Genmab stärkt Pipeline mit ProfoundBio-Übernahme

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Die Übernahmeaktivität im Biotechnologiesektor bleibt ungebrochen hoch. Gerade hat der dänische Antikörperspezialist Genmab die geplante Übernahme des US-Biotech-Unternehmens ProfoundBio bekanntgegeben – Kostenpunkt immerhin 1,8 Milliarden Dollar. Die Übernahme erfolgt weniger als zwei Monate, nachdem das Startup unter der Führung von Veteranen des ADC (Antibody-Drug Conjugates) Spezialisten Seagen eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen hat.

ADCs (auf deutsche sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten) sind eine wirksame Wirkstoffklasse zur Behandlung von Krebs. Diese versprechen, tödliche Medikamente in Tumoren zu transportieren, ohne die gesunden Zellen im Körper zu stören. Dazu kombinieren die Medikamente eine Chemotherapie mit Antikörpern, die gezielt Krebszellen aufspüren können, bevor sie Giftstoffe freisetzen. Dieses Feld wird von großen Arzneimittelherstellern wie AstraZeneca, Pfizer und Roche angeführt.

Genmab – Spezialist für Antikörpertherapien….

Genmab ist ein Biotechnologieunternehmen aus Dänemark, das im Jahr 1999 gegründet wurde. Der Konzern hat sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Antikörpertherapien zur Behandlung von Krebsleiden spezialisiert.

Genmab erzielt den Großteil seiner Einnahmen aus Lizenzgebühren, die von Unternehmen gezahlt werden, die Medikamente unter Verwendung seiner Antikörper auf den Markt gebracht haben. In 2023 erwirtschaftete Genmab 68% der Umsätze mit dem Multiple-Myelom-Medikament Darzalex von Johnson & Johnson.

Während diese Lizenzeinnahmen weiter wachsen, versucht Genmab auch die Entwicklung von Medikamenten auf eigene Faust und mit Partnern voranzutreiben. Die Genmab-Pipeline umfasst neun Programme in verschiedenen Entwicklungsstadien sowohl für solide Tumore als auch für Blutkrebs.

….legt 1,8 Milliarden Dollar für ProfoundBio auf den Tisch

Nun will Genmab das in Privatbesitz befindliche Biotechnologieunternehmen ProfoundBio für 1,8 Milliarden Dollar in bar schlucken. ProfoundBio hat seinen Hauptsitz in Seattle (Washington) und ein Forschung-Innovationszentrum in Suzhou (China). Das Unternehmen hat eine Pipeline mit mehreren ADC-Wirkstoffkandidaten für solide Tumore und hämatologische Malignome entwickelt.

Durch die Entwicklung erhält Genmab die weltweiten Rechte an drei klinischen Kandidaten. Darunter befindet sich auch ein experimentelles Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, das sich in der Mitte der klinischen Tests für Eierstockkrebs befindet. Zudem wird die Anwendung bei soliden Tumoren getestet.

Höhere Kosten erwartet

Genmab geht davon aus, dass durch die Übernahme die Betriebskosten voraussichtlich auf das obere Ende der prognostizierten Spanne von 12,4 bis 13,4 Milliarden Dänische Kronen (rund 1,7 Milliarden Euro) ansteigen. Hintergrund sind vor allem zusätzlichen Ausgaben zur Entwicklung der klinischen Programme von ProfoundBio.

An seiner Umsatzprognose hält der Konzern derweil fest: Die Konzernführung stellt einen Umsatz zwischen 18,7 und 20,5 Milliarden Dänische Kronen (2,43 bis 2,66 Milliarden Euro) in Aussicht.

Neues Forschungsfeld lockt Investoren an

Mit der Milliardenübernahme setzt sich das hohe Interesse im Bereich der ADCs fort. Denn die Dänen sind nicht die einzigen, die ein Auge auf den neuartigen Therapieansatz geworfen haben:

Die Suche nach diesen zielgerichteten Medikamenten führte im vergangenen Jahr zu einer Reihe von Übernahmen in der Branche, darunter der 10-Milliarden-Dollar-Deal von AbbVie für ImmunoGen Inc. mit einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat gegen Eierstockkrebs.

Aber auch Bristol Myers Squibb ging eine ADC-Partnerschaft mit SystImmune ein (Wert bis zu 8,4 Milliarden Dollar). Ebenso kündigte Merck & Co. eine potenzielle 22-Milliarden-Dollar-Allianz mit Daiichi Sankyo an. Im Januar dieses Jahres folgte dann der Kauf von Ambx Biopharma für 2 Milliarden Dollar durch Johnson & Johnson.

Das massive Interesse der großen Pharmafirmen macht deutlich, wie attraktiv die Experten diesen Therapieansatz einschätzen. Daher dürfte der Genmab-Deal mit ProfoundBio mit Sicherheit nicht der letzte gewesen sein.