Siltronic am Chip-Scheideweg: Wie geht es jetzt weiter?

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Die Halbleiterbranche hat in den letzten Tagen im Zuge der Berichtssaison ambivalente Signale gesendet. So hatte sich etwa STMicro optimistisch gezeigt, während Texas Instruments und Intel zurückhaltende Töne anschlugen.Eine Meldung gab es indes auch aus Deutschland – genauer gesagt: von Siltronic. Sollten Sie das Unternehmen noch nicht kennen, hier ein paar wichtige Eckpunkte.

Was macht Siltronic eigentlich?

Siltronic mit Sitz in München produziert Wafer aus Reinstsilizium. Zunächst: Wafer sind dünne Scheiben, die vereinfacht gesagt eine Grundplatte darstellen, auf der elektronische Bauelemente wie integrierte Schaltkreise oder photoelektrische Komponenten schichtweise aufgebaut werden.

Die Wafer bestehen in der Regel aus hochreinem, nahezu fehlerfreiem monokristallinem  Silizium mit einer Reinheit von 99,99 Prozent. Wafer sind also für die Halbleiterbranche, für Photovoltaikanlagen und somit für die Elektronikindustrie als Ganzes das Grundgerüst schlechthin.

Siltronic ist einer der weltweit führenden Hersteller von solchen Siliziumwafern. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahrzehnten eine sichere Versorgung mit hochwertigem Silizium aufgebaut und beliefert selbst unter anderem die führenden 20 Unternehmen der Halbleiterindustrie mit Wafern. Gleichzeitig ist Siltronic mit etlichen angemeldeten Patenten einer der innovationsstärksten Waferproduzenten der Welt.

Wie fielen die vorläufigen Zahlen zu 2022 aus?

Nun zu den harten Fakten: Siltronic hat vor wenigen Tagen seine vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Und die waren gar nicht so schlecht. Aber schauen Sie selbst: Der Münchner Konzern erzielte demnach im letzten Jahr einen Umsatz von 1,805 Milliarden Euro und damit 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Wachstum lag im Rahmen der im Herbst zum zweiten Mal erhöhten Umsatzprognose.

Operativ verdiente der Waferspezialist laut vorläufigen Zahlen 627 Millionen Euro. Das würde einem Plus von 44 Prozent entsprechen. Die EBITDA-Marge stieg somit von 33,2 auf 37 Prozent.

Siltronic begründete die starken Wachstumszahlen neben einer vorteilhaften Wechselkursentwicklung des US-Dollars vor allem mit Preiserhöhungen. Diese konnten die gestiegenen Herstellungskosten wegen der hohen Nachfrage mehr als kompensieren.

Auch hat der Konzern als Folge des gescheiterten Übernahmeangebots durch GlobalWafers im Berichtsjahr eine Ausgleichszahlung von 50 Millionen Euro erhalten. Der taiwanesische Konkurrent wollte Siltronic für 4,4 Milliarden Euro schlucken, scheiterte aber offenbar an politischen Bedenken.

So gab das Bundeswirtschaftsministerium Anfang 2022 unter dem damals neuen Minister Robert Habeck keine Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Übernahme heraus und ließ den Deal somit faktisch scheitern. Möglicherweise hatte das Ministerium eine weitere Einflussnahme asiatischer Halbleiterzulieferer in Deutschland kritisch gesehen.

Und wie geht es weiter?

Im vierten Quartal 2022 musste Siltronic laut vorläufigen Zahlen einen leichten Rückgang des Betriebsergebnisses (EBITDA) hinnehmen. Die Produktionskapazitäten seien aber immer noch hoch ausgelastet gewesen. Zudem meldete der Konzern wegen der deutlich gestiegenen Investitionen einen negativen Netto-Cashflow.

Für 2023 ist Siltronic indes eher vorsichtig gestimmt. Zu den größten Unsicherheiten zählen laut dem Unternehmen die geopolitische und weltwirtschaftliche Entwicklung, Risiken aus schwächeren Endmärkten sowie die Entwicklung der Wechselkurse. Siltronic spielt damit unter anderem auf den jüngst eingebrochenen PC-Markt an, der auch die Halbleiterbranche und deren Zulieferer betrifft.

Zu Beginn des laufenden Jahres sei die Auslastung immerhin noch hoch gewesen. Dennoch hätten einige Kunden eine schwächere Auftragslage im ersten Halbjahr 2023 erwartet. Auch erwartet Siltronic negative Effekte aus dem schwächer werdenden US-Dollar auf die Umsatzentwicklung. Mittel- bis langfristig sieht sich das Unternehmen jedoch auf Kurs.