Euphorie kommt (noch) nicht auf
Der Dax dürfte am Dienstag in aller Ruhe und wenig bewegt in den Handel starten – von Euphorie keine Spur. Damit bleibt der Dax zwar in Sichtweite seines Rekordhochs von 24.639 Zählern aus dem Juli, doch an der Hürde bei 24.500 Punkten beißt er sich zuletzt die Zähne aus.
Auch an der Wall Street gab es nach der jüngsten Rekordjagd eher einen Boxenstopp: Der Dow Jones schloss leicht im Minus bei 44.911 Punkten, der S&P 500 bewegte sich kaum und auch der Nasdaq 100 trat mit einem Mini-Plus auf der Stelle. Kein Grund zur Panik – die Märkte warten schlicht gespannt auf das große Notenbanktreffen in Jackson Hole, bei dem Fed-Chef Jerome Powell diese Woche die Richtung vorgeben dürfte. Erwartet wird ein Zinsschritt nach unten im September, aber wohl nur ein kleiner.
In Asien kühlte sich die Stimmung ebenfalls ab. Nach kräftigen Gewinnen zu Wochenbeginn nutzten Anleger die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen. Vor allem in China und Indien war die Zurückhaltung spürbar, auch weil die Hoffnungen auf einen schnellen Friedensschluss im Ukraine-Krieg wieder einen Dämpfer erhalten haben.
Unternehmensnachrichten & Einzelaktien
Spitzenreiter im Dow Jones war erneut UnitedHealth. Nach einem Kurssprung von 12 % am Freitag legte die Aktie noch einmal 1,5 % drauf – Rückenwind kam durch einen Großkauf der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway.
Weniger erfreulich lief es für Boeing: Nach einer Notlandung einer 757-Maschine am Wochenende verlor die Aktie 1,2 %. Die Ursache für die Störung im Triebwerk wird derzeit untersucht.
Im Nasdaq machte Intel Schlagzeilen – und zwar negativ. Das Papier fiel um 3,7 %, nachdem zuvor Gerüchte über einen Einstieg der US-Regierung hochgekocht waren. Nun wird über eine Beteiligung von rund zehn Prozent spekuliert. Gleichzeitig gab SoftBank bekannt, satte zwei Milliarden US-Dollar in Intel zu investieren – mit dem Ziel, bei Chips und KI ganz vorne mitzuspielen.
Tech-Gigant Meta gönnte sich nach einem Rekordhoch am Freitag eine Verschnaufpause und verlor 2,3 %. Deutlich besser lief es dagegen für Solarwerte: Enphase, First Solar und Sunrun sprangen erneut zweistellig nach oben – Rückenwind gaben neue, weniger strenge Steuerregeln in den USA.
Aufhorchen ließ außerdem Dayforce, dessen Aktie um 26 % nach oben schoss. Grund: Die Beteiligungsgesellschaft Thoma Bravo denkt laut über einen Kauf der Personalsoftware-Plattform nach.
In Asien richtete sich der Blick auf Xiaomi, das seine Quartalszahlen vorlegen will. Der Tech-Konzern könnte von staatlichen Subventionen profitiert haben und gleichzeitig seine Expansion ins Geschäft mit Elektroautos vorantreiben. Auch Baidu, AIA, Li Ning, China Resources Power und Meituan stehen diese Woche auf der Agenda.
Politischer Einfluss
Politik bleibt das Zünglein an der Waage. US-Präsident Donald Trump ist auf diplomatischer Mission: Nach seinem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin sprach er am Montag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj – und will bald beide an einen Tisch bringen. Die Hoffnung: ein Ende des Krieges. Doch Trump dämpfte die Erwartungen gleich selbst: „Es wird wohl noch dauern.“ Kanzler Friedrich Merz zeigte sich optimistischer und sprach von einem „freien Weg“ zu einem Friedensschluss.
Gleichzeitig belastet das Thema Handel die Märkte. Während China vorerst von neuen US-Zöllen verschont bleibt, trifft es Indien: Ab Ende August sollen Strafzölle von bis zu 50 % auf indische Waren erhoben werden. Ein Schritt, der für Spannung zwischen Washington, Neu-Delhi und Peking sorgen dürfte.
Und dann ist da noch die Geldpolitik: Beim Jackson-Hole-Symposium dürfte Fed-Chef Powell in dieser Woche die Leitlinien für den Herbst setzen. Eine kleine Zinssenkung scheint in Reichweite – mehr dürfte es aber nicht werden, auch wenn Trump lautstark Druck macht.