Visier

Nun plant der Rüstungskonzern den Militärdienstleister, die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH, zu schlucken. Um die Übernahme zu finanzieren, will der MDax-Konzern eine Kapitalerhöhung in Höhe von 10% des Grundkapitals vornehmen. Der Bund ist aufgrund nationaler sicherheitspolitischer Interessen mit rund 25% an Hensoldt beteiligt. Entsprechend muss der Bund bei der Kapitalerhöhung mitziehen, um seine Beteiligung mindestens zu halten. Die geplante Kapitalerhöhung bei Hensoldt könnte angesichts der aktuellen Marktkapitalisierung des Unternehmens rund 270 Millionen Euro einbringen.

ESG und Hensoldt arbeiten bereits zusammen

Beide Unternehmen ergänzen sich laut Medienberichten gut. Sowohl Hensoldt als auch ESG beliefern die Bundeswehr und betreiben IT- und Elektroniksysteme auch zur Abwehr von Kampfdrohnen und Hackerangriffen. Mit Hensoldt arbeitet ESG im Rahmen des europäischen Kampflugzeugprojekts FCAS zusammen. Die Übernahme der ESG „wäre ein wichtiger Schritt für Hensoldt, ein europäischer Anbieter von nahtlos integrierten Lösungen zu werden“, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

ESG mit Jahresumsatz von 285 Millionen Euro

ESG gehört aktuell dem Finanzinvestor Armira Partners und beschäftigt nach eigenen Angaben 1300 Mitarbeiter. Konkrete Angaben zum Kaufpreis macht Hensoldt bislang nicht. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Luftlinie gerade einmal rund 40 Kilometer entfernt in Fürstenfeldbruck beheimatete Übernahmekandidat ESG einen Umsatz in Höhe von 285 Millionen Euro.

Auftragsbücher prall gefüllt

Für die Rüstungsindustrie ist die aktuelle konjunkturelle Lage günstig. Weltweit erhöhen viele Länder ihre Militärausgaben angesichts der großen geopolitischen Spannungen. Großen Nachholbedarf hat dabei auch Deutschland, da die Aufrüstung der Bundeswehr über Jahre vernachlässigt wurde. Daher sind die Auftragsbücher prall gefüllt: Hensoldt sitzt derzeit auf einem Auftragsbestand von 5,5 Milliarden Euro.

Festzurren will der Hensoldt-Vorstand den Deal bis Anfang Dezember. Einige Punkte befinden sich noch in der Klärung. Zudem muss die Transaktion noch von den zuständigen Behörden abgesegnet werden.