Autobranche: Jobkahlschlag bei Autobauern und Zulieferern

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Nach monatelanger Kurzarbeit kommt nun die Kündigungswelle: Zahlreiche Unternehmen haben erhebliche Stellenstreichungen angekündigt. Besonders betroffen sind neben der Luftfahrt- und Touristikbranche einmal mehr die Automobilhersteller und ihre Zulieferer.

So kündigte der Zulieferbetrieb ZF aus Friedrichshafen in dieser Woche an, weltweit bis zu 15.000 Arbeitsplätze zu streichen. Die Hälfte dieser Einsparungen soll in Deutschland erfolgen. Der Stellenabbau soll auf die kommenden fünf Jahre gestreckt werden.

Renault will 15.000 Stellen streichen

Im Nachbarland Frankreich kündigte der Automobilhersteller Renault Einschnitte bei der Belegschaft in gleichem Umfang an, auch hier sollen 15.000 Stellen wegfallen, allerdings bereits in den kommenden drei Jahren – und möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen. Stattdessen will das Unternehmen, an dem der französische Staat rund 15 Prozent der Anteile hält, Anreize zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Unternehmen anbieten und frei werdende Stellen nicht neu besetzen.

Renault war bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Schieflage geraten. Die Situation wird durch den weltweiten Nachfrageeinbruch nun noch zusätzlich verschärft. Wesentlich beigetragen zum Niedergang des französischen Konzerns hatte zuletzt dessen Partnerschaft mit dem japanischen Hersteller Nissan, an dem die Franzosen gut 43 Prozent halten.

Nissan schreibt rote Zahlen

Nachdem Nissan über mehrere Jahre satte Gewinne in die französischen Kassen gespült hatte, lief das letzte Jahr wesentlich schlechter. Das hatte nicht zuletzt mit dem Skandal um den früheren Chef Carlos Ghosn zu tun, dem nach einer Festnahme in Japan eine spektakuläre Flucht in den Libanon gelang. Der Vorgang hatte Renault und Nissan schwer belastet.

Ablesen lässt sich das Ganze neuerdings in den Geschäftszahlen, die die Japaner jüngst vorgelegt haben. Das Geschäftsjahr bei Nissan endete zum 31. März – und zwar mit einem herben Verlust. Tatsächlich rutschte das Unternehmen erstmals seit der Finanzkrise vor rund 10 Jahren in die roten Zahlen.

Der Jahresnettoverlust beläuft sich demnach auf umgerechnet 5,7 Milliarden Euro. Aussicht auf Besserung besteht bis auf Weiteres nicht: Genau wie alle anderen Hersteller in der Autobranche fiel der April auch für Nissan desaströs aus, das Unternehmen verzeichnete einen Produktionsrückgang um 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Absatzrückgang belief sich im gleichen Zeitraum auf knapp 42 Prozent.

Nun sollen die Produktionskapazitäten drastisch reduziert werden um insgesamt ein Fünftel. Davon betroffen ist unter anderem der Standort in Barcelona, der geschlossen werden soll. In dem Werk sind rund 3.000 Arbeitsplätze angesiedelt.

Deutschland profitiert von Kurzarbeiterregelung

In Deutschland profitieren viele Mitarbeiter der großen Hersteller BMW, Daimler und Volkswagen noch von den Regelungen zur Kurzarbeit. Zwar stecken auch diese Konzerne in der Krise, sie hoffen jedoch auf ihren traditionell guten Draht in die Politik.

Geht es nach den Autobauern, soll eine staatlich subventionierte Kaufprämie her, um den Verkauf von Neuwagen anzukurbeln. Bislang ist ein solches Paket jedoch noch nicht beschlossen. Ökonomen zweifeln dessen Wirksamkeit ohnehin an – und in der Öffentlichkeit stößt auf wenig Gegenliebe, dass die Hersteller von ihrer großzügigen Dividendenpolitik nicht abrücken wollen. Zuletzt war BMW in die Kritik geraten, weil Gewinnausschüttungen in Milliardenhöhe erfolgten, während gleichzeitig etliche Mitarbeiter in Kurzarbeit auf einen Teil ihres Gehalts verzichten müssen.