Gute Laune trifft dünne Nachrichtenlage

Inhaltsverzeichnis

Der DAX legt in dieser Woche eine erstaunliche Form an den Tag: bisher nur grün, keine roten Kerzen, und das kurz vor dem ersten Advent! Gestern schloss der Leitindex bei 23.726 Punkten – ein Wochenplus von über 2,5 %. Letzten Freitag schaute der DAX noch kurz unter die psychologische 23.000er-Marke, aber das scheint längst vergessen.

Ob der Höhenflug heute weitergeht? Schwer zu sagen. Die Wall Street ist im Thanksgiving-Modus, sprich: heute geschlossen, morgen nur ein verkürzter Handel – die US-Börsen schlafen also halb vor sich hin und liefern keine nennenswerten Impulse.

Auch in Deutschland ist die Agenda ausgedünnt, aber immerhin gibt es einen Stimmungsindikator: Die GfKveröffentlicht gemeinsam mit dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) das Konsumklima für Dezember. Erwartet wird ein kleiner Lichtblick von +0,9 Punkten auf -23,2. Das ist zwar immer noch tiefrot – aber immerhin mit einem Schleifchen für den Jahresendspurt.

Passend dazu rechnet der Einzelhandel zwar mit einem leichten Umsatzplus zu Weihnachten, gleichzeitig aber mit Rückgängen rund um Black Friday & Cyber Monday. Offenbar kauft der deutsche Konsument lieber dann, wenn keine Rabattschlacht tobt – oder er ist schlicht verunsichert durch die Konjunkturflaute.

USA:

Die Hoffnungen auf eine Leitzinssenkung im Dezember haben die Märkte am Mittwoch beflügelt. Der Dow Jones legte 0,67 % zu, der S&P 500 +0,69 %, der Nasdaq 100 +0,87 %.

Powell & Co. hatten mit vorsichtigen Kommentaren die Zinsfantasie wiederbelebt – ein Geschenk noch vor Weihnachten.

Asien:

Auch die asiatischen Märkte zeigten sich heute Morgen in guter Stimmung. Tech-Aktien führen die Gewinne an, befeuert von der Erwartung sinkender US-Zinsen.

Der KOSPI aus Südkorea springt nach einer unveränderten Zinsentscheidung der Notenbank sogar 1,3 % hoch.

In China dämpft die Immobilienkrise weiter die Laune – besonders der stark fallende Titel China Vanke sorgt für Sorgenfalten. Dennoch: Die Hoffnung auf neue Konjunkturprogramme hält den Markt stabil.

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien

Robinhood

Der neue S&P-500-Teilnehmer schießt um 11 % nach oben. Grund: Die Übernahme der Mehrheit an der Derivatebörse LedgerX kommt am Markt gut an.

Oracle

+4 % – die Bank analogen Vertrauens (Deutsche Bank Research) meint, Oracle bekomme viel zu wenig Liebe für seine KI-Bestrebungen. Anleger stimmen zu.

Autodesk

+2,4 % – starke Quartalszahlen, starkes Upgrade. Analyst Bhavian Shah: Kaufen bitte!

Workday

-8 % – trotz solider Zahlen überzeugt der Ausblick nicht. Der Personalsoftware-Sektor bleibt volatil.

Dell

+5,8 % – starke Nachfrage nach KI-Servern und solide Quartalszahlen.

HP Inc.

-1,4 % – enttäuschender Ausblick drückt den Kurs.

Deere & CNH Industrial

Deere fällt um 5,7 %, CNH folgt mit -3,3 %. Die Landmaschinenhersteller leiden unter schwachen Prognosen – weniger Körner für die Investoren.

Urban Outfitters

Der Star der Einzelhändler: +13,5 % nach starken Zahlen – kurz vor der Rekordmarke vom August. Auch Kohl’s und Abercrombie & Fitch hatten schon geliefert.

Asien-Sektor-News:

  • SoftBank: +3,6 %, setzt die Erholung fort.
  • Alibaba, Baidu & BYD: unter Druck, wegen Berichten über mögliche Einstufung als Unternehmen mit Militärbezug durch die US-Regierung.
  • China Vanke: -6 %, Bond-Sorgen nehmen zu.
  • Sunac & China Overseas: ebenfalls leichter im Minus.

Politischer Einfluss & Makrothemen

  • US-Notenbank (Fed): Die Spekulation auf eine Zinssenkung im Dezember ist aktuell der wichtigste Treiber weltweit. Schon zaghafte Hinweise reichen aus, um eine Mini-Rally in Gang zu setzen.
  • China: Die Regierung denkt laut über Konjunkturmaßnahmen nach – sowohl für den angeschlagenen Immobilienmarkt als auch für den Konsum. Investoren hoffen auf schnelle Schritte, aber Peking lässt sich wie immer Zeit.
  • USA-China-Japan:

    Die diplomatischen Spannungen zwischen Tokio und Peking bleiben hoch. Die USA versuchen, den Druck etwas rauszunehmen – zumindest wirkt das stabilisierend auf den japanischen Markt.
  • Deutschland:

    Verbraucher bleiben verunsichert, Händler hoffen auf ein normales Weihnachtsgeschäft. Die gesamtwirtschaftliche Stimmung bleibt fragil, aber nicht hoffnungslos.

Fazit für den Handelstag

Ein Handelstag zwischen Feiertagslethargie und Zinsfantasie.

Die Wall Street liefert heute null Impulse, Europa muss also alleine laufen.

Der DAX könnte seine Rally fortsetzen – aber ohne Rückenwind wird es schwer.

Asien zeigt, was passiert, wenn man nur genug an Zinssenkungen glaubt: Die Techs feiern frühzeitig Weihnachten.