Ericsson – Umschwung lässt auf sich warten

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Der kriselnde und im Umbau befindliche schwedische Netzwerkausrüster Ericsson findet auch zum Start ins neue Geschäftsjahr nicht zurück in die Erfolgsspur, obwohl die Quartalsergebnisse etwas besser ausfallen als befürchtet. Da der kurzfristige Ausblick eher trübe ist, werden die Sparmaßnahmen noch einmal verschärft.

Umsatz steigt, aber Networks-Segment schwächelt

Beim Umsatz verbesserte sich Ericsson im am 31. März 2023 abgeschlossenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2023 im Vorjahresvergleich stärker als gedacht. Er stieg um 14 Prozent auf 62,6 Milliarden Schwedische Kronen (SEK), was umgerechnet etwa 5,52 Milliarden Euro entspricht. Organisch stagnierte der Umsatz allerdings, und gegenüber dem von einer Lizenzvereinbarung mit Apple gepushten Vorquartal ging er um mehr als ein Viertel zurück.

Von den drei Unternehmensbereichen entwickelt sich der kleinste namens Enterprise weiterhin am dynamischsten. Gegenüber dem Vorjahr sprang der Umsatz um 275 Prozent auf 6 Milliarden SEK, organisch fällt das Plus mit 19 Prozent jedoch überschaubarer aus. Für das Segment Cloud Software and Services ging es um 11 Prozent (organisch: 5 Prozent) auf 13,4 Milliarden SEK nach oben, während der größte Bereich Networks nur um 4 Prozent auf 42,5 Milliarden SEK wuchs – organisch ergibt sich hier sogar ein Minus von 2 Prozent.

Nur eine Region sorgt für den Umsatzanstieg

Von den fünf großen Regionen, in denen der Konzern tätig ist, gelang Ericsson lediglich in einer ein Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal – das fiel allerdings so kräftig aus, dass es die Rückgänge in den übrigen Regionen überkompensieren konnte. Die Rede ist von Südostasien, Ozeanien und Indien, wo der organische Umsatz um 132 Prozent auf 13,9 Milliarden SEK nach oben schnellte. Als Hauptgründe dafür werden 5G-Marktanteilsgewinne in Indien sowie die Erreichung von Projekt-Meilensteinen in den Philippinen und in Malaysia angeführt.

Am stärksten schrumpfte das Geschäft ausgerechnet in der wichtigsten Region Nordamerika, wo es wegen einer stärkeren Zurückhaltung der Kunden nach den investitionsstarken Jahren 2021 und 2022 organisch um 26 Prozent auf 16,9 Milliarden SEK nach unten ging. Ähnlich sah es in Nordostasien (minus 19 Prozent), Europa und Lateinamerika (minus 12 Prozent) und dem Mittleren Osten und Afrika (minus 8 Prozent) aus.

Gewinn fällt deutlich, verhaltener Ausblick

Das um Restrukturierungskosten bereinigte operative Ergebnis (EBITA) hielt sich angesichts des höheren Umsatzes besser als von Analysten erwartet und sank lediglich um 3 Prozent auf 4,8 Milliarden SEK. Die EBITDA-Marge schrumpfte allerdings deutlich von 9,1 auf 7,7 Prozent. Das Nettoeinkommen halbierte sich beinahe auf 1,6 Milliarden SEK, was Unternehmenschef Börje Ekholm in erster Linie mit den hohen Umbaukosten von 7 Milliarden SEK im gesamten Jahr erklärt. Der verwässerte Gewinn je Aktie fiel von 0,88 auf 0,45 SEK und blieb damit hinter den Erwartungen der Experten von etwas über 0,50 SEK zurück.

Erst ab dem zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023 erwartet das Management insgesamt eine spürbare Erholung. Im laufenden, besonders stark von den Restrukturierungskosten betroffenen zweiten Quartal sollen die Umsätze auf dem Niveau des ersten Quartals bleiben, bei der Bruttomarge werden 37 bis 39 Prozent angestrebt (im ersten Quartal war sie von 42,3 auf 38,6 Prozent gefallen). Durch die zusätzlichen Sparmaßnahmen sollen 2 Milliarden SEK weniger an Kosten anfallen, im Gesamtjahr sollen sich die Einsparungen auf 11 Milliarden SEK belaufen. Der Kurs der Ericsson-Aktie hat sich seit Februar 2022 von 11 auf phasenweise 5 Euro mehr als halbiert. Auch die Quartalszahlen und der Ausblick sorgen nicht für einen Umschwung in der Stimmung der Anleger, die Aktie fällt im deutschen Vormittagsgeschäft um bis zu 8 Prozent auf etwas unter 5,10 Euro.