Nach Fed-Zinssenkung: Dax knackt 19.000-Punkte-Marke

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Hurra, die Zinswende ist da! Nachdem die Europäische Zentralbank bereits in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt hatte, zog nun auch ihr US-Pendant, die Federal Reserve, mit ihrer Zinsentscheidung nach.

Notenbanker sorgen für Schlagzeilen

Beide Zentralbanken sorgten dabei für Schlagzeilen: Die EZB, weil sie einen ungewöhnlichen „Doppelschritt“ vollzog. Zunächst senkte sie den Einlagensatz um 0,25 auf nunmehr 3,5 Prozentpunkte, am gestrigen Mittwoch reduzierten die Währungshüter zudem den Haupt- und den Spitzenrefinanzierungssatz um jeweils 0,35 Prozent. Galt in der Vergangenheit vor allem der Hauptrefinanzierungssatz als entscheidender Leitzins, hat in den vergangenen Jahren der Einlagensatz an Bedeutung gewonnen.

Die Fed wiederum überraschte die Märkte mit einer unerwartet deutlichen Zinssenkung: Anstelle der sonst oft üblichen 0,25 Basispunkte senkte sie den US-Leitzins zum Einstieg in die Zinswende gleich um 0,5 Prozent. Dabei verwiesen die Währungshüter nicht zuletzt auf die rückläufige Inflation, die von über 7 auf mittlerweile rund 2,2 Prozent gesunken ist und sich damit nah an der Zielmarke von 2 Prozent bewegt.

Dax mit neuem Rekordhoch – erstmals über 19.000 Punkten

Deutsche Anleger reagierten hocherfreut auf die Neuigkeiten aus Übersee: In der Mittagszeit übersprang der Leitindex Dax zum ersten Mal in seiner Geschichte die Marke von 19.000 Zählern. Bis zum frühen Nachmittag legte der Dax am Donnerstag um rund 1,7 Prozent zu. Seit Beginn des Jahres notiert Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer damit mehr als 13 Prozentpunkte im Plus.

Absoluter Spitzenreiter im Dax im bisherigen Jahresverlauf ist dabei Siemens Energy: Die Aktie der Siemens-Tochter hat sich seit Anfang Januar mehr als verdoppelt und notierte am Donnerstag sagenhafte 160 Prozent über dem Kurs zu Jahresbeginn. Um zwei Drittel zulegen konnte seit Anfang Januar auch die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall, die den zweiten Platz im bisherigen Dax-Ranking 2024 belegt. Auf Platz 3 folgt die Commerzbank, deren Aktie zuletzt durch Übernahmephantasien beflügelt wurde und im Vergleich zum Jahreswechsel rund 45 Prozent im Plus liegt.

Dennoch: Deutschlands Wirtschaft schwächelt bedenklich

Doch trotz des jüngsten Allzeithochs und der vorangegangenen Rally: In der deutschen Wirtschaft läuft es 4 Jahre nach der Pandemie und zweieinhalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine alles andere als rund. Die Wirtschaft stagniert und schrammt immer wieder haarscharf an einer Rezession vorbei. Das spiegelt sich auch beim Blick auf die Dax-Verlierer wider: Ausgerechnet traditionelle Schlüsselindustrien finden sich im bisherigen Jahresverlauf auf der Verliererseite.

Mit BMW und Continental finden sich derzeit zwei Vertreter aus der Automobilbranche unter den Dax-Schlusslichtern, beide haben seit Beginn des Jahres mehr als ein Viertel an Wert eingebüßt. Der zuletzt krisengebeutelte Volkswagen-Konzern liegt im Jahresverlauf bislang bereits gut 17 Prozent im Minus – und könnte die Verluste noch weiter ausbauen angesichts der Hiobsbotschaften der vergangenen Tage und Wochen. Die beiden im Dax gelisteten Porsche Aktien liegen ebenfalls zweistellig im Minus, und auch bei Mercedes-Benz läuft es kaum besser: Die Aktie der Stuttgarter notiert derzeit etwa 8 Prozent tiefer als noch zu Beginn des Jahres.

Schlüsselbranchen im Krisenmodus

Auch die Chemiebranche ist arg gebeutelt. Allen voran Bayer leidet nach wie vor unter dem Kauf von Monsanto, die wohl als eine der größten Fehlentscheidungen des Managements einzustufen ist. Derzeit liegt die Bayer Aktie rund 17 Prozent unter ihrem Niveau vom Jahresauftakt. Rivale BASF ist mit minus 7 Prozent ebenfalls in die Verlustzone abgerutscht.

Beobachter gehen daher davon aus, dass es sich bei der aktuellen Dax-Rally eher um ein kurzes Strohfeuer handelt – zumal die Notenbanker auch gleich allen Hoffnungen den Wind aus den Segeln genommen haben, es könnte in diesem Tempo weitergehen. Vielmehr wollen die Währungshüter den ungewohnt großen Zinsschnitt nach der Sommerpause als einmaligen Einstieg in die Periode von Zinssenkungen verstanden wissen, die in den kommenden Monaten in verringertem Tempo ihre Fortsetzung finden dürfte.