Fielmann Aktie – sehr genau hinschauen

Inhaltsverzeichnis

Familienunternehmen stehen an der Börse nicht selten hoch im Kurs. Einfach weil die Patriarchen mit Leib, Seele und Kapital bei der Sache sind. Die Optiker-Kette Fielmann ist ein solches Familienunternehmen. Deren Aktien haben nach ihren Höchstständen viel an Wert verlor. Lohnt jetzt der Kauf?

Brille? Fielmann! – Wachstum dank Demographie

Die Hamburger Optiker-Kette, deren Aktie die WKN 577220 trägt, ist ein Familienunternehmen wie aus dem Bilderbuch. Seit dem Jahr 2019 steht Marc Fielmann als Vorstandschef an der Spitze des Unternehmens. Er ist Sohn des Firmengründers Günther Fielmann. Der Börsengang fand bereits im Jahr 1994 statt – damals die erste Neuemission im Nennwert von 5 D-Mark in Deutschland.

Die erste Niederlassung datiert auf das Jahr 1972. Mittlerweile hat die Optiker‑Kette rund 900 Niederlassungen in Europa und ist nach Unternehmensangaben Marktführer. Fielmann reitet mit seinen Produkten und Dienstleistungen nicht zuletzt auf der Demographie-Welle. Heißt: Der Erfolg des Geschäftsmodells beruht zu einem ansehnlichen Teil auf der sich beschleunigenden Alterung der Gesellschaft.

Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Markt der Fielmann Familie. Und Deutschland hat, das wissen wir nicht erst seit gestern, ein besonderes Demographieproblem, was sich unter anderem im tatsächlichen oder vermeintlichen Fachkräftemangel zeigt. Angesichts der demographischen Entwicklung zwischen Pinneberg und Passau verwundert es kaum, dass derzeit mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland Brillenträger sind.

Von der Pandemie gebeutelt

Im Pandemiejahr 2020 hat der gesamte Einzelhandel arg gelitten, Fielmann bildet da keine Ausnahme. So erwirtschaftete der Optiker im Geschäftsjahr 2020 einen Nachsteuergewinn von rund 120 Millionen Euro, über 30 Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahr.

Ein eindrucksvoller Turnaround gelang dann im Geschäftsjahr 2021. Der Konzernumsatz stieg um 17 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern legte um 20 Prozent auf rund 145 Millionen Euro zu. Der Hauptversammlung wird eine Dividende je Anteilsschein in Höhe von 1,50 Euro vorgeschlagen nach 1,20 Euro im davorliegenden Jahr. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses der Fielmann AG errechnet sich eine Dividendenrendite von um die 3 Prozent.

Ist die Fielmann Aktie jetzt ein Kauf?

Zweifellos – der Aktienkurs hat schon deutlich bessere Zeichen gesehen. Immerhin notierten die Anteilsscheine des Optikers mal in der Region um 80 Euro, jetzt bei 50 Euro. Das lässt Anleger, die schon seit einer kleinen Ewigkeit dem Unternehmen und deren Aktien treu bleiben, nicht gerade in Jubel ausbrechen.

Doch es scheint so, als kehrte das Unternehmen in den nächsten Jahren auf den gewohnten Wachstumspfad zurück. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt der Analysten-Konsens bei gut 25 für das Geschäftsjahr 2022 und bei knapp 23 für 2023. Die Gewinne dürften demnach weiter steigen – unterstellt, dass wir alle die kommenden Corona-Jahre ohne Lockdowns und andere wirtschaftliche Blessuren überstehen.

Klar, die Anteilsscheine sind momentan nicht gerade günstig bewertet. Doch die Wachstumsstory scheint intakt. Insbesondere ist mit einer aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik zu rechnen. Dafür spricht, dass die Fielmann Family Foundation derzeit 71,6 Prozent der Aktien hält und naturgemäß an stetige und möglichst steigende Ausschüttungen interessiert ist.

Mit Sicht auf die nächsten mindestens fünf Jahre dürfte es momentan kein Fehler sein, sich ein paar Fielmann Stücke ins Depot zu legen. Zuwächse und Dividenden könnten aus heutiger Sicht wohl auch höhere Inflationsraten schlagen.