MorphoSys berichtet Zahlen der US-Tochter

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Der Januar ist an der Börse ein eher ruhiger Monat. Die Jahresabschlüsse sind noch nicht fertig, sondern befinden sich in der Vorbereitung. Übernahmen sind eher mal die Ausnahme, weil wenn Unternehmen im Januar übernommen werden sollen, hätten die Berater im Dezember arbeiten müssen – und das wollen selbst die hochbezahlten Investmentbanker tunlichst vermeiden.

Nachrichtenarme Zeit

Darum ist man in diesen nachrichtenarmen Zeiten froh, wenn ein Unternehmen mal eine richtig inhaltsvolle Ad-hoc-Meldung verbreitet.

So geschehen heute Morgen von der MorphoSys AG.

Doch bevor ich weiter auf die Pressemeldung eingehe, möchte ich Ihnen vorab das Geschäftsmodell des Unternehmens vorstellen. Ich gehe davon aus, dass dieses nur den wenigsten unter Ihnen vollumfänglich bekannt ist.

Geschäftsmodell im Überblick

MorphoSys ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von innovativen Medikamenten auf Basis von menschlichen Antikörpern spezialisiert hat. Das Unternehmen nutzt seine eigene Antikörper-Bibliothek namens HuCAL, um sowohl eigene als auch verpartnerter Arzneimittelkandidaten zu erforschen und zu entwickeln.

Dabei kann MorphoSys auch Einnahmen durch Lizenzgebühren, Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen aus seinen Partnerschaften mit verschiedenen internationalen Pharmakonzernen verbuchen.

US-Tochter berichtet Zahlen für 2023

Nun also wurden Finanzkennzahlen veröffentlicht. Nicht von MorphoSys selbst, sondern von der US-amerikanischen Tochter Monjuvi.

Nach vorläufigen Zahlen hat Monjuvi im vierten Quartal einen Netto-Produktumsatz von 24,1 Millionen US-Dollar erwirtschaften können. Im Gesamtjahr beliefen sich die Erlöse auf 92,0 Millionen US-Dollar.

Ausblick für 2024

Für das Gesamtjahr 2024 erwartet MorphoSys für Monjuvi einen Netto-Produktumsatz in der Größenordnung von 80 bis 95 Millionen US-Dollar, was eigentlich der ursprünglichen Prognose des Unternehmens für 2023 entspricht.

Dabei geht MorphoSys davon aus, dass das potenzielle Wachstum von Monjuvi aus neuen Indikationen stammen wird. Diese neuen Indikationen werden derzeit in zwei Phase 3-Studien untersucht, deren Details (wie etwa in den Indikationen rezidiviertes oder refraktäres follikuläres Lymphom und Marginalzonen-Lymphom) ich Ihnen lieber ersparen möchte.

Bilanzielle Verschiebungen

Was sich nun auf den ersten Blick nicht gerade positiv anhört – Sie haben es ja gelesen, dass der Ausblick für 2024 eigentlich schon im vergangenen Jahr hätte erreicht werden sollen – erweist sich auf den zweiten Blick als Erfolg: Denn aufgrund der geringeren Umsatzerwartungen darf MorphoSys die Bilanzposition “Finanzielle Verbindlichkeiten aus Kollaborationen” von 226 auf rund 114 Millionen Euro verringern.

Dies liegt daran, dass diese buchhalterische Position eine Einschätzung der erwarteten zukünftigen Gewinne aus den Netto-Produktverkäufen von Monjuvi in den USA widerspiegelt, die MorphoSys an den früheren Eigentümer von Monjuvi, dem US-Unternehmen Incyte, schuldit ist.

Kein Cash-Effekt

Verringern sich die Erwartungen, verringert sich auch dieser Bilanzposten. Ganz schön tricky, aber für MorphoSys auf dem Papier mit positiven Folgen. Auf dem Papier, denn dabei handelt es sich eben nur um eine Bilanzposition, die sich verbessert. Ein Cashflow ist damit nicht verbunden, der Bewertungseffekt ist folglich überschaubar.

Was aber ohnehin egal ist, weil MorphoSys, betrachtet man die Gewinnschätzungen der Analysten, frühestens 2027 profitabel werden wird. Zwar scheint der Risikoappetit auf defizitäre Biotechnologiewerte in den letzten Monaten wieder angestiegen zu sein, doch nachhaltig empfehlen würde ich die MorphoSys-Aktie allenfalls spekulativ orientierten Anlegern mit langem Anlagehorizont.