GM vs. Toyota: Machtwechsel in den USA – das müssen Sie jetzt wissen!
Es war eine Selbstverständlichkeit: Seit 1931 hat der US-Autobauer General Motors (GM) jedes Jahr die Verkaufsstatistik seines Heimatlandes angeführt. Doch nun, nach etwa 90 Jahren, ist diese lange Dominanzepoche vorüber.
Toyota schnappt sich von GM den US-Autothron
General Motors konnte laut Medienberichten im letzten Jahr nur rund 2,2 Millionen Fahrzeuge in den USA verkaufen. Damit ist der Absatz von GM um satte 13 Prozent eingebrochen. Ganz anders sieht es bei Toyota aus. Die Japaner steigerten ihre Verkäufe um etwa 10 Prozent auf 2,3 Millionen Wagen.
Damit war Toyota zum ersten Mal überhaupt der Marktführer in den USA. Aber warum konnten die Japaner den Thron überhaupt erklimmen? Nun, höchstwahrscheinlich hat die Chip-Krise hier den Ausschlag gegeben. General Motors musste wegen der Verknappung bei den Halbleitern seine Produktion massiv eindampfen und folglich auch beim Absatz Einschnitte hinnehmen.
Japaner waren besser auf Chip-Krise vorbereitet
Toyota hingegen kam bislang wesentlich besser durch die Krise. Nach der Flutkatastrophe im Jahr 2011 hatte der japanische Konzern seine Strategie umgekrempelt. Fortan setzte Toyota auf höhere Lagerbestände bei wichtigen Komponenten, um kommende Engpässe besser abfedern zu können. Das kommt Toyota nun in der Chip-Krise entgegen.
Hinzu kommt, dass das Unternehmen schon zu Beginn der Corona-Pandemie auf eine schnelle Erholung des US-Marktes gesetzt hatte, während die heimischen Autobauer wesentlich pessimistischer gestimmt waren. So hat Toyota im Unterschied etwa zu GM oder Ford die Bestellungen bei Chip-Herstellern weniger stark gekürzt und war dadurch besser auf einen möglichen Anstieg der Endkundennachfrage vorbereitet.
Klar: Die Auswirkungen des Halbleiter-Mangels sind so verheerend, dass auch Toyota seit August die Krise deutlich zu spüren bekommt, wenngleich nicht so stark wie bei manch anderen Autobauern. So ging der US-Absatz der Japaner im vierten Quartal um 28 Prozent zurück. Bei GM belief sich der Rückgang aber auf satte 43 Prozent.
Wie geht es weiter?
Dass sich Toyota in den USA langfristig an der Spitze halten kann, ist eher unwahrscheinlich. In den Staaten ist die Nachfrage nach den populären Marken von General Motors (z.B. Cadillac, Chevrolet, Buick und GMC) ungebrochen hoch. Sobald die Chip-Krise abflaut, dürfte GM seinen Absatz wieder deutlich steigern und wahrscheinlich den Thron zurückerobern können.
Entsprechend äußerte sich auch Toyota. Man sei zwar dankbar für die treuen Kunden. In den USA die Nummer 1 zu sein, habe aber keine Priorität, betonte der für Nordamerika zuständige Toyota-Manager Jack Hollis.
Profitabilität: GM zuversichtlich – Toyota legt noch eine Schippe drauf
Für GM sieht es also auf den zweiten Blick gar nicht mal so schlecht aus. Zwar musste General Motors im dritten Quartal 2021 neben dem Umsatz- und Absatzrückgang auch Gewinneinbußen hinnehmen. Diese fielen aber nicht ganz so drastisch aus, wie viele Analysten vermutet hatten.
Der Grund: GM setzt während der Chip-Krise vor allem auf margenstarke Fahrzeuge wie große SUVs oder Pickups. Dank der starken Nachfrage kann der Konzern diese Autos wesentlich teurer verkaufen und damit weitere Dellen bei der Profitabilität verhindern.
Schauen Sie: Nach Daten des auf die Autobranche spezialisierten Online-Portals „Edmunds.com“ kosteten in den USA Neuwagen im November durchschnittlich knapp 6.000 Dollar mehr als im Vorjahr. Die Verbraucher jedenfalls sind dazu bereit, diesen Aufpreis zu bezahlen, vor allem bei Premium-Modellen.
Und so rechnet GM damit, dass man die Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2021 sogar am oberen Ende der Spanne erreichen könne (11,5 bis 13,5 Mrd. Dollar). General Motors sei insgesamt gut aufgestellt und gehe weiter davon aus, seine Jahresziele zu schaffen, hatte Konzernchefin Mary Barra im Herbst betont.
Bei Toyota wiederum sieht es da sogar noch wesentlich besser aus. Für das Jahr 2021 rechnen die Japaner mit einem Gewinn von umgerechnet 18,9 Milliarden Euro. Im dritten Quartal erzielte man einen Überschuss von 4,78 Milliarden Euro.
Und was machen die Aktien?
Sowohl die Aktie von General Motors als auch die von Toyota hatten im letzten Jahr deutliche Kurszuwächse verzeichnet. Bei GM belief sich das Plus auf rund 70 Prozent, bei Toyota auf 42 Prozent. Analysten sehen laut Marketscreener übrigens bei GM (+14 %) ein höheres Kurspotenzial als bei Toyota (+8 %).
Toyota mit Vorsprung bei Elektromobilität – GM will aufholen
Fakt ist: Beide Big Player wollen in den nächsten Jahren massiv in die Elektromobilität investieren und sich damit ihre Zukunft sichern. Toyota etwa konnte in 2021 in den USA 584.000 elektrifizierte Fahrzeuge absetzen (reine Stromer, Hybride und Brennstoffzellen-Autos). Das ist ein Plus von 73,2 Prozent und gleichzeitig bereits ein Viertel des gesamten US-Absatzes der Japaner.
Aber auch GM will alsbald aufholen. Mit Milliardeninvestitionen will der Autogigant der größte Hersteller von Elektroautos in den USA werden und somit den bisherigen Primus Tesla vom Thron stoßen. Hinzu kommt, dass sich der Traditionskonzern im Unterschied zu ausländischen Herstellern auf eine starke politische Rückendeckung aus Washington einstellen kann.