Hedgefonds mischt Tripadvisor auf – Aktie springt an

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Wer heute eine Reise plant, kommt an Tripadvisor kaum vorbei. Über eine Milliarde Bewertungen, Fotos und Tipps von echten Reisenden machen die Plattform zum digitalen Kompass für Globetrotter. Doch Tripadvisor ist weit mehr als ein Sammelbecken für Lobeshymnen und Verrisse: Das Unternehmen agiert als Marktplatz, der Reisende mit Hotels, Restaurants und Anbietern von Erlebnissen zusammenbringt – und kassiert dafür kräftig Provisionen.

Das Geschäftsmodell beruht auf einer simplen, aber genialen Idee: Je mehr Nutzer, desto wertvoller die Plattform für Anbieter – und umgekehrt. Die Einnahmen sprudeln vor allem durch Werbung, Provisionen auf Buchungen und ein ausgeklügeltes Cost-per-Click-System, bei dem Partner für jeden Klick auf ihre Angebote zahlen.

Doch der Aktienkurs dümpelte lange Zeit nur so vor sich hin – bis vor wenigen Tagen. Da weckte der Einstieg des renommierten Aktivisten Starbaord Value die Papiere aus dem Dornröschenschlaf. Seit Ende Juni kletterte die Aktie um knapp ein Drittel nach oben.

Strategie: KI, Erlebnisse und ein bisschen Magie

Tripadvisor ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Die neue Strategie setzt auf künstliche Intelligenz, Partnerschaften und Diversifikation. Besonders spannend: Die Kooperation mit KI-Plattformen wie Perplexity und OpenAI. Damit will Tripadvisor unabhängiger von Google werden und neue, hochqualifizierte Nutzer gewinnen.

Die KI soll nicht nur Empfehlungen personalisieren, sondern auch die Buchungsraten steigern. Parallel dazu rückt das Geschäft mit Erlebnissen und Aktivitäten immer stärker in den Fokus – die Tochter Viator liefert inzwischen stolze 43% des Konzernumsatzes. Ein neues Loyalitätsprogramm, das 2025 startet, soll zudem die Nutzerbindung stärken. Und: Mit der Übernahme von Liberty Tripadvisor hat sich das Unternehmen mehr unternehmerische Freiheit verschafft.

Perspektiven: Zwischen Trendcast und Trendwende

Die Reisebranche ist im Wandel – und Tripadvisor will ganz vorne mitspielen. Mit dem neuen Trendcast-Report blickt das Unternehmen in die Zukunft und identifiziert Reisetrends wie „Beauty Voyagers“ und „Nano Neighborhoods“. Die Plattform setzt auf personalisierte Empfehlungen, lokale Erlebnisse und nachhaltigen Tourismus. Chancen sieht Tripadvisor vor allem in neuen Märkten, bei der Optimierung der mobilen App und im Ausbau des Angebots für authentische, lokale Aktivitäten. Die Plattform bleibt damit ein Taktgeber für die Branche – und ein unverzichtbarer Partner für Anbieter weltweit

Umsatz stagniert im Startquartal

Die Zukunftspläne klingen gut, im Startquartal hatte Tripadvisor aber noch den Fuß auf der Bremse: Der Umsatz lag nur hauchdünn (+0,8%) im Plus – insgesamt lagen die Erlöse bei 398 Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr peilt die Konzernführung ein Umsatzwachstum zwischen 5% und 7% an. Die bereinigte Gewinnmarge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) wird bei 16% bis 18% erwartet.

Starboard Value: Der Aktivist klopft an

Frischer Wind kommt nun von außen: Der aktivistische Investor Starboard Value hat sich Medienberichten zufolge mit 9% bei Tripadvisor eingekauft – ein Investment von rund 160 Millionen Dollar. Starboard ist bekannt dafür, schlafende Riesen zu wecken und Unternehmen zu mehr Effizienz und Profitabilität zu treiben. Nach dem Einstieg schnellte die Aktie um 17% nach oben.

Starboard sieht Tripadvisor als „unterbewertet“ und will mit Management und Vorstand über Strategien zur Wertsteigerung sprechen. Spekuliert wird über den Verkauf schwächelnder Geschäftsbereiche, einer Fokussierung auf margenstarke Segmente wie Viator und Governance-Reformen. Die Erfahrung zeigt: Wo Starboard einsteigt, bleibt selten alles beim Alten. Ob sich ein Einstieg in die Aktie aber auszahlen wird, werden erst die kommenden Monate zeigen.