Ein Mittwoch, der mit Nervosität gewürzt ist

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Am Mittwochmorgen herrscht an den internationalen Aktienmärkten die gleiche Stimmung wie vor einer Mathematikprüfung: nervös, angespannt – und mit dem Gefühl, dass jede Zahl heute entscheidend sein könnte. Auch im Dax bleiben die Anleger auf der Bremse. Vorbörslich sieht es nach einer leichteren Tendenz aus. Bereits am Vortag war der Dax in der Spitze bis auf 23.085 Punkteabgerutscht, hielt sich allerdings mit Ach und Krach über seiner 200-Tage-Linie – ein technisches Niveau, das derzeit mehr beobachtet wird als die Wettervorhersage.

Noch vor einer Woche wirkte es, als wolle der Dax beherzt Richtung Oktober-Rekordhoch bei 24.771 Punkten durchstarten. Doch dann kamen die Zinssorgen zurück – und zwar so abrupt, dass Anleger lieber Gewinne sicherten und sich Richtung Anleihemarkt verabschiedeten. Der Bund-Future brach sogar seinen seit Juni laufenden Abwärtstrend.

Auslöser für das wackelige Marktbild sind vor allem die USA. Dort setzte sich die Abwärtsbewegung fort:

  • Dow Jones: –1,07 %, tiefster Stand seit Mitte Oktober
  • S&P 500: –0,83 %
  • Nasdaq 100: –1,20 %

Wie Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar treffend formulierte, wurde in den letzten Tagen „ein großer Teil des Optimismus in Rekordtempo abgetragen“. Und das, bevor heute Abend der vielleicht wichtigste Quartalsbericht des gesamten Technologiejahres auf dem Programm steht: Nvidia.

Nicht nur, weil Wachstumsaktien besonders zinssensitiv sind, sondern weil die Frage im Raum steht: Rechtfertigt das Unternehmen seine schwindelerregende Bewertung von über 5 Billionen Dollar noch? Der Ausgang des Berichts könnte für den gesamten globalen Technologie- und KI-Sektor richtungsweisend werden – nicht nur für heute, sondern für die kommenden Tage.

Asien startete entsprechend gedämpft in den Tag. Viele Indizes gaben frühe Gewinne wieder ab, allen voran:

  • KOSPI (Südkorea): –0,7 %
  • Hang Seng (Hongkong): –0,7 %
  • Nikkei 225 (Japan): –0,2 %, Einmonatstief

Nur die chinesischen Festlandbörsen hielten sich einigermaßen stabil, da sie weniger Tech-Exposure besitzen.

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien

In den USA spielte das Einzelaktienkarussell mal wieder verrückt:

  • Home Depot enttäuschte beim Gewinn und kassierte die Jahresziele – Ergebnis: –6 %, schwächster Wert im Dow.
  • Merck & Co war dagegen der strahlende Gewinner mit +3,8 % dank positiver Studiendaten zum neuen Bluthochdruck-Medikament.
  • Amazon (–4,4 %) und Microsoft (–2,7 %) gerieten durch Abstufungen von Rothschild & Co Redburn zusätzlich unter Druck.

Schlagzeilen machte auch Cloudflare: Eine technische Panne legte reihenweise Webseiten lahm – darunter auch ChatGPT. Die Aktie rauschte zeitweise 7,4 % in die Tiefe.

Hollywood mischt ebenfalls mit:

Warner Brothers Discovery sprangen um 4,2 % nach oben, nachdem bekannt wurde, dass Paramount-Skydance an einer Übernahme im Wert von spürbaren 71 Milliarden US-Dollar arbeite.

In Asien sorgten Quartalszahlen für Bewegung:

  • Xiaomi stürzte um 4,7 % ab – trotz besser als erwarteter Gewinne. Steigende Chipkosten und Preiserhöhungen im Smartphonegeschäft verdarben die Laune.
  • Baidu gab frühe Gewinne ab und schloss 0,8 % tiefer – die Werbeeinnahmen schwächeln, doch das Cloud-KI-Geschäft bleibt ein Hoffnungsträger.

Politischer Einfluss

Auch geopolitisch brodelt es – und belastet vor allem die asiatischen Märkte.

In Japan drücken gleich mehrere Sorgen auf die Kurse:

  • Premierministerin Sanae Takaichi plant offenbar weitere Staatsausgaben – was angesichts steigender Staatsverschuldung Sodbrennen bei Investoren verursacht.
  • Die Renditen 10-jähriger japanischer Staatsanleihen kletterten auf Mehrjahreshochs und sorgen für zusätzlichen Druck.
  • Zugleich eskaliert ein diplomatischer Streit mit China: Peking warnte vor Reisen nach Japan und blockiert offenbar Veröffentlichungen japanischer Filme. Der Hintergrund: Takaichis Äußerungen zu einer möglichen militärischen Intervention Taiwan betreffend.

Hinzu kommt die Unsicherheit über die US-Fed, die nach zwei Zinssenkungen nun offenbar wieder auf die Bremse tritt – auch, weil wichtige US-Konjunkturdaten wegen des beendeten Government Shutdowns verspätet veröffentlicht werden.

Insgesamt wirkt das politische Umfeld derzeit wie ein Kartenhaus im Herbstwind: stabil genug, um noch zu stehen – aber fragil genug, dass eine einzige Nvidia-Zahl den ganzen Markt ins Wanken bringen könnte. Ich halte Sie gerne auf dem Laufenden!