Es liegt was in der Luft – Jackson-Hole

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Der DAX startet an diesem Freitag eher mit angezogener Handbremse. Viel Bewegung gab es diese Woche ohnehin nicht: Mit einem Wochenminus von 0,3 % zeigt sich der DAX eher träge. Das Rekordhoch von 24.639 Punkten aus Juli bleibt aber in Reichweite – also noch keine Spur von Herbstmüdigkeit.

Der Grund für die Zurückhaltung: Alle Augen richten sich heute Nachmittag nach Jackson Hole. Dort spricht US-Notenbankchef Jerome Powell um 16 Uhr deutscher Zeit. Noch vor einer Woche lag die Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinssenkung im September bei satten 90 %. Nach frischen Konjunkturdaten und eher strengen Aussagen von Fed-Mitgliedern liegt sie nur noch bei rund 70 %. Weniger „Hopium“ für die Märkte – die Anleger warten gespannt, ob Powell die Zinsfantasie wieder befeuern kann.

Auch in Asien hielten sich die Anleger zurück. Während der Nikkei kaum von der Stelle kam, legte der TOPIX immerhin 0,4 % zu. Japans Inflation bleibt hartnäckig über dem 2 %-Ziel der Notenbank – Zinserhöhungen sind also nicht vom Tisch. Deutlich freundlicher präsentierten sich die Börsen in China: Der CSI 300 kletterte auf ein 10-Monats-Hoch, der Shanghai Composite sogar auf den höchsten Stand seit neun Jahren. Erwartete Konjunkturmaßnahmen aus Peking stützen den Aufschwung – allerdings vor allem in klassischen Branchen, denn Tech-Werte bleiben unter Druck.

An der Wall Street gaben die Indizes gestern leicht nach. Dow Jones -0,34 %, S&P 500 -0,40 %, Nasdaq 100 -0,46 %. Hauptgrund: Abwarten auf Powell. Ein kleiner Zinsschritt im September scheint eingepreist, entscheidend wird jedoch, ob die Fed ihre Erwartungen für 2026 nach unten anpasst.

Unternehmensnachrichten & Einzelaktien

Für Schlagzeilen sorgte gestern Walmart: Zwar überraschte der US-Einzelhändler mit guten Umsätzen und hob seine Jahresprognose an, doch die Aktie rauschte um -4,5 % ans Dow-Ende. Grund: der Gewinn je Aktie blieb hinter den Erwartungen zurück – Absicherungsgeschäfte hatten das Ergebnis verhagelt.

Noch heftiger erwischte es den Kosmetikkonzern Coty. Mit einem Kurssturz von satten -21,6 % fielen die Papiere auf den tiefsten Stand seit 2020. Grund: Der stärkste Umsatzrückgang seit über vier Jahren – und auch der Ausblick enttäuscht. Branchenkollege Estée Lauder hatte bereits am Vortag mit schwachen Prognosen die Stimmung im Sektor getrübt.

Unter den „Glorreichen Sieben“ gab es mehr Verlierer als Gewinner: Tesla und Meta verloren jeweils 1,2 %, während nur Alphabet im Plus schließen konnte. Für Tech-Anleger bleibt die Hoffnung nun auf frische Impulse durch die anstehenden Nvidia-Zahlen.

Politischer Einfluss & Notenbanken

Die Welt blickt heute nach Wyoming: Das Jackson Hole Symposium ist traditionell das „Davos der Notenbanker“. Im Mittelpunkt steht die Frage: Kommt die Zinssenkung im September – ja oder nein?

Die Fed hat zuletzt gemischte Signale ausgesendet: Einerseits eine robuste US-Wirtschaft mit starker Industrieproduktion und überraschend guten Immobilienzahlen. Andererseits aber auch der Druck, die Inflation nachhaltig einzufangen. Chefökonom Michael Heise (HQ Trust) geht von zwei kleinen Zinsschritten noch in diesem Jahr aus – die Märkte wären wohl schon mit einem im September zufrieden.

In Japan deutet die hohe Inflation auf eine mögliche Zinserhöhung bis Ende 2025 hin, was die Rally am Nikkei bremsen könnte. In China wiederum setzen Investoren auf neue Konjunkturpakete Pekings, um die schwächelnde Nachfrage zu stützen.

Kurz gesagt: Heute entscheidet sich, ob die Märkte weiter auf Wolke sieben schweben dürfen – oder ob Powell den Anlegern die Party verdirbt.

Fazit

Ein ruhiger Start in den Tag, aber ab 16 Uhr könnte es an den Börsen heiß werden. Popcorn bereitstellen – die Rede aus Jackson Hole hat das Potenzial, die Märkte in Bewegung zu bringen.