Aufatmen in Berlin und Frankfurt: Biden gewinnt US-Wahl

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Aufatmen in Berlin: Nach einem tagelangen, zähen Auszählungsverfahren und einem zeitweise knappen Kopf-an-Kopf-Rennen ist es seit dem Wochenende nun offiziell. Joe Biden hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen, die Ära Trump ist nach vier Jahren beendet.

Damit erfüllen sich die Hoffnungen der meisten europäischen Vertreter. Zwar werden Kommentatoren nicht müde zu betonen, dass mit Biden auch nicht alles anders wird – vieles jedoch dürfte besser werden, insbesondere der Tonfall dürfte sich grundlegend verändern.

USA vor Rückkehr zum Klimaabkommen

Hatte Donald Trump grundsätzlich auf Konfrontation gesetzt, gilt Biden als versierter Diplomat, der dank seiner Vergangenheit als Vize-Präsident unter Barack Obama auch international exzellent vernetzt ist. Viele politische Projekte, die einst Obama angestoßen und die Trump dann wieder verworfen hatte, will Biden energisch vorantreiben. Zu nennen ist hierbei insbesondere das Pariser Klimaabkommen.

Schon relativ zu Beginn seiner Amtszeit hatte Trump den Ausstieg der USA aus dem Klimaschutzabkommen erklärt, wirksam wurde dieser jedoch erst in der vergangenen Woche, just einen Tag nach der Präsidentschaftswahl. Biden hat unterdessen angekündigt, gleich an seinem ersten Tag im Amt die Rückkehr der Vereinigten Staaten zum Klimavertrag zu veranlassen.

Auch darüber hinaus dürfte Biden wieder stärker auf Multilateralismus setzen, den Vereinten Nationen und ihren Organisationen positiver gegenüberstehen und die Bekämpfung der Corona-Pandemie ernstnehmen.

Kompromisse statt Strafzölle

Aus wirtschaftlicher Sicht verweisen Beobachter auf eine stärkere Verhandlungsorientierung: Hatte Trump vor allem mit Ultimaten und Strafzöllen Außen- und Handelspolitik betrieben, rechnet man unter Biden mit einer Rückkehr zum Dialog und zur Kompromissbereitschaft. So hofft man in der Berliner Bundesregierung auf neue Handels- und Zollabkommen mit den USA nach dem Machtwechsel in Washington.

Mit Blick auf die US-Unternehmen dürften unter Biden vor allem für die Ölindustrie härtere Zeiten anbrechen. Durch eine erneute Orientierung an den Pariser Klimazielen werden sich auch die US-Firmen stärker mit Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit befassen müssen, und auch mit überschwänglichen Steuergeschenken dürfte es vorbei sein.

Anleger erleichtert – Börsen im Plus

Dennoch wird der Wahlsieg Bidens und der damit im Januar anstehende Paradigmenwechsel an den Finanzmärkten positiv aufgenommen. An den großen Handelsplätzen im asiatisch-pazifischen Raum legten die wichtigsten Indizes bereits kräftig zu, der Nikkei in Tokio lag zum Wochenauftakt um mehr als 2 Prozentpunkte im Plus.

Auch in Frankfurt zeichnet sich Erleichterung ab: Nach Kursverlusten am Freitag startet der Dax mit neuem Schwung in die Handelswoche. Punkten kann Biden wohl vor allem mit Verlässlichkeit und Verbindlichkeit: Mit dem neuen US-Präsidenten dürfte insgesamt wieder mehr Ruhe einkehren, auf der politischen Bühne wie auch am Börsenparkett.

Die wechselhaften Launen eines Donald Trump, der die Welt und mit ihr die Märkte via Twitter in Atem hält, ist damit Geschichte.