Frankreich atmet auf, DAX startet durch

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Die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl ist geschafft. Der unabhängige liberale Kandidat  Macron hat 23,9% der Stimmen errungen, Le Pen kommt mit 21,4% auf Platz zwei. Das war so auch in den Umfragen erwartet worden.

DAX auf Rekordhoch

Frankreich atmet auf – zumindest für zwei Wochen. Denn dann entscheidet sich im zweiten Wahlgang, wer für fünf Jahre als Präsident in Élysée-Palast einzieht.

Auch in Deutschland und Europa ist die Erleichterung spürbar. Der DAX springt bei über 12.400 Punkten auf ein Allzeithoch. Gibt es tatsächlich Grund zu jubeln?

„Umsturz“ und „Schlamassel“

Viele französischen Medien sind da weniger enthusiastisch, auch wenn gestern im französischen Fernsehen die „Macron President“-Rufe minutenlang live übertragen wurden.

Die linke Tageszeitung Le Monde spricht in ihrer heutigen Ausgabe von einem „bouleversement du paysage politique“, also von einem Umsturz der politischen Landkarte.

Der rechte Le Figaro, der unverhohlen für den korrupten Fillon von den Republikaner geworben hat, sieht „Un immense gâchis“, also ein ungeheures Schlamassel.

Frankreich ist gespalten

Auf den ersten Blick stehen sich in Frankreich zwei Lager gegenüber, die konträrer nicht sein könnten.

Die jungen, urbanen, gut gebildeten, optimistischen, europafreundlichen Wähler von Macron und die eher ruralen, weniger gebildeten, pessimistisch-ängstlichen Schichten der rechtspopulistischen Front National.

Auf den zweiten Blick zeigt sich aber, das mit der Präsidentschaftswahl die bisherigen Lager gesprengt wurden.

Die sozialistische PS wurde fast ausradiert, weiter links gibt es drei weitere Parteien, unter ihnen Kommunisten und Marxisten. Und genau das kann noch zum Problem werden.

Nehmen die Linken Le Pen in Kauf?

Von der geschrumpften PS wird die große Mehrheit in zwei Wochen ohne Zweifel Macron wählen. Die linksradikalen Parteien, die zusammen immerhin auf über 23% kommen, werden sich sehr schwer tun, für den liberalen Kandidaten Macron zu stimmen.

Damit nehmen sie tatsächlich in Kauf, das eine rechtspopulistische Partei in Frankreich an die Macht kommt. Im rechten Lager sieht es nicht besser aus.

Über 41% radikale Kräfte in Frankreich

Die Republikaner, die mit Sarkozy vor 2012 den Präsidenten gestellt haben, sind ebenfalls vernichtend geschlagen. Ein Teil wird mit Bauchschmerzen Macron, einen Teil geht nicht zur Wahl und ein weiterer Teil gibt bereits jetzt, unumwunden zu für Le Pen zu wählen.

Wenn man noch das FN-Lager hinzunimmt, kommen die radikalen, Establishment-und Europa-feindlichen Kräfte in Frankreich auf über 41%.

Nach den aktuellen Umfragen wird der neue Präsident wohl Macron heißen. Frankreich wird damit aber kaum zu Ruhe kommen und sich bei den dringend notwendigen Reformen weiter im Weg stehen.