Hapag-Lloyd – Der Pegel sinkt

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Die Aktie der Container-Reederei Hapag-Lloyd hat seit Mitte Mai deutlich mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Was ist denn da los?

Meer und mehr

Nach eigenen Angaben zählt Hapag-Lloyd zu den weltweit führenden Linienreedereien. Von Hamburg aus, dem Hauptsitz des Unternehmens, wird eine Flotte von rund 240 Containerschiffen gesteuert. Diese haben eine Gesamttransport-Kapazität von 1,7 Millionen TEU.

Die Abkürzung TEU steht für „Twenty-Foot Equivalent Unit. Gemeint ist damit ein 20-Fuß-Standardcontainer. Und genau diese Container sind jene Metallboxen, die der Globalisierung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ordentlich Dampf gemacht haben.

Container gibt’s seit 1956

Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht. Das Geburtsjahr des Containers, wie wir ihn heute noch als alternativloses Logistik-Behältnis kennen, liegt nunmehr gut 66 Jahre zurück. Ein Mann namens Malcolm McLean gilt als sein Erfinder. McLean hatte eine kleine Speditionsfirma, und diese transportierte den Überlieferungen zufolge am 26. April 1956 erstmals Güter in Containern von Newark nach Houston auf einem Schiff namens „Ideal X”. Der beispiellose Siegeszug des Metall-Quaders rund um den Globus begann. Längst gibt es praktisch kein Produkt mehr, das nicht mit Containern rund um die halbe Welt und noch viel weiter transportiert wird.

Nice to know: Für immer mehr Menschen haben Container einen ganz besonderen Schick und Charm. So lebt und arbeitet die Design-Avantgarde, zumal mit minimalistischer Attitüde, zunehmend gern in sogenannten Tiny-Häusern und weniger in Lofts und erst nicht Einfamilien-Butzen.

Der Trend als solcher ist von den USA nach Europa herübergeschwappt. Mehr noch, mit Tiny-Häusern werden immer öfter zu Wohnraum umgebaute und gebrauchte Container identifiziert. Mittlerweile können die Schickies und die Mickies gebrauchte Container auf Internet-Plattformen kaufen. Daran hätte wohl der Vater aller Blechkisten, Malcolm McLean also, vor 66 Jahren im Traum nicht gedacht.

Was dies alles mit Hapag-Lloyd zu tun hat? Eigentlich nichts, aber ein wenig ergoogeltes Wissen on top hat noch niemandem geschadet. Nun zurück zum Thema…

9-Monats-Zahlen Hapag-Lloyd sehr gut

Die ersten neun Monate verliefen für die Hamburger Linienreederei exquisit. So stiegen die Umsatzerlöse auf rund 26,7 Milliarden Euro, das Konzernergebnis erreichte 13,8 Milliarden Euro. Werte, die deutlich über jenen im Vergleichszeitraum des Vorjahres lagen.

Aber wie schon oft an dieser Stelle geschrieben: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Investoren handeln in die Zukunft. Und genau aus diesem Grund sind die Sorgenfalten bei den meisten Anlegern nicht zu übersehen.

Der Grund: Die Frachtraten sind in den vergangenen Monaten massiv gesunken. Anfang des Jahres 2022 kostete der Transport in einem 20-Fuß-Stahlcontainer von Shanghai nach Nordeuropa noch rund 8.000 US-Dollar. Mittlerweile noch nicht einmal 1.500 Dollar. Zum Vergleich: Vor dem Ausbruch von Corona lag der Transportpreis je Container bei rund 1.000 US-Dollar. Wer seine Waren im Container von Shanghai an die US-amerikanische Westküste verschiffen lässt, zahlt mittlerweile sogar weniger als in der Vor-Corona-Zeit des Jahres 2019.

Schauen wir uns nun einmal die Folgen für die Kursentwicklung der Hapag-Lloyd Aktie an.

Hapag Lloyd – Aktienkurs „abgesoffen“

Möglicherweise haben Investoren dies, den Verfall der Frachtraten also, schon früh kommen sehen. Mitte Mai – erst vor gut einem halben Jahr also – erreichte die Aktie von Hapag Lloyd einen Kurs von knapp 440 Euro. Es folgte der Absturz, der Anfang Juli erst bei einem Kurs von rund 250 Euro gestoppt wurde. Danach die Erholung bis auf rund 350 Euro. Leider war‘s das, denn in der Folge soff der Aktienkurs von Hapag Lloyd förmlich ab. Momentan notieren die Papiere bei nahezu 190 Euro. Starker Tobak, was wir da seit Frühjahr erleben.

Dabei ist die längerfristige Wertentwicklung der Aktien beileibe nicht schlecht. Im Gegenteil, die Performance ist außerordentlich gut, denn in den vergangenen fünf Jahren summierten sich die Kursgewinne auf nahezu 500 Prozent – wie immer unter der Voraussetzung, dass Anleger während dieser Zeit nicht von Bord gegangen sind.

Zweifellos bedarf es bei einem derart zyklischen Wert, der am Tropf der globalen Konjunktur hängt, eines guten Nervenkostüms. Nach dem aktuellen Verfall der Frachtraten notiert die Hapag-Lloyd Aktie durchaus auf Kaufniveau. Ich halte einen behutsamen Einstieg allmählich für sinnvoll. Klar sollte allerdings sein, dass der Aktienkauf eine Wette auf die Erholung der Weltkonjunktur spätestens Ende kommenden Jahres ist. Da die Börse künftige und von ihr angenommene Entwicklungen zumindest sechs Monate vorwegnimmt, könnte ein Einstieg bis Ende Januar durchaus lohnen.