Die Ruhe vor dem (politischen) Sturm

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Anleger treten heute auf die Bremse. Am Tag vor einer geopolitischen Weichenstellung im Ukraine-Krieg steht der Dax vorbörslich mit einem kleinen quasi im Leerlauf. Nach den jüngsten Gewinnen hat er wieder das Niveau von vor einer Woche erreicht – jetzt heißt es: abwarten und Tee trinken.

Die Wall Street zeigte sich zuletzt zwar gut gelaunt – Nasdaq 100 und S&P 500 knackten sogar neue Rekorde –, aber auch dort schlich sich am Mittwoch etwas Zurückhaltung ein. Der Dow Jones holte mit +1,04 % zwar auf, hinkt mit +5,6 % Jahresperformance jedoch weiter hinter Nasdaq (+13,5 %) und S&P (+10 %) her.

Grund für den zu beobachtenden Optimismus bleibt die nahezu sichere Erwartung einer Fed-Zinssenkung im September. Niedrigere Zinsen machen Aktien schmackhafter und Kredite günstiger – eine Win-Win-Situation für Börse und Wirtschaft.

Auch in Asien ein gemischtes Bild: Australien jubelt dank starker Unternehmenszahlen auf ein neues Rekordhoch, Japan tritt wegen eines stärkeren Yen den Rückzug an, und in China gab es moderate Kursgewinne.

Unternehmensnachrichten & Einzelaktien – Von Turbo-Amazon bis Raketenstart-Börsendebüt

Amazon bringt die Konkurrenz ins Schwitzen: Mit der Ankündigung, Lebensmittel-Bestellungen am selben Tag gratis zu liefern, schickte der Online-Gigant Walmart (-2,5 %), Kroger (-4,4 %) und Costco (-1,3 %) auf Talfahrt. Amazon selbst legte dagegen 1,4 % zu.

Richtig feiern durfte Venture Global: +12 % nach einem Sieg gegen Shell in einem LNG-Schiedsverfahren. Ein klassischer „David gegen Goliath“-Moment – nur diesmal mit Milliardenvolumen.

Ein wahres Feuerwerk gab es bei der Krypto-Börse Bullish zum Börsendebüt: Ausgabepreis 37 Dollar, Start bei 90, Hoch bei 118 – und dann der Abstieg auf 68 Dollar zum Handelsschluss. Wer da zu spät aufgesprungen ist, kennt nun die alte Börsenweisheit: „Bullen rennen, Bären schlafen – und Zocker stolpern manchmal über ihre eigenen Füße.“

Politischer Einfluss – Die Welt blickt nach Alaska

Alle Augen sind auf den Freitag gerichtet: US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin treffen sich in Alaska, um – so die Hoffnung – einen Schritt in Richtung Waffenstillstand in der Ukraine zu gehen. Die Erwartungen sind hoch, und Börsianer haben offenbar schon ein Happy-End ins Kursbuch eingepreist.

Trump hat Putin allerdings mit „ernsten Folgen“ gedroht, sollte sich dieser weiter gegen ein Kriegsende sperren. Sollte es Fortschritte geben, sehen Analysten – etwa von UBS – das Thema „Wiederaufbau der Ukraine“ wieder stärker im Fokus der Anleger.

Bis dahin heißt es für die Märkte: Sicherheitsgurt anlegen, die Nachrichtenlage genau verfolgen – und bereit sein für Kursfeuerwerk oder Katerstimmung, je nachdem, wie das Gipfeltreffen ausgeht.