Die Zwickmühle der EZB: Was Sie wissen sollten

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Im letzten Jahr waren die Leitzinsen durch die EZB 10 Mal in Folge in Jumboschritten erhöht worden. Nach dem Anheben des Zinssatzes auf 4,5 % pausiert der Leitzins auf diesem hohen Niveau seit September letzten Jahres. Aus Überzeugung der EZB? Wohl kaum, viel mehr scheinen die Währungshüter nicht wirklich zu wissen, was sie tun sollen, weil sie in der Zwickmühle stecken.

Nachdem die Inflation im letzten Jahr auf einen historischen Rekordwert von 10,6 % geklettert war, ging der Wert in der zweiten Jahreshälfte deutlich zurück, aber das Thema Inflation ist noch lange nicht abgehakt.

Nach deutscher Berechnung stiegen die Preise im Dezember im Vergleich zum Vorjahr auf 3,7 % an nach 3,2 % im Vormonat. In der Eurozone legte die Teuerung um 0,5 Prozentpunkte auf 2,9 % zu. Natürlich hat der Wert im Hinblick auf den Höchststand deutlich abgenommen, aber er liegt immer noch deutlich über dem Wert von zwei Prozent, den die EZB anstrebt.

Warum die EZB mehr und mehr unter Druck gerät

In der Zwickmühle befindet sich die Europäische Zentralbank, weil die Wirtschaft Druck macht, die Zinsen zu lockern, da der hohe Leitzins die Investitionen der Unternehmen ausbremst. Die Aufnahme eines Kredits ist momentan richtig teuer. Besonders in der Baubranche sind die Folgen dramatisch.

Aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten ist die Nachfrage stark eingebrochen, immer mehr Projekte stehen vor dem Aus. Inzwischen können sogar Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen werden – eine Entwicklung, die vor wenigen Jahren sich kaum jemand hätte vorstellen können.

Der hohe Leitzinssatz würgt also die Konjunktur ab, aber so ohne weiteres können die Zinsen nicht gesenkt werden, weil die Inflation sich hartnäckig hält. Insbesondere der Gang in den Supermarkt und das Tanken bleiben für die Bundesbürgerinnen und -bürger teuer. Laut tagesschau.de ist vor allem bei den Nahrungsmittelpreisen keine Entspannung erkennbar. Stattdessen ziehen die Preise in diesem Bereich wieder an.

Wegen geopolitischer Krisen spitzt sich die Lage noch weiter zu

Erschwerend hinzu kommt, dass neue Turbulenzen im Welthandel drohen. Nachdem jemenitische Huthi-Rebellen Schiffe im Suezkanal angegriffen hatten, wählten Kapitäne immer häufiger den sicheren, aber 5.500 Kilometer längeren Weg rund um Afrika. Ein Trend, der anhält.

Die Reise ums Kap der guten Hoffnung dauert fünf bis acht Tage länger, was die Frachtkosten in die Höhe treibt und auch zu Lieferengpässen führen könnte. Außerdem könnten aufgrund extremer Wetterereignisse die Ernten schlecht ausfallen. Darüber hinaus belasten weiterhin die hohen Energiekosten die Wirtschaft. Außerdem schlägt die sogenannte „Gierflation“ zu, also die Tendenz bei vielen Unternehmen, höhere Preise als nötig zu verlangen.

Bezüglich der Inflationsentwicklung bleibt es also spannend. Das Gleiche gilt für die Zinspolitik. Ob tatsächlich die Zinsen in diesem Jahr wieder fallen werden, ist völlig ungewiss. Dass die meisten Marktteilnehmer an den Aktienmärkten Zinssenkungen schon eingepreist hatten und damit die Kurse im Dezember zu neuen Höchstständen antrieben, war völlig naiv. Stattdessen ist Vorsicht geboten.