Neustart bei Uniper: Chefwechsel und Exit-Strategie für den Bund

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Alles auf null: Nachdem beim Energieversorger Uniper der Bund zur Hilfe geeilt ist und nunmehr 99 Prozent der Anteile hält, steht nun auch im Vorstand ein Wechsel bevor. Genauer gesagt: ein Doppelwechsel. Sowohl Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach als auch Vorstand David Bryson, der bislang für das operative Geschäft verantwortlich ist, werden das Unternehmen im Laufe des Jahres verlassen, sobald die Nachfolge bereitsteht. Beide zogen damit die Option eines Sonderkündigungsrechts, das ihnen durch die Verstaatlichung entstanden war.

Uniper-Chef Maubach tritt ab

Maubach erklärte, die Übernahme durch die öffentliche Hand erfordere nun eine grundlegende strategische Neuausrichtung des Unternehmens. Dies sei ein guter Zeitpunkt, die Führung in neue Hände zu geben. Maubach selbst war erst seit dem Frühjahr 2021 im Amt. Er führte Uniper durch das Krisenjahr 2022, das den Konzern im Frühsommer in eine existenzielle Schieflage manövrierte.

Das lag allerdings nicht an fehlenden Managementqualitäten des Vorstands, sondern vielmehr an den reduzierten und letztlich komplett ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland. Weil Uniper seinerseits als einer der größten Versorger Deutschlands seine Kunden – in erster Linie Stadtwerke und Industriekonzerne – weiter beliefern musste, wurde teures Gas auf den Weltmärkten jenseits von Russland eingekauft. Dadurch häufte der Konzern in den ersten neun Monaten des Jahres einen Verlust von rund 40 Milliarden Euro an.

EU-Kommission knüpft Zustimmung an Auflagen

Im Sommer hatte Uniper den Staat zur Hilfe gerufen, der sodann zügig seinen Einstieg verkündete. Die Verstaatlichung erfolgte, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten, hieß es von Seiten des Bundeswirtschaftsministeriums. Dabei wurden neben einer Kapitalerhöhung auch dem bisherigen Mehrheitsaktionär, dem finnischen Konzern Fortum, die Anteile abgekauft.

Anleger und europäische Wettbewerbshüter hatten dem Deal rasch zugestimmt. Allerdings hatte die EU-Kommission ihre Zustimmung an einige Bedingungen geknüpft. So musste Uniper einen Teil seiner Pipeline- und Gasspeicherkapazitäten an Konkurrenten abgeben und zwei seiner Kraftwerke, darunter Datteln IV, verkaufen. Auch von einigen internationalen Tochtergesellschaften trennte sich das Unternehmen im Zuge der Übernahme durch den Staat.

Bund soll bis 2028 weitgehend aussteigen

In den Indizes der Dax-Familie ist die Uniper Aktie seit Ende Dezember nicht mehr gelistet. Da der Streubesitz keine 10 Prozent mehr beträgt, entfallen laut Deutscher Börse die Basiskriterien für die Indexlistung.

Die EU-Kommission machte allerdings auch klar, dass es sich bei der jetzt gefundenen Lösung nur um eine vorübergehende Angelegenheit handeln dürfe: Bis spätestens 2028 soll der Bund seine Anteile deutlich reduzieren auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie. Hierzu soll bis Ende 2023 eine Strategie erarbeitet werden.

Neuer Chef muss zügig gefunden werden

Die Entwicklung dieser Strategie und tragfähiger Zukunftsperspektiven ohne dauerhafte staatliche Stützen obliegt nun einem neuen Führungsteam im Vorstand – die Zeit, eine geeignete Nachfolge zu finden, drängt dementsprechend.

Ob es sich bei der Verstaatlichung für den Bund am Ende um eine gewinnbringende Investition handelt oder schlichtweg Milliarden verbrannt werden, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. In der Vergangenheit konnten Finanzminister mitunter durchaus Gewinne realisieren, wenn einst staatlich übernommene Aktienpakete wieder veräußert wurden.