Wem der DAX gehört

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Die Einwohner Deutschlands sind schon ein seltsames Völkchen: Sie ziehen zum Joggen Adidas-Turnschuhe an, sind bei der Allianz versichert, schlucken bei Kopfschmerzen Aspirin von Bayer und fahren einen Mercedes, BMW, Audi, Porsche oder Volkswagen. Sie kaufen also deutsche Produkte. Aber in deutsche Aktien investieren – das tun die wenigsten hierzulande. Das zeigt eine Erhebung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.

Demnach befindet sich nur etwa ein Drittel der DAX-Aktien in deutscher Hand. Der Rest hingegen gehört – sofern messbar – Ausländern, allen voran US-amerikanischen Investoren, die etwa 24% vom DAX besitzen. Europäische Investoren außerhalb Deutschlands haben rund 23% der DAX-Aktien in ihren Depots.

Weniger als ein Fünftel der Ersparnisse in Aktien

Der Anteil der deutschen DAX-Anleger ist übrigens gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte gesunken. Das ist nicht gerade ermutigend. Zeigt es doch, dass die Deutschen in puncto Aktien-Investments nach wie vor sehr zurückhaltend sind, selbst wenn es um Unternehmen geht, die in ihrem eigenen Land sitzen und deren Produkte sie in- und auswendig kennen.

Ein ähnliches Bild zeigt auch die Geldvermögens-Statistik der Deutschen Bundesbank, die untersucht, wie die Menschen hierzulande ihr Geld anlegen. Die jüngsten Zahlen stammen aus dem ersten Quartal 2025. Demnach sind die 9.053 Mrd. Euro Vermögen aus den privaten Haushalten folgendermaßen aufgeteilt:

  • 37,5% entfallen auf Bargeld und Einlagen (also Kontoguthaben).
  • 28,2% entfallen auf Lebensversicherungen, Rentenversicherungen und vergleichbare Vorsorgeprodukte.
  • 19,1% entfallen auf Aktien.
  • 12,9% entfallen auf Fonds (und das sind nicht nur Aktienfonds).
  • 2,4% entfallen auf Schuldverschreibungen.

Im Klartext heißt das: Weniger als ein Fünftel ihrer Ersparnisse haben die Deutschen in Aktien angelegt (wobei es hier nicht nur um DAX-Aktien geht). Nimmt man die Fonds dazu, liegt der Anteil immer noch bei weniger als einem Drittel.

Ruinöses Sicherheitsdenken

Ich weiß: Sie als Leser von „Morriens Schlussgong“ gehören nicht zu den Menschen, die sich von Aktien fernhalten. Ein wenig komme ich mir also gerade vor wie der berühmte Pfarrer, der von der Kanzel herunter die leere Kirche beklagt und dabei ausgerechnet diejenigen tadelt, die doch aus seiner Sicht alles richtig machen und in die Messe gekommen sind.

Mein Appell an Sie lautet jedoch: Geben Sie Ihre positive Einstellung gegenüber Aktien an Ihre Kinder und Enkel weiter. Machen Sie ihnen klar: Auf lange Sicht ist das die einzige Möglichkeit, einer ruinösen Inflation zu entkommen, die mehr Vermögen vernichtet, als ein einzelner Aktiencrash das kann. Das Bedürfnis nach Sicherheit, das die Mehrheit dazu führt, Festgeldkonten und Lebensversicherungen zu bevorzugen, ist auf Dauer verlustreich, wenn Sie die sinkende Kaufkraft berücksichtigen.

Motivieren Sie daher Ihren Nachwuchs, mit einem Aktien- oder Fondssparplan zu beginnen und Schwankungen an der Börse einfach auszusitzen. Vielleicht werden auch die laufend eintrudelnden Dividenden diese Jung-Aktionäre dazu motivieren, an ihren Aktien-Investments festzuhalten.

Zudem ist die Beobachtung, welche Produkte und Leistungen sie kaufen und welche Unternehmen davon profitieren, nicht die schlechteste Möglichkeit zu lernen, welches Aktien-Investment sich potenziell lohnen könnte. Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingen möge, zum Wohle Ihrer Kinder und Enkel Ihre eigene Begeisterung für Aktien weiterzugeben.