Zalando: Orga-Vorstand geht, die Aktie steigt

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Waren das noch schöne Zeiten, als die Pandemie der Online-Branche zweistellige Wachstumsraten bescherte. Davon hat auch Zalando, der europäische Marktführer im Online-Vertrieb für Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Kosmetik, profitiert. Zalando arbeitet mit über 1.500 Markenherstellern zusammen und ist in 17 Ländern aktiv. Doch einige Analysten kommen zu völlig widersprüchlichen Einschätzungen – was Sie als Anleger eher ratlos zurücklässt. Doch lesen Sie selbst.

Ein Modetrend ist noch kein Megatrend

Die Pandemie ist zwar fast vorbei – das Virus hat sich allerdings dauerhaft bei uns eingenistet –, doch mittlerweile trübe andere Faktoren die Verbraucherlaune ein: hohe Inflation, Rezessionsängste, der russische Krieg gegen die Ukraine. Seit gestern gehört der Online-Modehändler aber plötzlich den besten DAX-Werten.

Wenn der heimliche Chef geht, atmet die Börse auf

Hintergrund für den unerwarteten Kursschub: Der Organisations-Vorstand Jim Freeman verlässt endgültig das Unternehmen, sobald sein Vertrag im März 2023 ausläuft. Das Manager Magazin spricht sogar davon, dass de facto der Konzernchef gehe. Freeman war wegen seiner Personalführung umstritten. Doch brechen jetzt für das Unternehmen bessere Zeiten an? Werfen wir einen Blick auf den Chart.  

Aktien noch immer über 66% Minus

Seit dem Allzeit-Hoch bei über 105 € ist Zalando zeitweise auf unter 19 € gestürzt, hat sich aber mittlerweile wieder bis auf 35 € erholt. Wie dramatisch der Abwärtstrend ist, sehen Sie auch am 5-Jahreschart. Der 5-jährige Aufwärtstrend ist eindeutig gebrochen. Doch wie sehen die Analysten-Schätzungen aus?

Analysten-Chaos: Kursziele zwischen 17 und 120 €

Das sich Analysten nicht einig sind, ist die Regel. Doch sich die Kurszielangaben so deutlich widersprechen, ist selten. Das durchschnittliche Analysten-Kursziel liegt derzeit bei 120 €, das tiefste bei 17 und das höchste bei 120 €. Für Sie als Anleger bedeutet: Die Analysten sehen Kurspotenziale zwischen -48% und sage und schreibe +265%. Die Deutsche Bank hat vor wenigen Tagen ihr Kursziel auf 33 € angehoben. Die Privatbank Berenberg sieht hingegen nur 26 €. Die britische Investmentbank Barclays billigt der Aktie sogar noch einen Euro weniger zu.

Aktie jetzt sogar noch teurer als im letzten Jahr

Fazit: Die sich teilweise komplett widersprechenden Analysten-Einschätzungen dürften nicht dazu beitragen, dass bei Anleger verstärkt Vertrauen aufkommt. Dennoch gibt es nach dem Weggang des Orga-Vorstands Anschlusskäufe.

Hinzu kommt: Auf Basis der aktuellen Gewinnschätzung liegt das KGV von 2022 immer noch bei über 35. Das ist in der weiterhin angespannten Börsenphase zu hoch und liegt jetzt sogar über dem KGV des letzten Jahres von 29.