Maersk-Aktie im Abwärtssog: Der Zykliker in der Analyse

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Auch die letzte Woche hat wichtige Erkenntnisse für Sie als Anleger geliefert. Dabei ging es unter anderem um einen Titel, der in der Öffentlichkeit zwar relativ wenig bekannt, für die Weltwirtschaft aber umso wichtiger ist. Kurzum: Im Mittelpunkt steht der dänische Konzern Maersk, der die gleichnamige Reederei betreibt.

Aber schauen Sie sich selbst den Aktienchart an (Stand: 06.11.2023, 9:00 Uhr):

Quelle: www.aktienscreener.com

Allein am Freitag krachte die Maersk-Aktie um rund 11 Prozent ein (gelber Pfeil). Aber nicht nur das: Seit Anfang 2022 hat das Papier um satte 57 Prozent abgewertet.

Maersk als Corona-Profiteur

Zunächst für Sie zur Einordnung: Die dänische A. P. Moller-Maersk Group gilt als größte Containerreederei der Welt. Pro Jahr verschifft der Konzern rund 12 Millionen Container in jeden Winkel der Erde. Hierfür greifen die Dänen auf mehr als 730 Containerschiffe, 110.000 Mitarbeiter und 67 Terminals zurück. Maersk ist also für das Funktionieren des globalen Handels einer der maßgeblichsten Akteure überhaupt.

Entsprechend ist die Aktie ein klassischer Zykliker. Das hat sich in den letzten Jahren abermals deutlich offenbart. Während der Corona-Pandemie war es zu erheblichen Störungen der weltweiten Lieferketten gekommen. Gleichzeitig blieb die Nachfrage nach Handelsgütern hoch. Das Resultat: Die Weltwirtschaft stürzte sich förmlich auf die verbliebenen Frachtkapazitäten.

Containerreedereien wie Maersk konnten deshalb die Transportpreise massiv erhöhen, was deren Gewinnmargen durch die Decke schießen ließ. Noch 2022 hatte Maersk einen Gewinn von sagenhaften 29,2 Milliarden Dollar generiert – und damit den höchsten Jahresüberschuss eines dänischen Unternehmens in der Geschichte des deutschen Nachbarlandes. Die Nettogewinnmarge lag im letzten Jahr bei üppigen 35,8 Prozent – nach 29,04 Prozent in 2021 und 7,17 Prozent in 2020.

Neue Zahlen: Reederei im Abwärtssog

Doch dieser Profitrausch ist inzwischen zu Ende. Im dritten Quartal 2023 erzielte Maersk einen Gewinn von nur noch 489 Millionen Dollar, wie der Konzern am Freitag einräumen musste. Das entspricht einem Rückgang von rund 94 Prozent gegenüber dem starken Vorjahreszeitraum. Der Umsatz krachte gleichzeitig um 47 Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar ein.

Der Free Cashflow, also der Barmittelzufluss, war in Q3 mit -124 Millionen Dollar gar negativ. Das könnte indes auch Auswirkungen auf die Aktionärsbelohnungen haben. So musste Maersk im Rahmen der Q3-Präsentation einräumen, dass das Management die für 2024 geplanten Aktienrückkäufe überprüfen werde. Die Reaktion der Börse fiel – wie Sie im Chart anhand des gelben Pfeils sehen können – erschütternd aus.

Aber warum ist Maersk derzeit so hart unter Druck?

Im Prinzip lässt sich der operative Einbruch auf zwei Faktoren zurückführen. Erstens: die schwächelnde Weltkonjunktur. Diese belastet den globalen Handel. In der Folge bauen Unternehmen zunächst ihre Lagerbestände ab, anstatt neue Waren, Komponenten und Rohstoffe zu beziehen. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Containertransporten.

Zweitens: das Überangebot. Während der coronabedingten Boom-Phase hatten viele Reedereien ihre Frachtkapazitäten deutlich erhöht, um noch mehr von den damals hohen Gewinnmargen zu profitieren. Sie haben also im großen Stil neue Schiffe gekauft, während die Verschrottungen oder Stilllegungen älterer Dampfer verlangsamt wurden. Doch diese Investitionen erweisen sich zumindest in der aktuellen Konjunkturkrise als Fehler. Die neuen Schiffskapazitäten haben nicht nur die Ausgabenseite der Reedereien belastet, sondern sorgen nun für ein Überangebot und somit für sinkende Frachtmargen.

Jetzt kommt der Job-Kahlschlag

Die Branche steckt also inmitten eines Abwärtszyklus. Und dieser dürfte erst einmal anhalten. Maersk erwartet für die kommenden zwei bis drei Jahre ein schwieriges Geschäftsumfeld. 2024 soll sich das operative Ergebnis (EBIT) indes am unteren Ende der zuvor in Aussicht gestellten Spanne (3,5 bis 5,0 Mrd. Dollar) einpendeln. Immerhin: Der Konzern hat am Freitag die Prognosespanne als Ganzes nicht abgesenkt.

Das Management jedenfalls will auf die Krise reagieren – mit Kostensenkungen. Und das dürfte in erster Linie die Belegschaft treffen. Nach neuen Angaben forciert der Konzern umfangreiche Stellenstreichungen. Demnach sollen mindestens 10.000 der insgesamt 110.000 Jobs wegfallen. Dadurch will Maersk jährliche Kosten in Höhe von 600 Millionen Dollar einsparen.

Mein Fazit für Sie

Die Krise betrifft freilich nicht nur Maersk. Auch andere große Reedereien wie die deutsche Hapag-Lloyd gerieten in den letzten Monaten in die Bredouille. Als Anleger sollten Sie jetzt dennoch nicht in Panik verfallen. Gerade die Container-Aktien sind wie erwähnt sehr zyklisch. Die Papiere wechseln also traditionell immer wieder zwischen Hoch- und Tiefphasen. Entsprechend dürfte auch die aktuelle Krise nur temporär sein – wenngleich noch lange nicht klar ist, wann genau der Wendepunkt diesmal sein wird. Die Maersk-Aktie bietet also kurzfristig durchaus signifikante Risiken. Auf langfristige Sicht hingegen ist das Papier meiner Meinung nach aktuell ein interessanter Pick für antizyklisch orientierte Investoren.