Erst mal durchatmen nach dem Gipfelsturm

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Ich hoffe, Sie hatten ein wunderschönes Wochenende. Vielleicht haben Sie sich ja auch erholen können und haben dem DAX vorgemacht, was er heute nachvollziehen könnte: Nach fünf Wochen im Rallye-Modus schalten die DAX-Bullen zum Wochenstart einen Gang zurück. Der deutsche Leitindex wird am Montagmorgen etwas tiefer erwartet – nicht dramatisch, eher wie ein kleines Verschnaufen nach dem Rekordlauf auf 23.911 Punkte. Immerhin steht das Jahresplus weiterhin bei beachtlichen 20 Prozent.

Doch von Ruhe kann global gesehen keine Rede sein: Die asiatischen Börsen zeigen sich nervös, nachdem Moody’s als letzte der großen Ratingagenturen auch noch die Top-Bonitätsnote der USA kassierte. Statt „Aaa“ heißt es nun nur noch „Aa1“. Ein Warnschuss, den die Märkte nicht ignorieren – denn mit steigenden Zinsen für US-Staatsanleihen könnte sich die weltgrößte Volkswirtschaft künftig teurer refinanzieren müssen.

Positiver stimmten dagegen frische Konjunkturdaten aus China: Die Industrieproduktion im April zog um 6,1 % an – stärker als erwartet, trotz der Zollwirren mit den USA. Allerdings: Einzelhandelsumsätze und Sachinvestitionen enttäuschten, was die Euphorie gleich wieder dämpfte. Die Folge: gemischte Vorgaben aus Fernost, verhaltene Stimmung zum Wochenstart.

Unternehmensnachrichten – Höhenflüge, Bauchlandungen und Raumfahrtträume

An der Wall Street endete die vergangene Woche mit einem kräftigen Schlussakkord. Der Dow Jones legte um 0,78 % zu, der S&P 500 um 0,70 % und der Nasdaq 100 immerhin noch um 0,43 %. Wochenbilanzen zum Zunge schnalzen: +3,4 % für den Dow, +5,3 % für den S&P und satte +6,8 % für den Nasdaq 100. Rückenwind kam dabei vor allem von der Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und China.

In der Einzelaktienwelt gab’s Licht und Schatten:

Virgin Galactic hob regelrecht ab – mit einem Plus von gut 43 % nach überraschend guten Quartalszahlen und frischen Träumen von privaten Weltraumreisen. Der neue Gleiter „Delta“ soll bald abheben – und mit ihm vielleicht auch der Kurs weiter.

Take-Two Interactive hingegen verlor 2,4 %. Der Hype um „GTA VI“ wurde enttäuscht: Das Game wurde auf Mai 2026 verschoben – Gamer und Anleger verlieren die Spiellaune.

Applied Materials musste nach starker Rallye 5,3 % abgeben. Der Chipausrüster warnte vor Gegenwind durch den Handelsstreit – und die Anleger nahmen Reißaus.

Bei Unitedhealth gibt es eine schräge Entwicklung: Wochensieger im Dow am Freitag mit +6,4 %, aber trotzdem eine Wochenbilanz im tiefroten Bereich mit -23 %. Nichts für Anleger mit schwachen Nerven.

Und dann wäre da noch Tesla – oder besser gesagt: Elon Musk. Der kämpft nicht mit der Technik, sondern mit der Justiz. Sein gigantisches Aktien-Vergütungspaket im Wert von über 100 Milliarden Dollar wackelt. Eine Richterin in Delaware will es kippen, trotz einer nachträglichen Aktionärsabsegnung.

Politischer Einfluss – Wenn Ratings und Präsidenten die Kurse bewegen

Das Wochenende brachte Polit-Sprengstoff für die Finanzmärkte: Moody’s degradierte die US-Kreditwürdigkeit – ein symbolträchtiger Schritt, der zeigt, wie angespannt die Haushaltslage ist. Der Schuldenberg wächst, echte Gegenmaßnahmen? Fehlanzeige.

Und eine weitere Unsicherheit: US-Präsident Trump will am Montagnachmittag erneut mit Wladimir Putin telefonieren. Was genau besprochen wird, ist offen – aber schon das Telefonat selbst ist ein politisches Signal. Der Ukraine-Konflikt bleibt damit auf der geopolitischen Agenda ganz oben – und Anleger beobachten das Geschehen mit Argusaugen.

Fazit für den Wochenstart:

Nach der Rallye ist vor der Verschnaufpause. Der Montag beginnt vorsichtig, mit einem nervösen Blick auf die Bonitätslage der USA, durchwachsene Daten aus Asien – und der Hoffnung, dass das Börsenwetter bald wieder freundlicher wird.