Staatshilfen für Galeria – wird hier ein Zombie am Leben erhalten?

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Erst Finanzkrise, dann Pandemie, jetzt Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekrise: Der Dauerkrisenmodus kennt kein Ende, immer wieder springt die Bundesregierung als finanzielle Feuerwehr ein – und unterstützt Bürger wie Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Staatliche Rettungsmilliarden oft sinnvoll

In einigen Fällen erscheint das durchaus sinnvoll, etwa als mit Beginn der Pandemie der internationale Flugverkehr nahezu vollständig zum Erliegen kam und die Lufthansa, eine bis dahin hochprofitable Traditionsairline, in existenzielle Schieflage geriet. Der Bund sprang ein, inzwischen hat die Lufthansa die Hilfen zurückgezahlt und befindet sich auf Erholungskurs.

Auch die Rettung des Energiekonzerns Uniper ist weitgehend unstrittig. Es handelt sich bei dem Versorger um ein systemrelevantes Unternehmen von herausragender Bedeutung für das ganze Land, eine Pleite hätte unabsehbare Folgen. Dass Uniper stark abhängig war von russischen Gaslieferungen und in wirtschaftliche Bedrängnis geriet, als eben jene Lieferungen ausblieben, ist zudem eine Folge politischer Entscheidungen. Es waren die Regierungen der vergangenen Jahre, die diesen Kurs stets forciert und mitgetragen hatten. Folgerichtig begleicht nun auch der Bund die Rechnung für diese strategische Fehlentscheidung.

Galeria will noch mal Geld vom Staat

Etwas anders gelagert ist der Fall jedoch mit Blick auf die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Das Unternehmen hat vor kurzem staatliche Hilfen beantragt – zum dritten Mal innerhalb von nur zwei Jahren. Was zunächst mit den Folgen der Pandemie begründet wurde, bezieht sich nunmehr auf die Auswirkungen des Kriegsgeschehens in der Ukraine und die damit verbundene hohe Inflation. Die Konsumlust der Bürger geht zurück, zugleich steigen die Kosten für den Einzelhandel.

Insgesamt unterstützte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes das Unternehmen bereits mit rund 680 Millionen Euro. Wie viel Geld die Warenhauskette diesmal benötigt, ist nicht bekannt. Bekannt ist hingegen die massive wirtschaftliche Schieflage, in der sich das Unternehmen befindet.

Millionenverluste erwartet

Für das Geschäftsjahr 2021/22, das Ende September auslief, erwartet Galeria einen Verlust „im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich“. Bereits im von der Pandemie belasteten vorangegangenen Geschäftsjahr 2020/21 hatte die Warenhauskette einen Fehlbetrag von mehr als 620 Millionen Euro gemeldet.

Aber sind deswegen wirklich noch einmal staatliche Hilfen gerechtfertigt? Sicherlich leidet das Konsumklima unter der hohen Inflation und gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten, auch die Pandemie war alles andere als hilfreich für den Einzelhandel. Das ist unbestritten.

Ist die Ära der Warenhäuser schlichtweg vorbei?

Doch sind das wirklich die Auslöser der Krise – oder lediglich der letzte Sargnagel auf einem Geschäftsmodell des vergangenen Jahrhunderts? Immerhin ist der Trend hin zum Onlineshopping seit Jahren ungebrochen und hat durch die Pandemie noch einmal kräftig Auftrieb erhalten. Der stationäre Einzelhandel ist seit vielen Jahren stark belastet durch den Erfolg der digitalen Konkurrenz. Nutzt Galeria Karstadt Kaufhof also lediglich die Gunst der Stunde und bemüht äußere Umstände, um sich dank staatlicher Unterstützung noch ein paar zusätzliche Jahre zu erkaufen?

Hinzu kommt die neue Eigentümerstruktur. Immerhin gehört die Warenhauskette seit der Fusion der einstigen Konkurrenten Karstadt und Kaufhof der Holding des österreichischen Investors und Immobilienunternehmers René Benko, der als Milliardär und Eigentümer von nicht wenigen in der Pflicht gesehen wird, sich stärker für die angeschlagene Handelskette zu engagieren.

Ob der Staat also im Falle von Galeria ein drittes Mal als Retter einspringen wird, bleibt abzuwarten.