Estée Lauder – Es liegt was in der Luft

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Was ist los beim Kosmetik- und Parfum-Hersteller Estée Lauder? Umsätze und Gewinne sollen spürbar fallen. In der ersten Maiwoche wissen Investoren Genaueres.

Cremes, Pasten & Düfte

Luxus ist krisenfest und geht praktisch immer. Es gibt aber auch – aus Investorensicht hoffentlich nur vorübergehende – Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen ist momentan, so scheint es jedenfalls, Estée Lauder. Darauf komme ich gleich noch zurück. Zuerst ein paar Fakten zum US-amerikanischen Kosmetik- und Parfum-Label.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, konkret: im Jahr 1946, wurde das Unternehmen gegründet. Der Firmenname ist bis heute identisch mit dem Namen der Gründerin – Estée Lauder also. Seit dem Jahr 1995 sind die Aktien des Unternehmens im marktbreiten US-Aktienindex Standard & Poor’s (S&P) 500 enthalten.

Nach Unternehmensangaben gibt es die Produkte von Estée Lauder – in der Hauptsache „pflegende und dekorative“ Kosmetik, wie es so schön heißt, sowie Parfum– in mehr als 150 Ländern. Neben eigenen Parfums produziert und vermarktet Estée Lauder auch Düfte bekannter ModeschöpferInnen. Dazu zählen etwa Tommy Hilfiger, Kiton, Donna Karan, Michael Kors, Tom Ford sowie Ermenegildo Zegna.

Angesichts dieser Bündelung illustrer Mitmacher im weltweiten Mode- und Designer-Zirkus müsste das Geschäft von Estée Lauder eigentlich brummen. Momentan nicht so ganz – vermutlich. Dies signalisieren die Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres sowie die Analystenschätzungen für die gerade beendeten drei Monate.

Leider kein Wachstum – im Gegenteil

Das Geschäftsjahr von Estée Lauder beginnt am 1. Juli eines Jahres und endet jeweils am 30. Juni. Momentan gibt es lediglich Zahlen für das am 31.12.2022 beendete zweite Quartal. Das Unternehmen meldete Umsatzerlöse von 4,62 Milliarden Dollar – deutlich weniger als im Vergleichszeitraum, als noch 5,54 Milliarden Dollar in die Kasse flossen. Stärker noch sackte der Gewinn ab und erreichte nur noch 394 Millionen Dollar nach 1,09 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.

Die Bilanz für die dritten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres wird das Unternehmen voraussichtlich in der ersten Maiwoche präsentieren. Sowohl der Ausblick als auch die Analystenschätzungen verheißen kaum etwas Gutes.

So erwartet die Firma einen um 12 bis 14 Prozent schwindenden Nettoumsatz für das dritte Quartal, aufs Jahr gerechnet ein Umsatzminus zwischen 5 und 7 Prozent. Der Analystenkonsens prognostiziert für das dritte Quartal einen Umsatzeinbruch von gut 12 Prozent auf nur noch 3,73 Milliarden Dollar. Regelrecht zusammenschnurren, glaubt man den Analysten, soll der Gewinn je Aktie auf 0,50 Dollar. Im dritten Quartal des Vorjahres stand noch ein Gewinn je Aktie von 1,91 Dollar in den Büchern.

Auch für das gesamte Geschäftsjahr scheint die Gemeinschaft der Glaskugel-Schauer pessimistisch. Die durchschnittlichen Erwartungen bei den Umsatzerlösen erreichen gut 16,6 Milliarden Dollar nach etwas mehr als 17,7 Milliarden Dollar im Vergleichszeitraum. Der Gewinn je Aktie soll von vormals 7,2 US-Dollar auf – leider drastisch – 4,98 Dollar sinken.

Und was macht das alles mit der Aktie von Estée Lauder? Respektive: was hat es mit ihr gemacht? Hier die Details.

Aktie fährt Achterbahn

Der Kursverlauf der Estée Lauder Aktie (WKN: 897933) ist wahrlich nichts für schwache Nerven. Notierten die Papiere im Sommer vergangenen Jahres noch bei deutlich mehr als 270 US-Dollar, so erfolgte der jähe Absturz Anfang November auf einen Kurs von gut 180 US-Dollar. Fast genauso rasant der Rebound bis Ende Januar/Anfang Februar dieses Jahres auf erneut gut 270 Dollar. Momentan notieren die Papiere nach einem erneuten Drop auf um die 240 Dollar bei knapp 260 Dollar.

Unter dem Strich gilt beinahe: Außer Spesen nichts gewesen. Das setzt allerdings voraus, dass die Anleger bei der Stange geblieben sind und nicht Hals über Kopf die Aktie verkauft haben, als sie mit Tempo gegen gen Süden rauschte.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt indes, dass die Aktie ein durchaus profitables Geschäft war. In der 10-Jahres-Bilanz steht auf Dollar-Basis ein Plus von nahezu 270 Prozent in den Depots treuer Aktionäre. Die Gesamtwertentwicklung in den vorangegangenen drei und fünf Jahren war mit plus knapp 50 Prozent und plus rund 70 Prozent ebenfalls erfreulich. Auf der anderen Seite gilt: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Weshalb ich momentan eher nicht dazu neige, die Estée Lauder Aktie zu kaufen. Zumal die Bewertung auf Grundlage des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) recht üppig ist – selbst im Hinblick darauf, dass Aktien von Luxusgüter-Unternehmen traditionell einen mehr oder weniger großen Bewertungszuschlag haben und Investoren dies auch nicht weiter stört. Deshalb: Momentan greife ich nicht zu, habe aber die Aktie auf meiner Watch-List.