Ericsson – Gewinnziel verfehlt, weitere US-Sanktionen drohen

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Der schwedische Telekomkonzern und Netzwerkausrüster Ericsson hat enttäuscht. Die Aktie verliert kräftig, auch weil schärfere US-Sanktionen drohen.

Erst vor zwei Tagen hatte sich das Unternehmen entschieden, dem Beispiel anderer Firmen zu folgen und das Russland-Geschäft bis auf weiteres auszusetzen. Die vielfältigen Folgen der russischen Invasion des Nachbarlandes wirken sich bereits auf die von Ericsson präsentierte Bilanz des bis zum 31. März gelaufenen ersten Quartals (Q1) des Geschäftsjahres 2022 aus.

Dabei machten die Verkäufe in Russland im Jahr 2021 mit 4,1 Milliarden schwedischen Kronen (SEK) weniger als 2 Prozent des gesamten Jahresumsatzes in Höhe von 232,3 Milliarden SEK (umgerechnet etwa 22,5 Milliarden Euro) aus. In der Quartalsbilanz ist die Aussetzung des Russland-Geschäfts in Form einer Abschreibung in Höhe von 0,9 Milliarden SEK berücksichtigt.

Umsatzsteigerung dank Nordamerika, Lateinamerika und Europa

Der Umsatz von Ericsson erreichte in Q1 rund 55,1 Milliarden SEK und übertraf damit die Erwartungen um rund eine Milliarde SEK. Im Vorjahresvergleich ergibt sich ein Zuwachs von 3 Prozent. Wachstumstreiber waren die Märkte in Nordamerika (plus 9 Prozent) sowie in Lateinamerika und Europa (plus 15 Prozent). Auch in Afrika erhöhten sich die Verkäufe, während sie in Asien zurückgingen.

Nordamerika hat mit 38 Prozent den größten Anteil am Umsatz von Ericsson, Lateinamerika und Europa zeichnen zusammen für 28 Prozent der Verkäufe verantwortlich. Der Bereich Südostasien, Ozeanien und Indien kommt auf 11 Prozent, Nordostasien auf 10 Prozent und das Segment Mittlerer Osten und Afrika auf 8 Prozent.

Lieferkettenprobleme und Ukraine-Krieg schmälern die Erträge

Die Bruttomarge beträgt 42,3 Prozent und liegt damit etwas unter dem Wert des ersten Quartals im Geschäftsjahr 2021 (42,9 Prozent) sowie unter den Erwartungen vieler Analysten. Auch das operative Ergebnis ohne Restrukturierungskosten (EBIT) erreichte mit 4,8 Milliarden SEK nicht ganz den Vorjahreswert von 5,3 Milliarden SEK, die EBIT-Marge sank von 10,7 auf 8,7 Prozent.

Hauptsächliche Gründe für diesen Rückgang sind Vorkehrungen wegen der weltweiten Lieferkettenprobleme und der vorübergehende Rückzug aus Russland. Unter dem Strich beträgt der Konzerngewinn 2,9 Milliarden SEK und verringert sich damit im Vorjahresvergleich um 8 Prozent.

Für die nähere Zukunft rechnet das Management außerdem mit Geldstrafen und möglichen weiteren Sanktionen durch das US-Justizministerium als Folge mutmaßlicher, von Ericsson teilweise bereits eingestandener Schmiergeldzahlungen im Irak. Die Höhe der Strafen lässt sich demnach aber nicht verlässlich abschätzen. Der Kurs der Ericsson-Aktie reagiert im frühen Handel mit einem Abschlag von rund 7 Prozent auf die Quartalszahlen.