Boeing Aktie: Analysten sehen Potenzial

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Seit der vergangenen Woche ist es soweit: Nach fast zwei Jahren Zwangspause darf Boeings 737-Max auch in Europa wieder starten. Die USA und Kanada hatten bereits Ende 2020 die Flugerlaubnis wieder erteilt, Ende Januar zog nun auch die europäische Luftfahrtbehörde EASA nach.

Es ist ein wichtiger Meilenstein für Boeing – und doch ist die Freude darüber gedämpft. Denn auch wenn die 737-Max theoretisch wieder abheben dürfte, wird es praktisch wohl noch eine ganze Weile dauern, bis das Gewimmel am Himmel wieder losgeht.

Verschärfte Reisebeschränkungen wegen Virusmutationen

Noch immer gelten wegen der Pandemie Reisebeschränkungen. Diese wurden gerade vor wenigen Tagen erst ausgeweitet. Der Reiseverkehr aus Hochrisikogebieten, in denen eine der hochansteckenden Virusvarianten grassiert, wird auf nahezu Null heruntergefahren. Bislang sind davon erst eine Hand voll Länder betroffen, doch rund ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie hat sich bereits gezeigt, dass sich das Virus seine Wege auch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg bahnt.

Daher wirken Flughäfen auch im Januar 2021 wie ausgestorben, nur ein Bruchteil der sonst üblichen Reisenden bewegt sich zwischen Gate und Check-in. Flugzeuge aber, die am Boden stehen, kosten Geld, und so haben etliche Airlines längst damit begonnen, ihre Flotte auszudünnen. Alte Maschinen werden ausgemustert, unrentable Riesenjets ebenso. Auf Neubestellungen, etwa für die 737-Max, werden Boeing und Airbus in der aktuellen Gemengelage wohl wenig hoffen dürfen.

Nichts ist planbar – mit allem ist zu rechnen

Aber nicht nur Flugzeughersteller und Airlines leiden, die gesamte Tourismusbranche liegt weitgehend am Boden, daran konnte auch der zögerliche Sommertourismus 2020 nur wenig ändern. Viele Urlauber orientierten sich stärker innereuropäisch, Stichwort Naherholung. Fernreisen blieben die Ausnahme, zu frisch war noch der Eindruck von den Rückholflügen für rund um den Globus gestrandete Touristen im Frühjahr und zu eindringlich die Warnung der Bundesregierung, dass es sich dabei um eine einmalige Aktion wegen der unvorhersehbaren Lage gehandelt habe.

Unvorhersehbar ist seither alles und nichts: Alles ist unvorhersehbar, im Sinne von unkalkulierbar und unplanbar. Zugleich ist nichts mehr unvorhersehbar – man muss grundsätzlich mit allem rechnen, mit plötzlich geschlossenen Grenzen, mit ersatzlos gestrichenen Flügen, mit kurzfristigen Quarantäneanordnungen und dergleichen mehr. Kein Wunder, dass eine Reise ins Outback am anderen Ende der Welt den meisten gerade wenig verlockend erscheint.

Tourismusaktien unter Druck

Von der Lufthansa bis zum Zulieferer, von Tui bis zum kleinen Reisebüro zählt die Tourismusbranche zu einem der am härtesten von der Pandemie betroffenen Wirtschaftszweige. Das schlägt sich auch an der Börse nieder: Auf Jahressicht notieren die Aktien allesamt deutlich im Minus.

So hat der Kurs der Lufthansa Aktie um rund ein Viertel nachgegeben, die Tui Aktie notiert gut ein Drittel unter Vorjahresniveau. Bei Boeing und Airbus sind die Verluste mit 44 beziehungsweise 38 Prozent noch deutlicher spürbar.

Da am Parkett vor allem die Zukunftsaussichten richtungsweisend sind, deuten die jüngsten Kursentwicklungen darauf hin, dass Anleger auch 2021 wenig optimistisch betrachten. Analysten zeigten sich hier zuletzt differenzierter: Zwar raten auch sie von Lufthansa und Tui Aktien derzeit ab, doch bei Boeing und Airbus sehen viele Analysten Aufholpotenzial – zumal beide Papiere auf Monatssicht noch einmal jeweils rund 10 Prozent an Wert eingebüßt haben.

Analysten sehen Licht und Schatten

Dennoch ist auch bei den Flugzeugherstellern nicht alles eitel Sonnenschein: So sprachen die Experten der Schweizer Großbank UBS sowie des US-Geldhauses Goldman Sachs zwar für beide Aktien Kaufempfehlungen aus, reduzierten jedoch insbesondere bei Boeing die Kursziele und betonten, dass mit einer Erholung der Branche auf Vorkrisenniveau wohl frühestens 2023 oder 2024 zu rechnen sei.

Für Boeing endet mit der Wiederinbetriebnahme der 737-Max somit zwar eines der schwärzesten Kapitel der Firmengeschichte, doch die Krise des Konzerns ist noch lange nicht ausgestanden.