Dax beendet Krisenjahr auf Rekordniveau

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Der Dax hat das Silvesterfeuerwerk vorgezogen: Zum Wochenauftakt erreichte das Börsenbarometer einen neuen historischen Höchststand – und seither geht es weiter aufwärts. Am Dienstag überschritt der Dax erstmals in seiner Geschichte die Marke von 13.900 Zählern.

Eine Rekordjagd nach einem so kollektiv katastrophalen Jahr wie 2020? Wie passt das zusammen? Es spielen 3 Faktoren eine Rolle, will man sich die aktuelle Jahresendrally genauer erklären.

Grund Nummer 1: Kurzfristige Effekte

Erstens: Kurzfristig feiert die Börse den Moment, die Gegenwart, das Jetzt – und im Jetzt gibt es durchaus gute Nachrichten.

So wurde inzwischen auch in Deutschland mit den Impfungen gegen Covid-19 begonnen, und ausgerechnet an Heiligabend haben sich Großbritannien und die Europäische Union nach langem Ringen doch noch auf einen Post-Brexit-Vertrag verständigt, der zum 1. Januar zumindest vorläufig in Kraft treten kann.

Damit sind zwar längst nicht alle Probleme ausgestanden, ganz im Gegenteil, Import-Export-Geschäfte werden durch den Brexit ebenso belastet wie die restlichen Handelsbeziehungen zwischen dem Königreich und dem Kontinent. Aber immerhin gibt es nun beidseitig akzeptierte Regelungen, man fällt nicht in ein komplett schwarzes Loch ohne zu wissen, wann oder wie man wieder herauskommen soll – genau diese Horrorvision, die vor allem viele Kontinentaleuropäer mit einem harten Brexit verbinden, bleibt uns nun erspart.

Grund Nummer 2: Mittelfristige Aussichten

Zweitens: Mittelfristig feiert die Börse die Zukunft, die kommenden Monate, die weiteren Aussichten – und die lassen sich knapp zusammenfassen mit der Floskel „es kann nur besser werden“.

Tatsächlich sorgen vor allem die laufenden Impfungen und auch das Brexit-Abkommen nicht nur für ein akutes Aufatmen, sondern auch für bessere Zukunftsaussichten. Beides stand bis kurz vor Jahresende noch auf der Kippe, beides hat sich nun zum Guten gewendet. Wirtschaftlich betrachtet wird das Jahr 2021 weiterhin schwierig, aber nicht so schlimm, wie es hätte kommen können.

So rechnen viele Beobachter für das kommende Jahr mit einer allmählichen Entspannung der Pandemiesituation und damit verbunden auch mit einem besseren wirtschaftlichen Umfeld. Spätestens ab der zweiten Jahreshälfte sollten sich die positiven Effekte auch in den Bilanzen der Unternehmen bemerkbar machen. Einige hoffen auf ein Erreichen des Vorkrisenniveaus bereits 2022. Für manche Branchen erscheint das sehr optimistisch, aber die Wirtschaftsleistung insgesamt dürfte sich relativ rasch erholen – vorausgesetzt, das neue Jahr bringt keine neuen Hiobsbotschaften.

Grund Nummer 3: Langfristige Rahmenbedingungen

Drittens: Langfristig feiert die Börse die blendend guten Rahmenbedingungen für Anlagen in Aktien, die im Wesentlichen bereits seit einer Dekade bestehen.

Im Zuge der globalen Finanzkrise haben die Notenbanken auf expansive Geldpolitik gesetzt, der Leitzins wurde auf ein historisch niedriges Niveau heruntergeschraubt, zeitweise bis auf null, gleichzeitig wurden die Druckerpressen angeworfen und der Markt mit Geld geflutet.

Beides führte zu einer langanhaltenden Börsenrally. Durch die zusätzlichen Milliarden, die Monat für Monat durch die Notenbanker in den Markt gepumpt wurden, standen enorme Summen zur Verfügung, die es gewinnbringend anzulegen galt und gilt. Gleichzeitig sorgt die Niedrigzinspolitik dafür, dass Aktien als eine von wenigen Anlagemöglichkeiten überhaupt noch Rendite abwerfen. Das klassische Sparbuch reicht oftmals nicht einmal mehr zum Inflationsausgleich, wer sein Geld hier parkt, vernichtet es im Laufe der Zeit.

2021: Geht die Rally weiter?

Im Zusammenspiel aller drei Effekte – kurzfristig guten Nachrichten, die für mittelfristig gute Perspektiven sorgen bei langfristig aktienfreundlichen Marktbedingungen – erscheint die neue Rekordjagd im Dax weniger verwunderlich, als es am Ende eines beispiellosen Krisenjahres wie 2020 auf den ersten Blick anmutet.

Bei allen Entbehrungen, die 2020 bereithielt: Am Parkett lief es gut. So wie es aktuell aussieht, kann der Dax das Jahr sogar im Plus beenden. War er wenige Tage nach seinem bisherigen Allzeithoch im März noch von über 13.500 auf zeitweise unter 8.500 Zähler abgestürzt, konnte der Leitindex diesen Einbruch innerhalb kürzester Zeit wieder wettmachen. Bereits im Juli wurde die Marke von 13.000 Punkten wieder überschritten, seither bewegt sich der Leitindex auf recht hohem Niveau, unterbrochen lediglich kurzzeitig von der Ankündigung des neuerlichen Lockdowns Ende Oktober, Anfang November.

Für 2021 scheinen Anleger wie Unternehmen nun besser gewappnet, man kennt das Fahrwasser, in dem man sich während der Pandemie bewegt, man kann Risiken und Auswirkungen besser abschätzen als im März. Einer weiteren Rally steht somit auf den ersten Blick nichts im Wege – höchstens ein paar Gewinnmitnahmen nach den neuen Rekorden.