Geldanlage für Selbstständige – Aktien oder nicht?

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Langfristig und im Vergleich mit anderen gängigen Anlageformen bringen Aktien im Schnitt den höchsten Gewinn. Aber sind börsennotierte Unternehmensbeteiligungen auch für Selbstständige ein empfehlenswertes Investment?

Geldanlage und Private Vorsorge

Selbstständige und Freiberufler sind Menschen wie ich, Du und Sie. Dennoch gibt es einige Unterschiede. Mit der wichtigste: Der Selbstständige ist – im Unterschied zu Millionen anderer Menschen – sein eigener Chef. Zugleich ist er selbstverständlich nicht unabhängig von den Wünschen anderer Menschen. Das nämlich sind die Kunden, mit deren Interesse, Treue und bisweilen auch Launen das Geschäftsmodell „Selbstständigkeit“ steht und fällt.

Sein eigener Herr zu sein, hat zweifellos Vorteile und Nachteile. Wobei vermutlich bei den meisten Selbstständigen die Vorteile zumindest über einen längeren Zeitraum überwiegen, sonst würden sie ihr Geschäft vermutlich an den Nagel hängen.

Vor allem die Geldanlage und die Private Vorsorge sind für Selbstständige und Freiberufler erfahrungsgemäß eine Herausforderung. Bei der Vorsorge geht es um Themen wie Alter, Krankheit, Pflegebedürftigkeit und auch Erwerbsminderung. Und das Thema „Geldanlage“ ist für viele freischaffende und Chefs bisweilen besonders heikel. Denn manch einer mag denken, das eigene Geschäft und die eigene Arbeitskraft seien die mit Abstand besten Investitionen und es bedürfe anderer Geldanlagen nicht.

Das ist sehr riskant. Unzählige Selbstständige haben in der Vergangenheit schmerzhafte Erfahrungen gemacht, wenn sie in punkto Geldanlage letztlich alles auf ein Pferd gesetzt haben. Schauen wir uns deshalb die Klassiker bei der Geldanlage für Selbstständige und Freiberufler kurz an.

Die Sache mit den Konten

Ob selbstständig oder freiberuflich unterwegs, was letztlich nicht viel Unterschied macht: Jede bzw. jeder braucht ein Geschäftskonto, mindestens eins. Überdies sind Tages- und Festgeldkonten sinnvoll, um – bis auf weiteres – nicht benötigte Liquidität verzinslich zu parken.

Das beste Konto für Selbstständige und Freiberufler – gibt es das überhaupt? Zwar zielt die Frage zunächst auf das Preis-Leistungsverhältnis eines Kontos, doch im Grunde ist sie falsch. Richtig müsste sie lauten: Was ist die beste Bankbeziehung für alle Konten eines Selbstständigen und Freiberuflers – gibt es die? Wahrscheinlich nicht.

In punkto Gebühren gilt: Preiswerte Geldinstitute müssen ihr Geld an anderer Stelle verdienen. Etwa über niedrige Zinsen bei Tages- und Festgeld. Heißt also: Erfahrungsgemäß sind Selbstständige mit mehreren Bankverbindungen gut bedient. Die eine für die Geschäftskonten mit laufenden Ein- und Ausgaben, die andere mit vergleichsweise hoher Verzinsung von Tages- und Festgeld, um dort Liquidität zu parken.

Längerfristige Geldanlage – Anleihen und Immobilien geeignet?

Festzinspapiere wie Staatsanleihen, sofern denn die Bonität des Schuldners stimmt, und vermietete Immobilien sind – das bestätigen Studien – die bevorzugten Anlageformen von Selbstständigen. Wohl gemerkt, sobald es um private Investments und Zukunftsvorsorge geht.

Doch auch hier gilt: Viel hilft nicht unbedingt viel. Zweifellos haben Festzinspapiere und Investment-Immobilien Charme und Berechtigung. Doch aus meiner Sicht sollten sie nicht die einzigen Assets sein im Rahmen einer Vermögensstrategie von Selbstständigen.

Auch wenn die Anleihen-Renditen in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen sind, so gleichen sie bei weitem die nach wie vor hohe Inflationsrate nicht aus. Kaufkraftbereinigt macht man also ein Verlustgeschäft. Immobilien wiederum haben den Nachteil, dass sie vergleichsweise illiquide sind, sobald mal Not am Mann ist. Nach Branchenbeobachtungen dauert die Vermarktung sowohl selbstgenutzter als auch Anlageimmobilien deutlich länger als noch vor zwei Jahren.

Manko ist zudem, dass insbesondere ältere Objekte zur Kostenfalle werden können, falls sich Reparaturen, Modernisierungen und Sanierungen häufen. Kurz und gut: Gern ein oder zwei Mehrfamilienhäuser oder gemischt genutzte Objekte im Portfolio eines Selbstständigen als Basisinvestments. Der Rest des eigenen Vermögens sollte auf andere Anlageformen verteilt werden.

Aktien, Aktienfonds und ETFs für Selbstständige

Aktien sind langfristig, ich wiederhole mich da gern, die mit Abstand rentabelste Investition. Wobei die Betonung selbstverständlich auf „langfristig“ liegt, wir reden nicht über ein oder zwei Jahre oder noch kürzere Zeiträume. Wenn man als Selbstständiger nicht gerade Geld in Hülle und Fülle hat und der dritte Ferrari keinen Sinn ergibt, sollte man um heiße Spekulationen einen großen Bogen machen.

Wer gut essen und gut schlafen will, bestückt sein Portfolio mit erstklassigen Standardwerten aus dem Dax oder auch den Eurostoxx, um Währungsverschiebungen zu vermeiden. Auf Dauer noch besser aufgehoben ist man in Indexfonds, den sogenannten ETFs, die komplette Börsenbarometer abdecken.

Für diese Form der Geldanlage sprechen nicht nur die vergleichsweise geringen Kosten, sondern auch die Tatsache, dass 80 Prozent der individuell gemanagten Fonds schlechter abschneiden als die ihnen zugrunde liegenden Indices.

Large Caps und Mid Caps haben wie Aktienfonds und ETFs den Vorteil, dass sie von heute auf morgen liquidierbar sind. Ob man bei Geldbedarf dann aber mit Verlust verkaufen muss, steht selbstverständlich in den Sternen.

Fondsgebundene Lebensversicherungen

Glaubt man der Versicherungsbranche, sind sogenannte Fondspolicen das ideale Investment zur Kombination von Risikoschutz und eigener Altersvorsorge. Dieser Werbeaussage schließe ich mich nicht an. Ich halte es da eher mit kritischen Verbraucherschützern. Die monieren geradezu Mantra-artig die hohen Kosten fondsgebundener Lebensversicherungen. Wer also Risikovorsorge und eigene Altersvorsorge miteinander kombinieren möchte, der koppelt eine Risiko-Fondslebensversicherung für kleines Geld mit einem oder mehreren ETFs.