DocMorris – Hohe Erwartungen an das deutsche E-Rezept

Inhaltsverzeichnis

Die neu aufgestellte Versandapotheke Doc Morris sieht den Wendepunkt in ihren Geschäften gekommen. Von nun an soll es aufwärts gehen. Einen kleinen Vorgeschmack auf bessere Zeiten lieferte das zweite Quartal 2023.

Umbenennung im Mai – von Zur Rose in DocMorris

Bis zum 10. Mai dieses Jahres gehörte die Online-Apotheke DocMorris zur schweizerischen Aktiengesellschaft Zur Rose. Seit dem Verkauf der eidgenössischen Aktivitäten an die Handelsgruppe Migros firmiert das Unternehmen nun als DocMorris AG mit Sitz in Frauenfeld im Kanton Thurgau. Der mit Abstand wichtigste Teil des Konzerns ist das Deutschland-Geschäft. Es trug im zweiten Vierteljahr über 93% zum Gesamtumsatz bei.

Der Verkauf der schweizerischen Firmenteile spülte DocMorris bisher netto fast 300 Millionen Schweizer Franken (CHF) in die Kassen und katapultierte die Eigenkapitalquote von 31,9% auf 48,9% nach oben. Eine weitere Zahlung von Migros im nächsten Jahr und der geplante Verkauf von Gebäuden und Grundstücken in der Schweiz sollen zusätzliches frisches Geld einbringen. Mit dieser soliden Kapitalbasis fühlt sich DocMorris gut aufgestellt, um seine ambitionierte Wachstums- und Ertragsstrategie umsetzen zu können.

Umsatzrückgang wurde im zweiten Quartal gestoppt

Eine wichtige Rolle spielt dabei das in Deutschland am 1. Juli neu eingeführte E-Rezept unter Verwendung der elektronischen Gesundheitskarte. DocMorris hat für diesen neuen Vertriebsweg in den vergangenen Jahren viel investiert. Es scheint sich aber auszuzahlen: Allein im Juli wurden bei DocMorris mit 340 000 E-Rezepten 38% mehr eingelöst als im Monat zuvor.

Im zweiten, am 30. Juni beendeten zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2023 sieht das Management der Online-Apotheke auch ohne die Effekte des E-Rezepts die Wende geschafft. Es leitet das davon ab, dass der Umsatzrückgang gestoppt wurde und die Verkaufserlöse um 2% über denen des ersten Vierteljahrs 2023 lagen.

Im Vergleich zum Vorjahr gibt es aber noch dicke Minuszeichen. In Lokalwährungen – also überwiegend in Euro – fiel der Umsatz um 11,7% auf 252,7 Millionen CHF. Wegen der Währungsverluste bei der Umrechnung in Franken macht das sogar ein Minus von 15,9% aus.

Dass sich die Lage aber tatsächlich leicht gebessert hat, sieht man daran, dass im gesamten ersten Halbjahr 2023 der Rückgang noch 21% (in Lokalwährungen 17,3%) auf 501,4 Millionen CHF betragen hatte. Das Deutschland-Geschäft trug dazu 468,5 Millionen CHF bei. Die Umsätze bewegten sich damit im Zielkorridor, den das Management geplant hatte.

Die roten Zahlen werden deutlich kleiner

Das gilt auch für den Ertrag. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag in den ersten sechs Monaten mit minus 20,8 Millionen CHF um 33,9 Millionen über dem des Vorjahrs. Dadurch erhöhte sich die Bruttomarge von 16,1% auf 21,6%. Das Unternehmensergebnis kletterte von minus 83,6 Millionen CHF auf minus 58,2 Millionen CHF.

Für den restlichen Jahresverlauf ist DocMorris optimistisch und rechnet damit, auch ohne die positiven Effekte des E-Rezepts die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Dazu gehören ein Umsatzwachstum in der zweiten Jahreshälfte und ein nur noch im mittleren einstelligen Bereich liegender Erlös-Rückgang im gesamten Geschäftsjahr 2023. Das bereinigte EBITDA soll sich weiter auf minus 20 bis minus 40 CHF verbessern.

Im Geschäftsjahr 2024 soll dann nach den Zielen des Managements der Break-even beim bereinigten EBITDA geschafft werden. Mittelfristig visiert DocMorris ein Nettomarge von 8% des Umsatzes an. Die Anleger nahmen die Zahlen und den Ausblick positiv auf. Im Vormittagshandel zog der Kurs um knapp 4% auf rund 54 Euro an. Anfang Juni hatte die Notierung mit rund 33 Euro noch weit darunter gelegen.