E-Mobilität: Welcher Hidden Champion jetzt interessant ist!

Inhaltsverzeichnis

Es ist ein ambitioniertes Unterfangen: Bei Lithium-Ionen-Batterien soll Europa so schnell wie möglich unabhängiger von asiatischen Lieferanten werden. Nicht zuletzt um die geopolitischen Risiken etwa in Sachen China abzufangen.

Inzwischen haben sich etliche Firmen zu dieser europäischen Batteriewende bekannt. Für Sie als Anleger ergeben sich dadurch langfristige Chancen. Zum Beispiel mit dem belgischen Unternehmen Umicore. Schauen Sie: Der Materialkonzern aus Brüssel hat in den letzten Wochen einige interessante Meilensteine erreicht, die zeigen, wie wichtig Umicore für die künftige Mobilität in Europa ist.

Kathodenmaterialien: Umicore weiht Gigafactory in Polen ein

So hatte man nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen Europas erste Gigafactory für Batteriematerialien eingeweiht. In der Fabrik in Polen sollen Kathodenkomponenten produziert werden. Dabei handelt es sich in der Regel um chemische Verbindungen etwa aus Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan. Diese bestimmen maßgeblich die Effizienz, Zuverlässigkeit und Kosten einer Lithium-Ionen-Batterie und damit auch des gesamten Elektroautos.

Umicore will im polnischen Nysa bis Ende 2023 eine Produktionskapazität von 20 Gigawattstunden (GWh) erreichen. 2024 sollen es dann schon 40 GWh sein. Und: Ausgelegt ist die Fabrik auf einen Anstieg der Produktion auf mehr als 200 GWh. Laut Umicore ließen sich damit Batteriezellen für rund drei Millionen E-Autos herstellen.

Zu den Kunden der Kathodenfabrik gehört das Joint-Venture Automotive Cells Company (ACC). Dahinter stehen namhafte Konzerne wie Total, Mercedes-Benz und die Auto-Holding Stellantis. ACC hatte bereits im April einen langfristigen Liefervertrag mit Umicore unterzeichnet.

Recycling-Ansatz sorgt für Potenzial

Besonders interessant ist das Unternehmen aber wegen seiner nachhaltigen Strategie. Der Konzern ist nämlich auch einer der führenden Recycling-Spezialisten für Batterien in Europa. Umicore recycelt Altbatterien, gewinnt daraus wichtige Metalle und nutzt diese zur Produktion von Kathoden, die wiederum in neuen Batteriezellen zum Einsatz kommen. Umicore schließt also den Kreislauf.

Die Autobranche jedenfalls scheint daran hohes Interesse zu haben. Schließlich lassen sich dadurch nicht nur Rohstoffengpässe abmildern, sondern auch die Öko-Bilanz der E-Autos verbessern. Entsprechend hatten große Player wie BMW und Mercedes-Benz längst Kooperationen mit Umicore vereinbart, um von dessen Recycling-Technologie zu profitieren.

Umicore und VW gründen Joint-Venture

Nun kommt auch Volkswagen ins Spiel. Umicore hat nämlich vor wenigen Tagen eine Partnerschaft mit den Wolfsburgern angekündigt. Demnach haben die Belgier mit der VW-Batterietochter PowerCo eine Gemeinschaftsfirma gegründet. Diese soll drei Milliarden Euro investieren und bis zum Ende des Jahrzehnts Batteriematerialien für 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge pro Jahr liefern.

Das Joint Venture soll 2025 seine Produktion aufnehmen und zunächst die PowerCo-Zellfabrik in Salzgitter beliefern. Für 2026 ist eine jährliche Kapazität von 40 GWh angepeilt. Bis Ende des Jahrzehnts forcieren Umicore und VW 160 GWh. Wo genau die neue Materialfabrik gebaut werden soll, ist indes noch nicht klar.

Mein Fazit für Sie

Geht es um die Elektromobilität, spricht alle Welt von den Endherstellern. Doch die wahre Säule dieser Zukunftstechnologie steht weit früher in der Wertschöpfungskette – nahezu unbeachtet von der Öffentlichkeit. Umicore ist einer dieser Hidden Champions.

Dass man inzwischen Verträge mit den großen Playern der Autobranche schließen konnte, zeigt mehr als deutlich, wie hoch das Potenzial der belgischen Firma ist. Und dass man dabei der Kreislaufwirtschaft Tribut zollt, rundet die Perspektive hervorragend ab.

Wichtig für Sie als Anleger: Das Potenzial der Umicore-Aktie ist langfristig zu sehen. Bis die neuen Kathodenfabriken unter Volllast laufen können, wird noch einige Zeit vergehen. Schaut man sich aber die ambitionierten Ziele rund um die Elektromobilität in Europa an, wartet auf Umicore ein gigantischer Markt. Übrigens nicht nur in Europa. Die Belgier wollen auch in Nordamerika und Asien ein Wörtchen mitreden.

Die Aktie steht derweil wie andere Industriezulieferer schwer unter Druck. Zwar konnte Umicore im ersten Halbjahr seinen Umsatz stabil halten und das Betriebsergebnis EBITDA steigern. Doch der makroökonomische Gegenwind rund um die hohen Energiepreise und die drohende Rezession trübt die kurz- bis mittelfristige Perspektive ein.

Das geht natürlich zulasten des Aktienkurses. Auf der anderen Seite können geduldige Anleger die nun günstigere Bewertung nutzen, um sich langfristig zu positionieren. Schnelle Wunder sollten Sie in diesen Tagen am Aktienmarkt freilich nicht erwarten.