Droht in China jetzt eine Lehman-Pleite?

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Ein neues Schreckgespenst macht die Runde: Evergrand. Der ins Straucheln geratene chinesischer Immobilienkonzern hat bei den asiatischen Börsen gestern Abend eine Verkaufswelle ausgelöst.

Die wichtigsten Fakten zu Evergrand auf einen Blick:

  • Das 1996 gegründete Unternehmen hat sich zum zweitgrößten Immobilienentwickler Chinas entwickelt.
  • Das schnelle Wachstum wurde durch eine hohe Verschuldung erkauft. Evergrand ist mit über 300 Mrd. US$ verschuldet.
  • Die chinesischen Behörden haben den Kreditgebern mitgeteilt, dass Evergrand seine Zinsen nicht mehr bedienen kann.
  • Es noch nicht absehbar, ob der chinesische Staat den Immobilienkonzern retten wird.

Geht Evergrand jetzt unkontrolliert Pleite?

Damit steigt die Nervosität an den internationalen Finanzmärkten. Denn es wird befürchtet, dass die chinesische Regierung Evergrand unkontrolliert in die Pleite gehen lässt. Und das weckt Befürchtungen an die Lehman-Pleite 2007, die bei anderen Banken einen Dominoeffekt ausgelöst hat.

China-Aktie bringt um -80% ein

Einen Effekt können Sie auf jeden Fall jetzt schon ablesen: Die Aktie der China Evergrand Group ist seit Jahresanfang über -80% eingebrochen. Das zeigt, dass die Anleger auf breiter Front das Vertrauen verlieren. Und das Problem ist die nicht auf Evergrand begrenzt. Die Kreditgeber sind zu 90% chinesische Banken, darunter auch die Industrial und Commercial Bank of China. Neben 128 Banken gehören aber auch 120 Unternehmen zu den Krditgebern, die nicht aus der Finanzbranche kommen.

Das entscheidende Datum ist der 23. September

Für William Russell, Global Head of Product Specialist Equity beim Fondshaus Allianz Global Investors, wird der überhitzte Immobiliensektor in China schon lange als eine Quelle finanzieller Risiken gesehen. Ingo Beyer von Morgenstern, Geschäftsführer bei Qilin Capital, einem Anlagehaus für Asien-Investments betont: Evergrande ist ohne Frage ein sehr großes Risiko. Wie hoch das Risiko ist, werden am 23. September sehen. Denn dann muss das Immobilien-Unternehmen Zinsen in Höhe von 36 Mio. US$ zahlen.

Fazit: Der September macht derzeit seinem Ruf als schwacher Börsenmonat alle Ehre. Evergrand  wird immer mehr zu einem Belastungsfaktor für die internationalen Börsen. Sowohl beim DAX als auch bei den US-Börsen wird derzeit jede kleine Rally wieder abverkauft. Es besteht die Gefahr, dass aus der Konsolidierung eine Korrektur wird. Spätestens dann zieht aber dann das erfolgserprobte Börsen-Motto: Buy on bad news. Das bezieht sich aber auf Aktien, die nichts mit Evergrand zu haben, sich aber trotzdem im Korrekturmodus befinden.