Halbleiter-Enabler ASML im Check: Was Sie nun wissen müssen!

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Er ist der wertvollste Tech-Konzern Europas, für unseren Alltag ausschlaggebend und trotzdem den meisten Menschen immer noch kein Begriff. Gemeint ist das niederländische Unternehmen ASML.

Lithographie-Systeme von ASML unerlässlich für Halbleiterbranche

ASML mit Sitz in Veldhoven produziert für die Halbleiterbranche sogenannte Lithographiesysteme und ist dabei mit großem Abstand weltweiter Technologie- sowie Marktführer. Der Clou: Ohne diese hochkomplexen und extrem teuren Anlagen können moderne Halbleiter und damit Computerchips nicht gebaut werden.

Im Prinzip verwenden diese Maschinen ultraviolettes Licht, um Milliarden von winzigen Strukturen auf dünne Siliziumscheiben zu erzeugen. Zusammen bilden diese Strukturen dann eine integrierte Schaltung bzw. einen Chip.

Niederländer sind Grundsäule der modernen Welt

Ein Großteil moderner Halbleitertechnologien ist also ohne ASML kaum möglich: angefangen bei Smartphones, Laptops und PCs über Autos und Industrieanlagen bis hin zu smarten Kaffeemaschinen.

Kein Wunder also, dass sich die Halbleiterbranche förmlich um die Maschinen der Niederländer reißt. Alle Kunden hier aufzuzählen, würde diesen Rahmen sprengen. Es reicht aber zu sagen: Im Prinzip brauchen alle großen Halbleiterhersteller der Welt die Anlagen von ASML – darunter Intel (USA), Samsung (Südkorea), TSMC (Taiwan) und SMIC (China).

ASML ist längst ein Politikum

Das Problem: Die Niederländer sind inzwischen so mächtig und wichtig, dass der Konzern zu einem Politikum geworden ist – zu einem Spielball in Handelskonflikten. So verweigert die niederländische Regierung auf Drängen der USA dem Unternehmen seit Jahren die Ausfuhr von sogenannten EUV-Lithographiesystemen nach China. Dabei handelt es sich (vereinfacht gesagt) um eine Weiterentwicklung der älteren DUV-Systeme, die noch effizientere und leistungsstärkere Halbleiter produzieren kann.

Immerhin: Damit hat sich ASML inzwischen abgefunden, da man die ältere DUV-Technologie weiterhin in die Volksrepublik liefern darf. Doch nun hat eine neue Maßnahme der USA zu Unsicherheit geführt und die Aktie von ASML belastet.

Neue US-Sanktionen gegen China: ASML gibt weitgehend Entwarnung

Im Mittelpunkt stehen Exportbeschränkungen zum Nachteil von China. So dürfen US-Firmen ohne gesonderte Lizenz Schlüsseltechnologien im Bereich Halbleiter nicht mehr ins Reich der Mitte exportieren. Außerdem wurde US-Mitarbeitern verboten, die Produktion von Chips in China in irgendeiner Form zu unterstützen. Das Weiße Haus will die Volksrepublik dadurch von Schlüsseltechnologien abschneiden.

Für ASML könnte das erhebliche Konsequenzen haben. Umso gespannter war der Markt auf die Präsentation zum dritten Quartal, in dessen Rahmen sich der Konzern vor wenigen Tagen nun zu den Folgen der US-Sanktionen geäußert hat.

Kurzum: Die Niederländer machten Hoffnung. Demnach schätzt der Lithographie-Spezialist die Auswirkungen der Sanktionen fürs Erste als recht begrenzt ein. Als europäisches Unternehmen mit wenig amerikanischer Technik könne man die Anlagen weiterhin nach China liefern. Wie oben erwähnt sind damit nur die älteren DUV-Maschinen gemeint.

Trotzdem: ASML hatte zuvor bereits seine US-Mitarbeiter angewiesen, bis auf Weiteres keinerlei Kunden in China mehr zu unterstützen – sowohl direkt als auch indirekt. Darin sieht der Konzern zwar ein Problem, aber kein allzu großes.

Zudem mussten die Niederländer darauf hinweisen, dass die neuen Anforderungen der US-Regierung so umfangreich seien, dass man die entsprechenden Dokumente nach wie vor prüfe. Eine negative Überraschung ist also weiterhin möglich, wenngleich sich ASML schon  sehr sicher gewesen sein dürfte, als man den Anlegern wie nun geschehen eine erste Entwarnung signalisierte.

Bricht der Halbleitermarkt in China in sich zusammen?

Die US-Restriktionen gegen China haben aber darüber hinaus noch eine weitere Dimension. Sollten die Strafmaßnahmen tatsächlich die dortige Halbleiterindustrie in die Knie zwingen, könnte ASML das wichtige China-Geschäft wegbrechen. Hier ergibt sich ein gewisser Risikofaktor.

Der Anteil von China an den ASML-Auslieferungen lag im dritten Quartal bei 15 Prozent. Die Volksrepublik war damit nach Taiwan (47 %) und Südkorea (24 %) der wichtigste Einzelmarkt der Niederländer.

ASML mit starken Q3-Zahlen

Immerhin: Die Q3-Zahlen fielen derweil hervorragend aus. So konnte man den Umsatz von 5,4 auf 5,8 Milliarden Euro steigern. Die am Markt viel beachtete Bruttomarge stieg von 49,1 auf 51,8 Prozent. Und der Nettogewinn verbesserte sich von 1,4 auf 1,7 Milliarden Euro. ASML konnte in dem Quartal allein 80 neue und sechs wideraufbereitete Lithographie-Systeme verkaufen – zu einem Wert von 4,3 Milliarden Euro. Hinzu kamen Wartungs- und Servicedienstleistungen im Volumen von 1,5 Milliarden Euro.

Gleichzeitig erreichte das Auftragsvolumen ein neues Rekordniveau. Vor allem die noch einmal weiterentwickelte EUV-Technologie (High-NA-EUV) stieß bei den Kunden auf großes Interesse. Entsprechend meldete ASML viele Vorbestellungen. 2025 sollen diese High-NA-EUV-Systeme produktionsbereit sein.

Mein Fazit für Sie

Klar: ASML wäre auch ohne China einer der wichtigsten Konzerne der Welt und langfristig hervorragend aufgestellt. Es bleibt nun abzuwarten, wie die US-Sanktionen in den nächsten Monaten und Jahren auf die chinesische Halbleiterbranche wirken.

Kurz- bis mittelfristig gibt es jedenfalls auch einen anderen Risikofaktor: nämlich die Konjunktur. So hatte der taiwanesische Halbleitergigant und ASML-Kunde TSMC kürzlich sein Investitionsbudget um 10 Prozent gekürzt – offenbar wegen einer schwächeren Nachfrage.

Tatsächlich steht die Chipbranche wegen der hohen Inflation derzeit vor einer großen Herausforderung. Denn immer mehr Verbraucher werden wegen der teils exorbitanten Lebenshaltungskosten vor allem bei Elektronik-Anschaffungen zurückhaltender. Dieser Effekt hat sich bereits im PC-Markt gezeigt, dessen Absatzzahlen in den letzten Monaten stark rückläufig waren.

Neben TSMC könnten auch andere Halbleiterfirmen deshalb ihre Investitionen zurückfahren, was auch die Nachfrage nach den ASML-Lithographiemaschinen belasten könnte. Vor allem für das nächste Jahr sehen Experten hier ein Risiko für die Niederländer.

Schaut man sich aber die langfristige Perspektive an, ist die ASML-Aktie meiner Meinung nach immer noch ein interessantes Investment. Schließlich werden mehr und mehr Alltagsprodukte mit Chips ausgestattet. Das verschafft ASML als Halbleiter-Enabler unglaubliches Potenzial.