Sind Gebäudeversicherungen bald Geschichte?

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Wird der Klimawandel unversicherbar? Vor einer solchen Entwicklung warnt nun Norbert Rollinger, Chef der R+V Versicherung.

Über die Feiertage kam es in mehreren Regionen Deutschlands zu heftigen Regenfällen und Überflutungen. Vollgelaufene Keller waren dabei noch das geringste Übel. Ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben sich die Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal vor rund zweieinhalb Jahren. Mehr als 100 Menschen verloren damals ihr Leben, zigtausende Weitere standen vor den Trümmern ihrer Existenz.

Nach Flutkatastrophe: Wiederaufbau an gleicher Stelle?

Die sonst so beschauliche Ahr, an manchen Stellen eher ein Bach als ein Fluss, hatte ganze Dörfer mit sich gerissen, Wohnhäuser und Betriebe dem Erdboden gleichgemacht. Die Wucht des Wassers hat viele in der Region überrascht, zahlreiche Betroffene waren nicht gegen Flutschäden versichert. Der Bund sprang mit Millionenhilfen ein, die immer noch in die betroffenen Regionen fließen.

Schon damals wurde der Ruf nach einer Pflichtversicherung für Gebäude in Gewässernähe laut. Doch das wird sich künftig wohl eher noch schwieriger gestalten, wie R+V-Chef Rollinger vorrechnet. Mit großer Sorge beobachtet er den Wiederaufbau der Dörfer entlang des Flusses, an gleicher Stelle – mit gleichem, wenn nicht gar steigendem Risiko.

Klimaforscher warnen: Extremwetter wird wahrscheinlicher, häufiger und heftiger

Denn der Klimawandel ist längst in vollem Gange. Extreme Wetterereignisse werden wahrscheinlicher, häufiger und heftiger. Forschern zufolge wird jedes Zehntelgrad zusätzlicher Erwärmung katastrophale Folgen haben. Überflutungen, Hitzewellen, Waldbrände oder Dürreperioden werden auch in Regionen auftreten, die bislang wenig mit Naturkatastrophen zu tun hatten.

Ohne entsprechende Anpassungen und Vorkehrungen – etwa Mindestabständen von neu errichteten Gebäuden zu potenziellen Überflutungsgebieten – dürften sich die Versicherungsprämien in den kommenden Jahren verdoppeln, so die Einschätzung von Rollinger. Wenn denn überhaupt noch Versicherungen angeboten werden: Bereits in der Vergangenheit hatten der R+V-Chef wie auch andere hochrangige Versicherungsmanager davor gewarnt, dass bei einer Erderwärmung um 3 oder 4 Grad Celsius die Risiken derartig unkalkulierbar und teuer würden, dass rein wirtschaftlich keine Gebäudeversicherungen mehr abgeschlossen werden könnten.

Inseln versinken – eine Hauptstadt zieht um

Das politisch vereinbarte Ziel einer Erderwärmung von möglichst maximal 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter wird von Jahr zu Jahr weniger realistisch. Auch wenn etwa in Europa bereits viel in Sachen Klimaschutz getan wird und auch das vielgescholtene China bereits erhebliche Anstrengungen unternimmt, die eigene Klimabilanz zu verbessern – insgesamt geschieht noch immer zu wenig, und das auch noch zu langsam.

Die Überhitzung des Planeten wird für die Menschheit absehbar katastrophale Folgen haben. Weite Teile der Welt dürften hitzebedingt kaum noch bewohnbar sein, heutige Inselparadiese wird es schon in wenigen Jahrzehnten nicht mehr geben. Sie werden vom steigenden Meeresspiegel verschluckt.

Bloß weg vom Wasser

Die indonesische Hauptstadt Jakarta wirbt schon heute Touristen mit dem zynisch anmutenden Slogan an, man möge die Stadt besuchen, solange es sie noch gibt. Die Stadt versinkt im Meer, das Land siedelt seine Hauptstadt deswegen nach und nach um in eine Gegend, die höher über dem Meeresspiegel liegt.

Weiter weg vom bedrohlichen Wasser, das würden sich wohl auch die Versicherungschefs mit Blick auf Deutschlands Flutregionen wünschen, die nun wieder hergerichtet werden. Solange die Dörfer und Gemeinden aber an gleicher Stelle wieder hochgezogen werden, steht es nach wie vor schlecht um einen Schutz per Gebäudeversicherung.