Hapag Lloyd Aktie: Es geht auch ohne Cloud, Bits und Bytes

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Investoren reiben sich verwundert die Augen, denn in den vergangenen fünf Jahren hat die Aktie von Hapag Lloyd ihren Kurs mehr als verzehnfacht. Nach wie vor sind die Anteilsscheine des Logistik Unternehmens moderat bewertet. Kommen nun die nächsten 1.000 Prozent Kursgewinn?

Auf den sieben Weltmeeren

Gegründet wurde die Hapag Lloyd AG am 1. September 1970. Wobei „gegründet“ nicht ganz richtig ist. Denn die heutige HLAG ging hervor aus der Fusion der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) und der Norddeutscher Lloyd (NDL). Zwei Reedereien, deren Pötte damals, also zum Zeitpunkt der Fusion, bereits jeweils seit mehr als 100 Jahren über die sieben Weltmeere schipperten.

Die Hapag Lloyd AG ist demnach, wenn man dies so sagen darf, durch und durch „Alte Industrie“. Wachstum und Kursfantasie für die Aktie resultieren praktisch nicht aus dem üblichen Social Media-Schnickschnack, nicht aus dem Cloud-Gedöns und auch nicht aus Krypto, Algorithmen oder anderer Künstlicher Intelligenz.

Riesige Logistik-Kapazität

Nach eigenen Angaben hat Hapag Lloyd mehr als 14.000 MitarbeiterInnen in rund 420 Büros, die auf 137 Länder verteilt sind. Das Unternehmen sieht sich als weltweit führende Linienreederei. Auf den Weltmeeren unterwegs sind mehr als 250 Containerschiffe, die ein jährliches Transportvolumen von nahezu 12 Millionen TEU (= Standardcontainer) repräsentieren. Verbunden werden mit knapp 130 Liniendiensten mehr als 600 Häfen auf allen Kontinenten. Globalisierung und Welthandel wären also schier unmöglich, gäbe es Hapag Lloyd – und sicher auch die großen anderen Reedereien – nicht.

Aktie kannte nur eine Richtung – nach oben

Den Blick auf den Kursverlauf der Hapag Lloyd Aktie dürfte nicht wenige Anleger in Staunen versetzen. Denn in den vergangenen fünf Jahren legten die Anteilsscheine der Reederei kumuliert um mehr als 1.100 Prozent zu, in den vergangenen drei Jahren sogar rund 1.270 Prozent. Auf Sicht der letzten zwölf Monate betrug der Tiefstkurs knapp 130 Euro, aktuell notiert die Aktie bei rund 360 Euro. Solche Zuwächse sind Investoren ansonsten nur bei Tech-Aktien gewöhnt.

Bewertung der Hapag Lloyd Aktie scheint moderat

Zwei auch bei Privatanlegern bekannteren Börsenweisheiten lautet: „Im billigen Einkauf liegt der Gewinn“ und: „Lieber gar nicht als zu teuer kaufen“. Angesichts der Tatsache, dass die Anteilsscheine von Hapag Lloyd momentan historisch hoch notieren, lautet also die Frage: Kann die Aktie überhaupt noch einmal preiswerter werden, damit Schnäppchenjäger zum Zuge kommen?

Ein dramatischer Kursverfall ist eher unwahrscheinlich. Es sei denn, uns allen fällt – davor fürchteten sich die furchtlosen Gallier am meisten – der Himmel auf den Kopf. Auf Grundlage der Ergebnisse des Geschäftsjahres 2021 errechnete sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 5,4. Für das laufende Geschäftsjahr 2022 ist der Analysten-Konsens beim KGV in etwa genauso hoch. Für das Jahr 2023 wird ein KGV von rund 12 prognostiziert – alle Angaben auf Basis des aktuellen Kursniveaus.

Denkbar: Gegebenenfalls unterstellen Analysten, dass die Störung internationaler Lieferketten noch länger dauert und deshalb die Wachstumschancen von Hapag Lloyd beeinträchtigt.

Wachstumsrisikogestörte Lieferketten?

Nach Angaben von Hapag Lloyd Vorstandschef Rolf Habben-Jansen ist die Situation auf den Weltmeeren bis mindestens zur Jahresmitte 2022 von „Verspätungen, knappen Transportkapazitäten und erheblich gestiegenen Transportpreisen“ geprägt. Das alles wird allgemein als „gestörte Lieferketten“ bezeichnet. CEO Jansen rechnet mit einer allmählichen Entspannung ab der zweiten Jahreshälfte 2022. Auf mittlere Sicht dürfte das Geschäft von Hapag Lloyd durch zwei neue Riesenfrachter beflügelt werden, die in den vergangenen beiden Jahren in Südkorea bestellt wurden.

Kaufen, schlafen legen, nach 20 oder 30 Jahren wieder hinschauen – bei der Aktie von Hapag Lloyd scheint diese dem Börsenaltmeister André Kostolany zugerechnete Weisheit durchaus zutreffend.