Thyssenkrupp: Kein Verkauf an Liberty

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Nun doch kein Verkauf: Thyssenkrupp hat die Gespräche mit dem britischen Konkurrenten Liberty Steel über eine Veräußerung der Stahlsparte vorzeitig beendet, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Demnach sollen die Vorstellungen der Verhandlungspartner sowohl hinsichtlich der Unternehmensbewertung als auch mit Blick auf die „Struktur der Transaktion“ letztlich zu weit auseinander gelegen haben. Eigentlich war eine Entscheidung über die Zukunft des Stahlgeschäfts erst im März erwartet worden.

Wie geht es weiter mit der Stahlsparte?

Liberty setzt auf eine Fortsetzung der Übernahmebemühungen zu einem späteren Zeitpunkt, doch Thyssenkrupp will sich nun erst einmal darauf fokussieren, das Stahlgeschäft aus eigener Kraft zukunftsfähig zu machen. Die Sparte gilt seit Jahren als Sorgenkind im Konzern und war zuletzt von der Corona-Pandemie hart getroffen worden. Die abrupte Vollbremsung weiter Teile der globalen Wirtschaft und auch der Industrieproduktion hatten zu Nachfrageeinbrüchen geführt. Insgesamt schrieb die Stahlsparte im vergangenen Geschäftsjahr von Thyssenkrupp fast eine Milliarde Euro Verlust.

Bereits früher hatte der Konzern versucht, das einstige Herzstück loszuwerden. Ein Deal mit dem indischen Konkurrenten Tata kam jedoch aufgrund politischer Interventionen nicht zustande, zu groß war seinerzeit die Sorge um hiesige Standorte und Arbeitsplätze.

Nun steht erneut die Option im Raum, das Stahlgeschäft fit zu machen und abzuspalten, sodass es als eigenständiges Unternehmen flexibler agieren könnte. Thyssenkrupp hat angekündigt, in seine Standorte in Bochum und Duisburg zu investieren und weite Teile der Werke neu aufzubauen. Einige Arbeitsplätze dürften dabei jedoch auf der Strecke bleiben.

Thyssenkrupp Aktie im Aufwärtstrend

Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Thyssenkrupp um einen internen Umbau bemüht. Der Industriekonzern schien zu groß und zu schwerfällig, um sich am Markt auf Dauer behaupten zu können. Zuletzt aber ging es wieder etwas aufwärts, zumindest am Parkett: Allein in den vergangenen sechs Monaten hat sich die Thyssenkrupp Aktie um satte 80 Prozent verteuert und hat mittlerweile selbst ihr Vor-Corona-Niveau um 10 Prozent übertroffen.

Die Nachricht von den geplatzten Gesprächen mit Liberty kamen an der Börse gemischt an. In einer ersten Schockreaktion gab der Kurs der Thyssenkrupp Aktie zunächst um rund 6 Prozentpunkte nach, konnte die Verluste im Tagesverlauf aber eindämmen und ging am Mittwoch letztlich gut 2 Prozent tiefer aus dem Handel.

Analysten bestätigen Kaufempfehlungen

Analysten werteten den Gesprächsabbruch als wenig überraschend und konnten dem Schritt zum Teil sogar Positives abgewinnen: Dass Thyssenkrupp den Verkauf nicht um jeden Preis durchziehen wolle oder gar darauf angewiesen sei, zeuge von einem Aufwärtstrend bei dem Unternehmen. Experten der Baader Bank sowie von Jefferies beließen daher ihre Kursziele für die Thyssenkrupp Aktie bei 12,60 beziehungsweise 12,90 Euro und bestätigten ihre Kaufempfehlungen.

Zuvor hatte die Deutsche Bank ihr Kursziel bereits von 13 auf 16 Euro angehoben und dies mit den überraschend starken Zahlen des abgelaufenen ersten Geschäftsquartals begründet. Zuletzt kostete die Thyssenkrupp Aktie gut 11 Euro.