Ford beschleunigt: doch wie weit trägt der Schwung?
In einem Marktumfeld, das vielen Autoherstellern zu schaffen macht, gelingt es Ford derzeit, positive Schlagzeilen zu schreiben. So übertraf der Konzern im zweiten Quartal 2025 mit einem Umsatz von mehr als 50 Milliarden US-Dollar die Erwartungen – ein Rekordwert, der vor allem durch Pick-ups, SUVs und das Geschäftskundensegment Ford Pro erzielt wurde. Die Verkaufszahlen stiegen um mehr als 14 %, während die Branche im Durchschnitt kaum zulegen konnte.
Trucks, SUVs und Software als Wachstumsmotor
Fords Stärke liegt nicht nur im Volumen, sondern auch in der Breite. Während die F-Series in den USA weiterhin das erfolgreichste Modell ist, zieht der kompakte Maverick viele Neukunden an und SUVs wie der Bronco oder die Expedition verzeichnen deutliche Zuwächse. Im Geschäftskundenbereich (Ford Pro) zahlt sich zudem der Fokus auf Dienstleistungen aus. Software-Abos und Telematiklösungen verzeichnen ein zweistelliges Wachstum und sorgen für hohe Margen.
Auch bei elektrischen und hybriden Modellen ist die Dynamik spürbar. Mit über 80.000 verkauften Einheiten im Quartal hat Ford die Konkurrenten General Motors und Stellantis übertroffen. Ein Teil des angekündigten 5-Milliarden-Dollar-Investitionsprogramms fließt deshalb in eine neue Generation von E-Pick-ups, die erschwinglicher sein sollen. Damit könnte Ford seine traditionell starke Position im Truck-Segment ins Elektrozeitalter übertragen.
Gegenwind bleibt nicht aus
So erfreulich die Erfolge auch sind: Ganz ohne Stolpersteine geht es nicht. Tarife auf importierte Teile schmälern die Marge, Rückrufe kosten Hunderte Millionen Dollar und die defizitäre E-Sparte bleibt eine offene Baustelle. Hinzu kommt die Abhängigkeit von den Zinsentscheidungen der US-Notenbank. Sollte die erwartete Lockerung tatsächlich eintreten, würden sich die monatlichen Finanzierungsraten für Neuwagen deutlich senken und die Nachfrage würde angekurbelt – ein möglicher Befreiungsschlag für den gesamten Markt.
Bewertung: Unter dem Radar
Trotz seiner Erfolge wird Ford an der Börse nur mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,25 bewertet – deutlich niedriger als der Branchenschnitt. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 1,0 signalisiert die Zurückhaltung der Anleger. Dabei verfügt der Konzern über rund 30 Milliarden Dollar Cash und eine solide Dividendenhistorie. Analysten sehen deshalb Luft nach oben: Selbst konservative Bewertungsmodelle deuten auf ein Potenzial von 15 bis 17 US-Dollar je Aktie hin – ausgehend vom aktuellen Kurs von rund 11,50 US-Dollar.
Fazit
Ford gelingt es, im schwierigen Umfeld Marktanteile zu gewinnen und sein Geschäft breiter aufzustellen – vom margenstarken Software-Abo bis hin zum elektrischen Pick-up. Doch die Bilanz wird durch hohe Kosten für Tarife und Rückrufe belastet und die E-Sparte muss dringend in die Spur kommen. Für Sie als Anlegerinnen und Anleger ergibt sich somit ein gemischtes Bild: Die Substanz ist stark, die Risiken sind real und die Bewertung am Markt ist vergleichsweise niedrig. Ford bleibt somit ein spannender, aber keineswegs risikoloser Wert.