Disney wieder im Krisenmodus: Was Sie jetzt wissen sollten!

Inhaltsverzeichnis

Haben Sie sich in den letzten Tagen den Aktienkurs von Disney angeschaut? Wenn ja, dann dürfte Ihnen der Kurseinbruch am 9. November aufgefallen sein. Zuvor hatte der US-Unterhaltungsgigant nämlich seine neusten Zahlen vorgelegt. Vor allem ein Aspekt sorgte an der Börse für Enttäuschung.

Bevor wir uns das genauer anschauen, zunächst die Umsatzzahlen, die indes sehr gut ausfielen. Disney erwirtschaftete in seinem vierten Geschäftsquartal (per Anfang Oktober)  einen Umsatz von 20,2 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Im gesamten Geschäftsjahr 2021/22 (per Anfang Oktober) schaffte man es hier gar auf 82,7 Milliarden Dollar (+23 %).

Umsatzschub durch Freizeitparks und Disney+

Der Konzern konnte also nach den schweren Einbrüchen durch die Corona-Pandemie umsatzseitig wieder deutlich wachsen. Das hat natürlich auch mit der hohen Inflation und den Preissteigerungen zu tun. Operativ legte man vor allem beim Geschäft mit den Freizeitparks deutlich zu. Die Sparte war besonders hart von den Corona-Maßnahmen betroffen gewesen. Im abgelaufenen Geschäftsquartal erzielte man hier einen Umsatz von 7,4 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Plus von 36 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum.

Als Umsatztreiber erwies sich zudem der Streamingdienst Disney+. Die Abonnentenzahl des Netflix-Konkurrenten stieg in den drei Monaten per Anfang Oktober auf 164,2 Millionen. Zum Vergleich: Zum Ende des Vorjahresquartals hatte man nur 118,1 Millionen Abonnenten registriert. Disney+ ist also weiterhin auf Wachstumskurs.

Disney+ verbrennt mehr und mehr Geld

Doch Geld verdient der Unterhaltungsgigant damit noch lange nicht. Das ist am Kapitalmarkt zwar bekannt, die tatsächlichen Verluste rund um Disney+ versetzten die Anleger nun jedoch in Schockstarre. Die Streaming-Sparte häufte im abgelaufenen Quartal einen Fehlbetrag von 1,47 Milliarden Dollar an. Das ist noch einmal mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal (-630 Mio. $). Im gesamten Geschäftsjahr 2021/22 lag der operative Verlust der Sparte bei satten 4,0 Milliarden Dollar. Im Vorjahr war der Fehlbetrag mit 1,7 Milliarden noch deutlich niedriger ausgefallen.

Disney begründet die tiefroten Zahlen des Streaming-Geschäfts mit höheren Produktions- und Technologiekosten infolge der Inflation sowie gestiegenen Ausgaben für Marketingkampagnen. Hinzu kommt, dass Disney+ in dem Quartal keine Inhalte über sein „Premier Access“-Programm veröffentlichte. Mit „Premier Access“ können Nutzer der Plattform neue Filme und Serien gegen eine Zusatzgebühr kaufen, bevor sie im regulären Abo verfügbar gemacht werden.

Disney+ soll 2024 Gewinnschwelle überschreiten

Für Disney war das bislang eine lukrative Profitquelle. Aufgeben will man das Angebot jedenfalls nicht. Wann der nächste Film per „Premier Access“ veröffentlicht wird, ließ Disney allerdings offen.

Keine Frage: Der Mäusekonzern muss jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um seinen Streamingdienst profitabel zu machen. Konkurrent Netflix, der zugebenermaßen länger am Markt ist, hat das bereits vor einiger Zeit geschafft. 2024 soll Disney+ die Gewinnschwelle überschreiten. Neben dem „Premier Access“-Programm soll das unter anderem mit Preiserhöhungen für die Abos und einem werbebasierten Zugang gelingen.

Management verkündet Einstellungsstopp

Aber auch bei den Personalkosten tritt Disney auf die Bremse. Wie andere große US-Konzerne hat der Unterhaltungsgigant als Reaktion auf die Profitprobleme einen Einstellungsstopp verkündet. Demnach soll es nur noch für sehr wichtige Posten Neueinstellungen geben. Auch will das Management nur noch absolut nötige Dienstreisen gestatten.

Die hohen Verluste der Streaming-Sparte haben jedenfalls massive Auswirkungen auf den Gesamtprofit des Konzerns. Dieser lag im abgelaufenen Geschäftsquartal lediglich bei 162 Millionen Dollar. Vergleicht man das mit den rund 20 Milliarden Dollar an Umsatz, schaut die Gewinnmarge entsprechend verheerend aus.

Da ist es kein Wunder, dass die Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen mehr als 10 Prozent in sich zusammenbrach. Schauen Sie: Vor dem Kurseinbruch hatte die Aktie bei rund 100 Dollar notiert (8. November). Setzt man diesen Kurswert zu dem Ergebnis pro Aktie für das jüngst abgelaufene Geschäftsjahr ins Verhältnis, ergab sich ein KGV von rund 57 Zählern. Die Aktie war also mit Blick auf die neuen Zahlen sehr hoch bewertet, was den Rückgang des Kurses befeuerte.

Mein Fazit für Sie

Gerade erst hat Disney das Corona-Desaster weitestgehend zu den Akten gelegt, da wird der Konzern von der Inflationskrise kalt erwischt. Das ohnehin defizitäre Streaming-Geschäft  ist deshalb noch weiter in die roten Zahlen gerutscht.

Abschreiben sollte man Disney deshalb aber noch lange nicht. Auch bei Netflix hatte es viele Jahre gedauert, bis man mit dem Streaming nennenswerte Gewinne erzielen konnte. Seit dem Start von Disney+ hat der Mäusekonzern vor allem auf Abo-Wachstum gesetzt und den Profit damit hintenangestellt. Das ist eine völlig übliche Strategie, um sich am Markt behaupten zu können.

Der Konzern jedenfalls hat das Rüstzeug, Disney+ in einen profitablen Dienst zu verwandeln. Denn: Die Inhalte, die das Unternehmen auf der Plattform bietet, begeistern Millionen von Fans rund um den Globus. Seien es neue Filme und Serien zum populären Comicuniversum Marvel,  zum Dauerbrenner-Franchise Star Wars oder zum klassischen Disney-Animations-Genre.

Viele Nutzer dürften angesichts dieser Zugkraft dazu bereit sein, einen Aufschlag für den Abodienst zu bezahlen. Bereits in den letzten Monaten hatte Disney die Abopreise erhöht, was offenbar keinen negativen Einfluss auf das Kundenwachstum hatte.

Die langfristige Perspektive für die Disney-Aktie ist meiner Meinung nach also intakt.