Die Vorlage für Trumpcare ist da – aber außer den Gesundheits-Aktien erfreut sie kaum jemanden

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Die USA sind nicht nur (bisher) der größte Markt für Medikamente weltweit, sondern haben auch das Gesundheitssystem mit den höchsten Ausgaben. Dieses ist seit einigen Jahren immer wieder Schauplatz großer Umwälzungen.

Jeder neue Präsident schreibt sich auf die Fahne, es erneut umzukrempeln – die Demokraten in Richtung mehr sozialer Versorgung, wie es mit Obamacare eingeführt wurde – die Republikaner setzen mehr auf Selbstfürsorge und waren daher von Anfang an darum bemüht, Obamacare wieder abzuschaffen.

Viele seiner großen Versprechen aus dem Wahlkampf konnte Präsident Trump bisher nicht verwirklichen. Aber nun ist ein neuer Entwurf im Senat vorgestellt worden, der Obamacare außer Kraft setzen und ablösen soll.

Der Gesundheitssektor ist sehr erfreut darüber, was dazu führte, dass Aktien der Branche nach der Veröffentlichung neue Hochs erreichten.

Für die Reichen nicht scharf genug, für die Armen zu teuer

So wie es aktuell aussieht, wird dieser Entwurf des Senats aber nicht durchkommen. Die Konservativen mögen ihn nicht, weil er ihnen nicht weit genug geht, um Obamacare außer Kraft zu setzen.

Die moderaten Republikaner bemängeln jedoch, dass er zu starke Einschnitte für viele arme Menschen mit sich bringen wird.

Es ist schon erstaunlich, dass dies der beste Entwurf ist, auf den die Republikaner sich einigen konnten, nachdem sie nun die Möglichkeit haben, das Gesundheitsgesetz von Obama außer Kraft zu setzen, worum sie acht Jahre gekämpft hatten.

Das wirkt, als ob man wieder und immer wieder versucht, sich mit einem Mädchen zu verabreden. Und wenn sie dann endlich ja sagt, geht man mit ihr zu Burger King und lässt sie selbst die Rechnung bezahlen.

Der neue Entwurf löst die Probleme der US-Gesundheitsversorgung nicht

Dieser Gesetzesentwurf ist eine erbärmliche Leistung der Senatoren. Er hat wirklich nicht viel zu tun mit medizinischer Versorgung. Er löst keine Probleme des Gesundheitswesens. Wenn man sich seine Essenz ansieht, läuft es auf ein Steuergesetz hinaus.

Damit werden die Steuern von Obamacare für die Reichen gestrichen, während die Vorteile der Versorgung durch Medicaid für die Armen einschränkt werden.

Wenn der Senat die Steuern aus Obamacare entfernen will, soll er das machen. Aber wenigstens sollte dieses neue Gesetz für die medizinische Versorgung einige Probleme des ziemlich unsozialen US-Gesundheitswesens lösen, was dieser Entwurf nun wirklich nicht schafft.

Außer für die Reichen wird es für die meisten Versicherten teurer

Die meisten Menschen, die Obamacare nutzen, werden unter dem neuen Recht mehr bezahlen. Hier einige Beispiele:

  • Ein Sechzigjähriger aus Park County in Colorado mit einem Einkommen von 50.000 USD pro Jahr würde mit dem neuen Gesetz 4.290 USD mehr für seine Krankenversicherung bezahlen.
  • Eine Vierzigjährige aus Jackson County in Michigan mit einem Verdienst von nur 20.000 USD würde einen Anstieg ihrer Prämie von 890 USD erleben.
  • Und der Siebenundzwanzigjährige aus Guadalupe County in Texas, der 30.000 USD im Jahr verdient, müsste 380 USD mehr auf den Tisch legen.

Der Senat wird mit Sicherheit noch einige Revisionen vornehmen, um dieses neue Gesundheitsgesetz durch den Kongress bringen zu können. Hoffentlich ergibt sich damit wirklich die Chance auf eine Verbesserung der medizinischen Versorgung und Krankenversicherung in den USA.

Gesundheitsaktien sind der große Profiteur von Trumpcare

Die Gesundheitsaktien laufen in jüngster Zeit deutlich positiver als der breite Markt, die Biotechaktien konnten sogar ein starkes neues Kaufsignal generieren.

Das liegt nicht nur daran, dass sie im Gegensatz zu Hightech und Industrie lange zurückgeblieben sind, nun günstig bewertet sind und lukratives Aufholpotenzial besitzen. Nein, der Grund besteht vor allem darin, dass es nicht wirkliche Einschnitte bei den Kosten des Gesundheitswesens geben wird.

Die Gesundheitsindustrie muss sich kaum Sorgen um ihre sprudelnden Einnahmequellen machen, auch wenn die Korrekturen vielen Menschen teuer zu stehen kommen werden.

Selbst die von vielen Kritikern als zu hoch angesehene Preise vieler Medikamente werden wohl nur in homöopathischen Dosen unter Druck kommen.