Grüner Wasserstoff kriselt: Jetzt reagiert Fortescue Metals!
Der australische Bergbaukonzern Fortescue Metals galt lange Zeit als der Branchenvorreiter schlechthin rund um die Energiewende. Doch jetzt müssen die Australier in dieser Sache offenbar einen Gang herunterschalten.
Fortescue will sich auf grün trimmen
Für Sie zur Einordnung: Fortescue, immerhin der viertgrößte Eisenerzproduzent der Welt, hatte bereits Ende 2020 einen großangelegte Strategiewechsel initiiert – in Richtung ökologischer Technologien. Auf der Agenda standen neben der Produktion von nachhaltigem Eisen und dem Aufbau umweltschonender Düngemittelanlagen auch der grüne Wasserstoff. Über die Tochter Fortescue Future Industries (FFI) wollte der Konzern zum Beispiel in der Pilbara-Region in Westaustralien erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windkraft nutzen, um daraus im großen Stil per Elektrolyse grünen Wasserstoff herzustellen.
Bis 2030 sollten so 15 Millionen Tonnen des klimaschonenden Energieträgers pro Jahr hervorgebracht werden. Geplant war, den Wasserstoff dann vor allem in der Eisenerzlogistik von Fortescue und seinen Partnern in Australien zur Dekarbonisierung einzusetzen. Ein Teil der Produktion sollte zudem für den Export in andere Länder angedacht sein.
Wegen hoher Strompreise in Australien: Bergbaukonzern legt Wasserstoff-Ziel auf Eis
Nun rückt diese ambitionierte Transformation aber in die Ferne. Laut Medienberichten verlangsamt Fortescue seine Offensive im Bereich des grünen Wasserstoffs. Heißt: Das Ziel, bis 2030 rund 15 Millionen Tonnen jährlich zu produzieren, liegt auf Eis. Gründer und Konzernboss Andrew Forrest, der als maßgeblicher Initiator der Transformation gilt, betonte insbesondere die hohen Strompreise in Australien, so ein Bericht von „The Australian Financial Review“. Der Milliardär konstatierte demnach, dass der Erfolg des grünen Wasserstoffs auf günstigen Energiepreisen beruhe. Aktuell sei die Herstellung daher schlicht nicht rentabel.
Auch in Australien waren die Strompreise infolge des Ukraine-Krieges deutlich gestiegen. Inzwischen sind die Preise von diesem hohen Niveau zwar wieder gefallen. Gerade in den letzten Monaten zeigten sich aber in den meisten Regionen des Landes erneut Aufwärtstendenzen. Im Chart sehen Sie die Entwicklung der Strompreis-Futures exemplarisch anhand von Südaustralien (Stand: 18.07.2024):
Quelle: Leading Edge Energy (https://www.leadingedgeenergy.com.au/news/electricity-market-review-latest/)
Experten führen die wieder angestiegenen Preise auf eine Angebotsknappheit bei den Erneuerbaren Energien zurück. Vor allem die im Juni anhaltenden Windflauten haben das Angebot demnach begrenzt. Aber auch bei der Wasserkraft gab es offenbar Einschnitte.
Hintergrund: Zur Herstellung von grünem Wasserstoff per Elektrolyse braucht es jede Menge Ökostrom. Ist dieser zu teuer im Einkauf, steigen die Produktionskosten enorm. Da Fortescue einen gewissen Teil des Wasserstoffs zur eigenen Dekarbonisierung verwenden will, kann der Konzern die höheren Kosten nur anteilig weitergehen. Außerdem ist längst nicht gesagt, ob Fortescue letztendlich tatsächlich die höheren Kosten an externe Kunden in voller Höhe weitergeben könnte. Zu unklar ist noch die Nachfrageperspektive.
Australier wollen an Projekten in Europa und den USA festhalten
Trotzdem: Einen Abgesang auf den grünen Wasserstoff will der Bergbauriese explizit nicht tätigen. Konzernboss Forrest betonte das grundlegende Potenzial des Energieträgers. Zudem bleibe Fortescue seinen grünen Wasserstoffprojekten in Übersee verpflichtet, ergänzte eine Konzernsprecherin gegenüber Reuters.
Neben Australien forciert das Unternehmen z.B. auch in Europa und den USA entsprechende Engagements. In Norwegen etwa planen die Australier eine große Ammoniakanlage. In der Anlage soll die überschüssige Erneuerbare Energie aus dem norwegischen Übertragungsnetz zum Einsatz kommen, um daraus grünes Ammoniak zu produzieren. Der Stoff kann dann von Norwegen aus zum Beispiel an europäische Märkte wie Deutschland geliefert werden. Hierzulande könnte das Ammoniak dann entweder direkt in der Chemiebranche genutzt oder in grünen Wasserstoff umgewandelt werden, etwa um Stahlbetriebe oder die Schifffahrt zu dekarbonisieren. Hierfür darf sich Fortescue auf Subventionen der EU einstellen.
Ähnlich sieht es in den USA aus. Fortescue ist in Arizona an einem gigantischen Wasserstoff-Hub beteiligt, der zusammen mit anderen solchen H2-Zentren die Grundlage für eine klimaschonende Industrie in den USA legen soll. Ähnlich wie in Europa gibt es auch für das US-Projekt durch den Inflation Reduction Act (IRA) üppige staatliche Zuwendungen.
Mein Fazit für Sie
Dass sich Fortescue als Bergbaukonzern so stark für die Energiewende einsetzt, ist und bleibt beachtlich. Dass der Konzern die wirtschaftlichen Parameter dieser Offensive kontinuierlich neubewerten muss, ist trotzdem zwingend notwendig. Daher führt kein Weg daran vorbei, den Ausbau des grünen Wasserstoffs in Australien zu verlangsamen. Das ist sogleich ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung der dortigen Regierung, die Dekarbonisierung fordert und nun gezwungen sein könnte, mehr staatliche Hilfen hierfür freizumachen.