Erholung setzt sich weiter fort

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Die Stimmung an den internationalen Börsen hellt sich auf – und der DAX könnte heute tatsächlich seinen kurzfristigen Abwärtstrend seit dem Rekordhoch Anfang Oktober beenden. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex am frühen Morgen rund ein halbes Prozent höher auf etwa 24.203 Punkte. Damit nimmt der DAX Kurs auf die nächste Charthürde um 24.500 Punkte, bevor bei 24.771 Punkten das bisherige Allzeithoch wartet. Die Anleger scheinen bereit, wieder mehr Risiko einzugehen – auch wenn die politische Großwetterlage in den USA noch ein kleines Fragezeichen hinterlässt.

Ein wesentlicher Treiber der jüngsten Markterholung ist die Aussicht auf ein baldiges Ende des teilweisen Regierungsstillstands in den USA. Der Senat hat dem Übergangshaushalt bereits zugestimmt, jetzt liegt der Ball beim Repräsentantenhaus, das am Mittwochabend (deutscher Zeit) über die Vorlage beraten will. Wann genau abgestimmt wird, ist allerdings noch offen – möglicherweise zieht sich das Ganze bis Donnerstag hin. Sollte auch die zweite Kammer zustimmen, fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Donald Trump, und der Übergangshaushalt bis Ende Januar kann in Kraft treten. Schon diese Aussicht hatte in den letzten Tagen für Auftrieb an den Märkten gesorgt.

Vorgaben aus den USA gemischt

In den USA legte der Dow Jones am Dienstag um 1,18 Prozent auf 47.927 Punkte zu und kratzt damit erneut an seinem Rekord von Ende Oktober. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,21 Prozent auf 6.846 Zähler. Etwas verhaltener präsentierte sich die Technologiebörse Nasdaq, wo der Nasdaq 100 nach einem starken Wochenauftakt wieder um 0,31 Prozent auf 25.533 Punkte nachgab. Der Grund: Der japanische Tech-Investor Softbank Group hatte bereits im Oktober seine komplette Beteiligung an Nvidia – gut 32 Millionen Aktien im Wert von 5,8 Milliarden US-Dollar – verkauft, wie jetzt bekannt wurde. Diese Nachricht schickte die Nvidia-Aktie knapp drei Prozent ins Minus und nährte erneut Zweifel an den hohen Bewertungen vieler US-Techkonzerne. Entsprechend gerieten zahlreiche Chipwerte unter Druck.

Unternehmensnachrichten

Besser lief es für klassische Standardwerte: Nike zählte im Dow Jones mit einem Plus von 3,9 Prozent zu den größten Gewinnern. Eine Analystin der Bank of America bezeichnete die jüngste Kursschwäche beim Sportartikelhersteller als attraktive Einstiegsgelegenheit – sie setzt auf die Innovationskraft des Unternehmens und Rückenwind durch globale Sportereignisse wie die Fußball-WM 2026. Auch die Titel des Satellitenkommunikationsanbieters Viasat legten nach einer Hochstufung durch JPMorgan rund drei Prozent zu. Linde wiederum gewann 1,4 Prozent, nachdem die UBS die Aktie als Wachstumswert mit Defensivqualitäten empfahl.

Die Märkte in Asien folgten dem freundlicheren Trend der Wall Street. Besonders in Hongkong griffen die Anleger wieder zu: Der Hang-Seng-Index kletterte am Vormittag um rund ein Prozent auf ein Einmonatshoch. Rückenwind kam vor allem aus dem Technologie- und Gesundheitssektor. JD Health International stieg um 5,8 Prozent, Alibaba Health um 3,6 Prozent. Auch Xiaomi sorgte für Schlagzeilen: Das neue Elektroauto-Modell YU7 verkaufte sich im Oktober in China besser als Teslas Model Y – prompt legte die Aktie um 3,8 Prozent zu. Auf dem chinesischen Festland zeigten sich die Börsen dagegen etwas verhaltener, nachdem Berichte die Runde machten, China erwäge, den Zugang des US-Militärs zu seinen Seltenen Erden einzuschränken.

In Japan trat der Nikkei 225 weitgehend auf der Stelle. Während Sony nach überzeugenden Quartalszahlen um rund drei Prozent zulegte, bremsten kräftige Verluste bei Softbank Group (minus zehn Prozent) den Index. Der breiter gefasste TOPIX gewann dagegen ein Prozent – getragen von zyklischen Werten, die auf eine baldige Lösung des US-Haushaltsstreits hoffen.

Unter dem Strich stehen die Zeichen also auf Erleichterung, auch wenn noch keine Entwarnung gegeben werden kann. Sollte der US-Übergangshaushalt tatsächlich beschlossen werden, dürften sich die Märkte zunächst auf die wieder anlaufenden Wirtschaftsdaten konzentrieren. Denn mit ihnen rückt automatisch die Zinspolitik der US-Notenbank Fed wieder stärker in den Fokus – und die entscheidet letztlich darüber, wie nachhaltig diese Erholung ist.

Für den heutigen Handelstag heißt das: Die Chancen für einen freundlichen Start in Frankfurt stehen gut. Sollte der DAX die Marke von 24.500 Punkten überwinden, wäre das ein starkes technisches Signal. Anleger sollten aber im Hinterkopf behalten, dass die Rally derzeit vor allem auf Hoffnung beruht – und Hoffnung ist bekanntlich ein guter Anfang, aber kein Fundament.