Ferrari-Aktie: Elektromobilität im Schneckentempo – Achtung Risiko!

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Kaum ein anderes Logo dürfte weltweit so bekannt sein, wie das aufbäumende Pferd auf gelbem Grund. Natürlich geht es um Ferrari. Die Autos des italienischen Luxusherstellers sind ein Mythos und gelten als Statussymbol.

Viele bringen Ferrari lediglich mit der Formel 1 in Verbindung. Doch der Autobauer aus Maranello ist inzwischen auch für uns Anleger ein wichtiger Player. Seit Ende 2015 ist die Kultmarke eigenständig an der Börse notiert.

Während das Engagement in der Formel 1 in den letzten Jahre nicht gerade von großem Erfolg geprägt war, lief es an der Börse weitaus besser. Die Ferrari-Aktie konnte ihren Wert seit dem IPO mehr als verdreifachen.

Ferrari wächst und gedeiht

Schauen Sie sich aber einfach diese Bilanzzahlen an und Sie werden schnell merken, warum der Kapitalmarkt bei Ferrari so positiv gestimmt ist. Im dritten Quartal 2021 konnte Ferrari 2.750 Boliden ausliefern. Das ist ein Plus von 18,9 Prozent gegenüber Q3 2020 und von 11,2 Prozent gegenüber Q3 2019. Die Italiener verkauften also mehr Autos als vor der Corona-Krise, trotz des Halbleiter-Mangels.

Allgemein scheint die Chip-Verknappung Ferrari bislang kaum zu belasten. Im Gegenteil: Ferrari konnte seine Autos deshalb zu höheren Preisen verkaufen. Offenbar sind die zahlungskräftigen Kunden des Konzerns gerne dazu bereit, einen Aufpreis für die Luxuswagen zu bezahlen.

Geldregen: Ergebnisprognose erhöht

Das Betriebsergebnis EBIT schoss dadurch in Q3 um 21,8 Prozent (ggü Q3 2020) bzw. 19,2 Prozent (ggü Q3 2019) auf 270 Millionen Euro nach oben. Zwar hatten Analysten positive Effekte des Chip-Mangels auf die Profitabilität erwartet. Dass das Betriebsergebnis allerdings so stark in die Höhe schnellte, hatten auch die Experten im Schnitt nicht auf dem Schirm.

Bei Ferrari jedenfalls sorgt der Ergebnissprung für Optimismus. So schraubte man Anfang November die Jahresziele nach oben. Demnach rechnet der Konzern damit, dass man im Gesamtjahr 2021 ein EBIT von 1,05 Milliarden Euro erreichen wird. Zuvor hatte man hier eine Spanne von nur 0,97 bis 1,02 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Bilanziell läuft es also hervorragend. Die Gretchenfrage aber lautet: Ist die Ferrari-Aktie ihren doch recht beachtlichen Preis überhaupt wert? Viele Analysten jedenfalls sehen das Papier derzeit als überbewertet an. Als Anleger sollten Sie deshalb durchaus Vorsicht walten lassen.

Aber was spricht momentan gegen Ferrari?

Nun, es ist die Liebe zur Tradition, zu schnellen Autos und zum ikonischen Klang der klassischen V12- und V8-Motoren, die Ferrari zum Verhängnis werden könnte. Sie werden es schon ahnen: Es geht um die Elektromobilität bzw. um das Ausbleiben eben dieser.

Auch der Traditionskonzern aus Maranello kann sich der Transformation nicht verschließen. Ansonsten drohen Ferrari hohe Strafzahlungen. Doch bei diesem Punkt ist von Höchstgeschwindigkeit kaum etwas zu merken.

Schneckentempo bei E-Transformation

Ferrari will erst im Jahr 2025 seinen ersten vollelektrifizierten Boliden auf den Markt bringen. Somit wird der Konzern relativ spät in das Rennen um die E-Autoproduktion einsteigen. Zum Vergleich: Porsche und Lexus sind da bedeutend schneller. Ferrari dürfte in Sachen Elektromobilität seinen Wettbewerbern also hinterherfahren. Mit Blick auf die starken Wachstumschancen der Stromer ist das durchaus ein negativer Aspekt.

Entscheidend wird aber sein, ob die Kunden überhaupt einen elektrifizierten Ferrari annehmen werden. Derzeit arbeiten die Italiener daran, Lösungen zu finden, um etwa die Soundkulisse der kommenden Stromer ansprechender zu machen. Bislang habe man hier noch keine Lösung gefunden, heißt es aus Maranello.

Viele Fragezeichen bei Ferrari

Auch wie der erste reine Stromer des Konzerns genau aussehen wird, ist noch völlig offen. Gut möglich, dass Ferrari zunächst gar keinen Elektro-Rennwagen forciert, sondern einen E-SUV.

Hintergrund: Das Unternehmen will im nächsten Jahr seinen ersten Verbrenner-SUV auf den Markt bringen und somit von der hohen Nachfrage nach den großen Autos profitieren. Mit einem Elektro-SUV würde man jedenfalls eher auf Nummer sicher gehen. Beim Premium-Konkurrenten Bentley etwa wird der erste Stromer ein SUV sein.

Mein Fazit für Sie

Ferrari ist ein hochprofitables Unternehmen mit einer ausgezeichneten Reputation und Kundenbindung. Doch der Wandel hin zur Elektromobilität wird den Traditionskonzern vor große Herausforderungen stellen. Ob die verspätete Transformation gelingen wird, lässt sich aus derzeitiger Sicht kaum stichhaltig beantworten.

Dieser eher längerfristige Risikofaktor geht meiner Meinung nach angesichts der zuletzt starken Bilanz etwas unter. Sie als Anleger sollten sich deshalb nicht von den Umsatz- und Gewinnsteigerungen blenden lassen, sondern Ihren Fokus in die Zukunft ausrichten. Und da wird die Elektromobilität das Zünglein an der Waage sein.

Die Ferrari-Aktie ist für Sie also ein heißes Eisen.