Rheinmetall – Bäume wachsen nicht in den Himmel

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Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall profitierte auch im zweiten Quartal 2022 von steigenden Ausgaben für Waffen und Munition. Allerdings nahmen Umsatz und Gewinn geringer zu, als am Markt erwartet worden war. Der Aktienkurs gibt deutlich nach.

Hoch Erwartungen verfehlt

Um jeweils rund 7 % ging es bei Umsatz und operativem Gewinn in den drei Monaten bis Ende Juni nach oben. Die Verkäufe erreichten 1,41 Milliarden Euro, das Ergebnis 114 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie fiel dagegen im fortgeführten Geschäft von 1,45 Euro auf 1,21 Euro zurück. Dennoch verbleibt im gesamten ersten Halbjahr ein Gewinnplus – das Ergebnis je Aktie kletterte von 2,50 Euro auf 2,63 Euro.

Der Umsatzanstieg im zweiten Quartal war vor allem drei Bereichen zu verdanken. Die Division Waffen und Munition konnte die Verkäufe um 22,2 % auf 307 Millionen steigern, Electronic Solutions, wozu unter anderem Flugabwehrsysteme und Schutz vor Drohnen zählen, sogar um 24,8 % auf 243 Millionen Euro. Auch die Autozulieferungen mit renommierten Marken wie Pierburg und Kolbenschmidt nahmen mit plus 14,2 % auf 184 Millionen Euro stark zu.

China-Lockdown kostet Umsatz und Ertrag

Beim operativen Ergebnis war der zivile Zuliefer-Bereich allerdings mit einem Gewinnrückgang um 18,4 % das schwächste Segment des Düsseldorfer Konzerns. Dazu trug der Verlust von 7 Millionen Euro im China-Geschäft bei.  Mit dem Ende von Lockdowns haben die China-Aktivitäten seit Juni jedoch wieder deutlich zugenommen.

Am besten verdiente Rheinmetall im margenstarken Waffen- und Munitionsgeschäft, das den Gewinn um knapp 35 % steigern konnte, sowie bei militärischen Fahrzeugen wie Panzern mit einem Ertragszuwachs um 15,6 %.

Wegen der eingetrübten Perspektiven im Automobilzuliefer-Geschäft hatte Rheinmetall Ende Juli bereits die Jahresprognose für den Umsatz nach unten angepasst. Nun sollen die Verkäufe „nur“ um 15 % zulegen. Bei den Gewinnen behält das Management dagegen seine Prognose vom März bei und strebt eine operative Ergebnisrendite von 11 % an.

Der Auftragseingang verbesserte sich im 2. Quartal um 34 % auf gut 600 Millionen Euro. Mit einem Rekord-Auftragsbestand von über 15 Milliarden Euro sieht sich Rheinmetall auch in den kommenden Jahren für ein hohes Wachstumstempo gerüstet. Das entspricht mehr als dem 2,5fachen eines Jahresumsatzes.

Deutliche Kursverluste – optimistische Analysten

Die Quartalszahlen überzeugten die Anleger nicht, die Rheinmetall-Aktie verlor im Vormittagshandel rund 5 % auf Kurse um 180 Euro. Die Kursziele der vier Banken, die nach der aktualisierten Jahresprognose des Konzerns Analysen erstellt haben, liegen mit 226 Euro (UBS) bis 290 Euro (Goldman Sachs) wesentlich höher. Vor dem Beginn des Kriegs in der Ukraine hatte der Aktienkurs noch bei rund 100 Euro gelegen.