Europas Wind-Comeback: Das müssen Sie als Anleger wissen

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Die Hoffnung ist wieder da: Heute soll es hier einmal mehr um die Windkraftbranche gehen, die für Sie als Rohstoff-Anleger schließlich ein wichtiger Impulsgeber ist. Vor wenigen Tagen hat der mächtige europäische Branchenverband WindEurope, zu dem etliche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Investoren gehören, nämlich seinen neusten Jahresbericht vorgelegt.

Europa: Windkraftbranche 2023 mit Rekordwert

Kurzum: Der Ausbau der Windkraft in Europa kommt gut voran, trotz aller makroökonomischen Widerstände. Laut den Daten von WindEurope wurden 2023 insgesamt 18,3 Gigawatt (GW) an neuen Windkraftkapazitäten in Europa installiert. Der Großteil entfiel auf die EU-Staaten (16,2 GW). Sowohl im gesamten Europa als auch in der EU erzielte die Branche im letzten Jahr somit Rekordwerte.

Der Branchenverband schrieb von „erheblichen Verbesserungen“ in Schlüsselbereichen des europäischen Windenergiesektors, der 2022 nach der Invasion Russlands in der Ukraine mit steigender Inflation, hohen Zinssätzen und volatilen Energiemärkten zu kämpfen hatte. Tatsächlich meldet WindEurope für 2023 signifikant höhere Investitionen in den Ausbau der Windkraft im Vergleich zum Vorjahr.

Deutschland an der Wachstumsspitze

Der Großteil (79 %) des Ausbaus belief sich 2023 auf den Onshore-Bereich, also auf Windturbinen an Land. Den größten Zubau konstatierte der Verband in Deutschland, auch wenn die Experten immer noch die regulatorischen Hürden hierzulande bemängelten. Im Bild sehen Sie den Anteil der einzelnen europäischen Staaten am Ausbau:

Quelle: WindEurope (https://windeurope.org/intelligence-platform/product/wind-energy-in-europe-2023-statistics-and-the-outlook-for-2024-2030/)

Auf Platz 2 positionierten sich demnach die Niederlande, die auf einen deutlich höheren Offshore-Anteil als Deutschland kamen – gefolgt von Schweden, Frankreich und Großbritannien. Allein in Deutschland wurden +70 % mehr Onshore-Wind installiert als 2022. Der Branchenverband führt das beachtliche Plus des Windkraftsektors unter anderem auf die von der EU forcierten Initiativen zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und Erleichterung bei Finanzierungen zurück. Hinzu komme die nachlassende Inflation.

Windkraftausbau: Wie geht es bis 2030 weiter?

Interessant ist nun der Blick auf die Zukunft. WindEurope erwartet für das laufende und die kommende Jahre weiterhin starke Wachstumszahlen. Zwischen 2024 und 2030 werden laut dem Verband pro Jahr durchschnittlich 29 Gigawatt installiert und damit noch einmal deutlich mehr als 2023. Bis 2030 würde Europa damit eine Windenergiekapazität von insgesamt 393 Gigawatt erreichen. Damit wäre der Kontinent in Schlagreichweite zur 425-GW-Schwelle, deren Erreichen bis 2030 als nötig angesehen wird, um die Klimaziele zu erfüllen.

Ein Selbstläufer wird das Ganze jedoch nicht. Der Branchenverband hat auch in seinem neusten Jahresbericht die Politik ermahnt, den Ausbau und die Modernisierung der Strominfrastruktur nicht zu vernachlässigen. Diese sei essenziell für die Erneuerbaren Energien

Wer profitiert vom Wind-Turbo?

Zu den Profiteuren eines besseren Windkraft-Umfelds in Europa gehören Turbinenhersteller wie Nordex, Energiekonzerne wie RWE und Technologie-Anbieter wie Siemens Energy. Letzteres Unternehmen ist über die (zuletzt strauchelnde) Tochter Gamesa zwar ebenfalls in der Herstellung von Windrädern tätig, jedoch auch ein wichtiger Infrastrukturspezialist. Siemens Energy bietet essenzielle Technologien zur Netzanbindung von Windkraftparks – etwa Konverterstationen und Leittechnik.

Für den Rohstoffbereich ist das höhere Tempo in Sachen Windenergie ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Unter anderem das Energiewendemetall Kupfer ist ein wichtiger Grundbaustein von Windkraftanlagen und der dafür nötigen Strominfrastruktur. Nach Angaben des Deutschen Kupferinstituts benötigen heutige Windkraftanlagen inklusive Infrastruktur bis zu 30 Tonnen Kupfer, um zu funktionieren. In den Ringgeneratoren der Windräder beispielsweise sind Wicklungen aus mehreren hundert Kilometern Kupferdrähten verbaut. Zudem steckt Kupfer in den Motoren, die die Rotorblätter drehen, in den Wicklungen der Transformatoren sowie in weiteren Kabeln und Leitungen.

Mein Fazit für Sie

In den letzten Jahren hatten viele Anleger große Hoffnung auf den Windkraftausbau sowie die damit verbundenen Wachstumschancen gesetzt – und wurden leider enttäuscht. Das Makro-Umfeld setzte entsprechende Aktien und ETFs massiv unter Druck. Nun scheint der Sektor aber Turnaround-Potenzial zu bieten, übrigens nicht nur in Europa. Auch in anderen Weltregionen gab es rund um den Windkraftausbau zuletzt wieder etwas optimistischere Signale.

Wichtig: Der Branchenverband WindEuropa konstatierte, dass die Windlieferketten aktuell wieder in die Gewinnzone zurückkehren. In der Folge dürfte die Investitionsbereitschaft weiter steigen – auch weil die Leitzinsen früher oder später wieder gesenkt werden. Die hohen Zinsen hatten die Branche zurückhaltender werden lassen, da ein Großteil der Windprojekte fremdfinanziert ist, und somit höhere Kreditkosten überproportional zum Belastungsfaktor wurden.

Als Rohstoff-Anleger können Sie mit Kupfer hervorragend vom Comeback der Windindustrie profitieren. Klar: Noch steht der Kupferpreis im Zeichen der makroökonomischen Probleme. Viele Experten erwarten aber spätestens im zweiten Halbjahr 2024 den Beginn einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung – und perspektivisch gar einen Superzyklus. Interessant in diesem Kontext sind Aktien wie BHP, Rio Tinto und Freeport-McMoRan.